Klassik ist ansteckend
21. Februar 2011Ein Klassenzimmer ist zum Konzertsaal umfunktioniert worden. Auf der einen Seite eine Bühne, gegenüber ein paar Stuhlreihen und eine gemütliche Sitzgruppe. Rund 40 Schülerinnen und Schüler im Alter von acht bis neun Jahren sind gespannt. In der Grundschule im Kölner Stadtteil Ehrenfeld hat sich heute prominenter Besuch angesagt: die Flötistin Dorothee Oberlinger. Geplant ist kein herkömmliches Konzert, sondern eine lebendige Demonstration der Musikinstrumente und ein Quiz, bei dem alle mitmachen können.
Eine Idee macht Schule
Der außergewöhnliche Musikunterricht ist Teil des Projekts "Rhapsody in School", das der Pianist Lars Vogt vor über fünf Jahren ins Leben gerufen hat. "Ich finde, bei Kunst und Musik hängt wahnsinnig viel von der Persönlichkeit ab. Wenn jemand so begeistert von etwas erzählt und sagt, das ist das, was ich unglaublich liebe und was mein ganzes Leben ausmacht, dann wird man auch neugierig und denkt, was mag da dahinter sein." Inzwischen konnten viele namhafte Künstler für das Projekt gewonnen werden: Die Geigerin Julia Fischer ist genauso dabei wie der Cellist Daniel Müller-Schott oder die Klarinettistin Sharon Kam.
Tor zu einer anderen Welt
Der Funke springt über. Die Kinder staunen nicht schlecht als Dorothee Oberlinger ein ganzes Sortiment an Blockflöten auspackt und auf der Bühne verteilt. Jeder darf die Instrumente selbst in die Hand nehmen. Der Künstlerin ist die Freude an der Arbeit mit den Kindern anzumerken. "Ich bin jedes Mal fasziniert von der Offenheit der Kinder, dass sie nicht mit Vorurteilen in so eine Stunde gehen, sondern wirklich mit offenen Ohren da sitzen und hinterher auch sehr kluge und gute Fragen kommen. Es gibt manchmal auch Lehrer, die Briefe von den Kindern zusammenstellen. In einem dieser Briefe schrieb ein kleiner Junge zum Beispiel, dass sich mit dieser Musik für ihn ein Tor zu einer anderen Welt geöffnet habe - ganz philosophisch, und das fasst das ein bisschen zusammen."
Klassik ist ansteckend
In dem improvisierten Konzertsaal wird es jetzt richtig lebendig. Dorothee Oberlinger spielt eine Melodie vor und fragt, aus welcher Zeit diese Musik stammen könnte. "Aus dem Mittelalter!", kommt es spontan aus mehreren Ecken. Und dann erleben die Kinder, dass man auf einer Blockflöte nicht nur Melodien spielen kann, sondern dass es viele ganz verschiedene Klänge und Effekte gibt, zwei Flöten gleichzeitig gespielt werden können oder man auch Flöte spielen und dabei singen kann.
In Köln ist Christiane Röttger für die Planung mit verantwortlich: "Die Idee ist ja, Kinder, die sonst vielleicht nicht mit klassischer Musik in Berührung kommen, langsam heranzuführen. Die Künstler haben sich bereit erklärt, in diesem Projekt mitzumachen. Wir wissen, welche Künstler wann in welcher Stadt auftreten und dann in die Schulen gehen können."
Künstler zum Anfassen
Eins darf natürlich nicht fehlen: die Autogrammstunde im Anschluss an den Unterricht. Alles ist vorbereitet. Jeder hat ein Foto der Flötistin dabei. Die Schlange schiebt sich langsam an dem kleinen Tisch vorbei, an dem Dorothee Oberlinger bereitwillig ein Foto nach dem anderen signiert. Die Meinung der Teilnehmer ist einhellig: "Ich hab versucht, so gut wie möglich zuzuhören, ich fand das richtig toll. Und ich fand es sehr gut, dass die uns auch Unterschriften gegeben hat."
Autorin: Gudrun Stegen
Redaktion: Angela Müller