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Klassentreffen der Stars

Greg Wiser/ suc28. März 2014

Shakira, Kylie Minogue und Bob Geldof kamen zur Gala für den ECHO 2014 in Berlin. Das alljährliche Treffen des Olymps der deutschen Musikindustrie verlief allerdings ohne große Überraschungen.

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Gastgeberin und Echo-Gewinnerin Helene Fischer Foto: JOHANNES EISELE/AFP/Getty Images
Gastgeberin und Echo-Gewinnerin Helene FischerBild: Johannes Eisele/AFP/Getty Images

So mancher Musikfan außerhalb Deutschland wird bei den Nominierungen zum ECHO die Stirn gerunzelt haben. In der Kategorie "Album des Jahres" tauchten Namen auf wie Andrea Berg, Depeche Mode, Helene Fischer, Santiano und Robbie Williams. Internationale Zuschauer mögen sich gefragt haben: "Helene wer?" Für deutsche Fans ist das gar keine Frage; die 29-jährige Schlagersängerin hat längst einen Dauerplatz in den Charts und Millionen von Alben verkauft.

Zum zweiten Mal in Folge präsentierte sie sich bei der ECHO-Verleihung in Berlin als charmante Gastgeberin. Das von der Deutschen Phono-Akademie veranstaltete Event fand zum 23 Mal statt. Vor allem die Zahl der Plattenverkäufe entscheidet darüber, wer die Trophäe in Empfang nehmen kann. Anders als bei den vergleichbaren US-amerikanischen Grammys und den Brit Awards, denn dort zählt das Wort der Musikexperten mehr als die reinen Verkaufszahlen.

Wie erwartet erhielt Helene Fischer den ECHO in der Königskategorie "Album des Jahres"; ihre CD "Farbenspiel" verkaufte sich schon mehr als eine Million Mal. Auch den Preis in der Kategorie "deutschsprachiger Schlager" heimste sie ein und freute sich wie eine Schneekönigin.

Bescheidenheit ist angesagt

Anders als bei den Grammys und den Brit Awards müssen sich die Macher beim ECHO oft in Bescheidenheit üben, wenn es um weltweit bekannte Stars und Hitgaranten geht: Manche internationalen Nominierte haben nämlich schlicht keine Zeit, der Zeremonie beizuwohnen. In diesem Jahr glänzten die Gewinner der Kategorien "Rock/Pop International" und "Electronic Dance Music National/ International" mit Abwesenheit: Robbie Williams und Produzent Avici, der mit "Wake me up" gleichzeitig die Trophäe für den "Hit des Jahres" abräumte. Beide Preisträger bekamen ihre ECHOs im Vorfeld überreicht, die Videos wurden dann in Berlin gezeigt. Einem wenig enthusiastischen Avici wurde darin versichert, dass der Preis bedeutend sei – "ganz ehrlich".

Shakira auf der Bühne Foto: JOHANNES EISELE/AFP/Getty Images
Shakira sorgte bei der Preisverleihung für den StarfaktorBild: Johannes Eisele/AFP/Getty Images

Über mangelndes Staraufgebot kann sich die Show trotzdem nicht beklagen. Shakira und Kylie Minogue nutzten ihre Auftritte, um ihre neuen Alben zu promoten. Auf dem roten Teppich hatte Shakira im Vorfeld verkündet, sie freue sich darauf, ihr Album in Deutschland vorzustellen. Ihre Fans bekamen das Reggae-angehauchte "Can't Remember To Forget You" zu hören. Wer allerdings auf eine Performance im Stil des Musikvideos gehofft hatte, in dem sich der südamerikanische Superstar im Bett an der Seite Rihannas räkelt, wurde enttäuscht. Stattdessen gab es Shakiras typischen Hüftschwung zu sehen.

Auch die britische Singer-Songwriterin und Newcomerin Birdy lieferte einen beeindruckenden Auftritt ab, bevor sie ihren Preis als beste Rock/Pop International Künstlerin in Empfang nahm.

Ein 250 Sekunden-Medley

Einige Gewinner des Abends waren schon im Vorfeld bekanntgegeben worden, so auch das Elektro-Pop Duo Yello, das für sein Lebenswerk geehrt wurde. Die deutschsprachigen Hip-Hop-Pioniere Die Fantastischen Vier haben im letzten Jahr kein Album veröffentlicht und konnten so auch nicht für den ECHO nominiert werden; einen guten Grund, die Bühne zu entern, hatten sie trotzdem: Es ist genau 25 Jahre her, dass die Band ihr erstes Konzert gab. Dieses Jubiläum feierten sie mit einem aberwitzigen 250-Sekunden-Medley, vollgepackt mit 25 ihrer Songs - Sänger Smudo stimmte dabei seinen Gesang mittels Helium-Inhalation etwas höher.

Die Fantastischen Vier auf der Bühne Foto: JOHANNES EISELE/AFP/Getty Images
Die Fantastischen Vier trugen im Turbotempo 25 Hits vorBild: Johannes Eisele/AFP/Getty Images

Der Kritikerpreis für einen nationalen Künstler ging an den in Hamburg ansässigen DJ Koze mit seinem Album "Amygdala". Es wurde von einflussreichen Namen aus der Musikpresse, u.a.in der "New York Times" und "Pitchfork", hoch gelobt; die Mischung aus Hip-Hop und pychedelischen Einflüssen im Elektrogewand kam international gut an. "'Amygdala' demonstriert einmal mehr die universelle, rastlose Kreativität des Norddeutschen", so die Erklärung der Jury.

Auch Rockmusiker Peter Maffay durfte sich freuen: Er wurde für sein politisches und soziales Engagement ausgezeichnet. Der Sänger tummelt sich seit Jahrzehnten ganz oben in den Charts und brachte 2013 sein 23. Album heraus. Seine Peter-Maffay-Stiftung setzt sich für die Betreuung traumatisierter Kinder ein - auch solcher, die unter den Folgen der Eurokrise leiden müssen. "Rumänien, Bulgarien, Griechenland und noch mehr Krisenländer sind nicht weit entfernt. Die Probleme betreffen uns auch hier. Wir leben schließlich nicht auf einer Insel im Westen“, kommentierte Maffay der DW gegenüber.

Nominierung, aber kein Preis für Rechts-Rocker

Der Preis für die beste nationale Rock/Alternativ Band ging an Sportfreunde Stiller - und wenig überraschend nicht an die umstrittene Band Frei.Wild. Im letzten Jahr beherrschten die vier Musiker noch die Berichterstattung über den ECHO. Ihre Wurzeln liegen in Südtirol, einer überwiegend deutschsprachigen Region im Norden Italiens. Andere Künstler und die Presse prangerten die Texte der Band als aggressiv und rechtsradikal an. Vor allem auf Druck bekannter Musiker hin zogen die Organisatoren damals die Nominierung in der Kategorie Deutscher Rock/Alternativ zurück.

Die Südtiroler Band Frei.Wild Foto: Holger Fichtner
Frei.Wild boykottierten den ECHO 2014Bild: picture-alliance/dpa

Dieses Jahr wendete sich das Blatt für Frei.Wild, die Texte wie diesen verfassen: "Heimat heißt Volk, Tradition und Sprache / Ohne sie gehen wir unter, stirbt unser kleines Volk." Ein unabhängiges Kritikergremium entschied für den ECHO 2014, dass die Band die Grenze zum Extremismus nicht überschreite und gab einer Nominierung in der gleichen Kategorie wie im Vorjahr grünes Licht. Doch die Band hatte sich ungerecht behandelt gefühlt und lehnte die Teilnahme aus Protest ab.

Bekannte Gesichter

Wer Jahr für Jahr die ECHO-Verleihung verfolgt, ist daran gewöhnt, immer wieder die gleichen Gesichter zu sehen und die gleichen Auseinandersetzungen zu hören. Letztes Jahr sahnte die legendäre Punkband Die Toten Hosen vier ECHOs ab - und fand sich jetzt erneut auf der Bühne wieder, um den Preis für den besten nationalen Live Act entgegenzunehmen, überreicht von Musikerfreund Sir Bob Geldof.

Bob Geldof mit den Toten Hosen Foto: JOHANNES EISELE/AFP/Getty Images
Der Ire Bob Geldof stand schon oft gemeinsam mit den Toten Hosen auf der BühneBild: Johannes Eisele/AFP/Getty Images

Laut den Organisatoren sind die wiederkehrenden Auftritte und die angesammelten Trophäen, die bei Helene Fischer, Robbie Williams und den Toten Hosen regelmäßig die Likes in die Höhe treiben, ein Zeichen für den demokratischen Ansatz der Show; schließlich basieren die Nominierungen auf den Verkaufszahlen auf dem deutschen Markt.

Vielleicht sollte man in der Zukunft allerdings die Moderatorin einmal auswechseln. Helene Fischer, zum zweiten Mal Gastgeberin und zweifelsohne die große Gewinnerin des Abends, hat es sich in ihrer Rolle sehr bequem gemacht: Und so gab es keine liebenswerten Patzer oder Abweichungen vom Programm, die anderswo für Lacher und spannende Momente sorgen.