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Marlene Dietrich

5. November 2010

Sie ist eine Ikone des Kinos, die mit ihren Filmen noch heute fasziniert: Marlene Dietrich. Eine neue DVD-Edition sowie ein prächtiger Bildband laden ein zu einer Wiederbegegnung mit dem deutschen Weltstar.

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Marlene Dietrich mit Filmpartner Melvyn Douglas in Angel (Foto: picture alliance)
Marlene Dietrich in "Angel"Bild: picture-alliance/Mary Evans Picture Library

Wie wird aus einer fröhlich lächelnden Tingel-Tangel-Tänzerin mit einem etwas runden Gesicht, wie sie in Berlin der 1920er Jahre scharenweise herumliefen, die unterkühlte Diva mit den hohen Backenknochen und der androgynen Ausstrahlung, die Männer wie Frauen gleichermaßen begeisterte? Diese Frage steht am Anfang eines neuen imposanten Marlene Dietrich-Buches (Marie-Theres Arnbom: Marlene Dietrich. Ihr Stil. Ihre Filme. Ihr Leben.) Die Antwort geben auf den folgenden Seiten vor allem die vielen großformatigen Bilder. Die Dietrich war - neben allem schauspielerischen Talent und Charisma - ein Gesamtkunstwerk des Kinos.

Daran hatten Regisseure und der Kameramänner, Ausstatter und Stylisten großen Anteil. Das zeigen die unzähligen Setfotos und Fotografien, die im Laufe der Jahrzehnte von dem Star geschossen wurden - vor allem aber die laufenden Bilder am allerbesten. Wie die Dietrich sich innerhalb weniger Filmminuten veränderte, wie sie zum Vamp wurde, zur männerverschlingenden Verführerin um im nächsten Moment wieder die Unschuld vom Lande zu geben, das brave und unerfahrene Mädchen, das zeigen immer noch am besten die Filme aus der klassischen Zeit Hollywoods.

Die Dietrich in Der blaue Engel (Foto: AP)
Da hatte sie noch Babyspeck und dicke Wangen: Marlene Dietrich in "Der blaue Engel".Bild: AP

"Dishonored" ("Entehrt", früherer dt. Titel "X 27") 1931

Der zweite Hollywood-Film der Dietrich. Nachdem sie mit ihrem Entdecker, dem gebürtigen Wiener Josef von Sternberg, nach der Premiere von "Der blaue Engel" quasi über Nacht von Berlin nach Hollywood gegangen war, drehten die beiden dort zunächst das Wüstenepos "Marocco" mit Gary Cooper. Das wurde ein immenser Erfolg und begründete den Weltruhm des deutschen Stars in Amerika. "Dishonored" knüpfte daran an, setzte neue Maßstäbe in Sachen Film-Werbung und -Vermarktung.

Die Geschichte einer Offizierswitwe, die aus Not Prostituierte wird, als Agentin abgeworben, zwischen die Fronten gerät und schließlich hingerichtet wird, nimmt noch heute durch die ungeheure Melodramatik gefangen. Regisseur und Kameramann stritten sich nach Fertigstellung des Films, wer für die überaus wirkungsvolle Lichtsetzung verantwortlich war. Das Licht und Marlene Dietrich - diese Verbindung sollte während der Karriere des Stars eine ganz besondere Beziehung eingehen. Wohl kaum ein anderer Schauspieler wurde am Set so wirkungsvoll ausgeleuchtet und inszeniert. Die Dietrich erklomm mit "Entehrt" eine weitere Stufe des Ruhms.

Marlene Dietrich (Foto: Imagno/Brandstätter Verlag)
So kennt man sie aus der großen Zeit Hollywoods: unnahbar und raffiniert geschminkt.Bild: Imagno/Brandstätter Verlag

"The Devil is a Woman" ("Der Teufel ist eine Frau", auch "Die spanische Tänzerin") 1935

Die letzte Zusammenarbeit der Dietrich mit von Sternberg führte die beiden noch einmal zu einem Höhepunkt. Die Verfilmung eines Romans von Pierre Louys zeigt Marlene Dietrich in einer Rolle, die ihr überaus gelegen haben muß. Eine spanische Tänzerin nutzt ihre erotische Ausstrahlung hemmungslos aus und stürzt ihren Liebhaber damit ins Vederben. Wieder haben Regie und Ausstattung ganze Arbeit geleistet.

Die Dekorationen des Films nutzen alle Spielräume aus. Die Bilder bieten Explosionen aus Schwarz-Weiß-Effekten und geheimnisvolle Licht-Schatten-Spiele. Mittendrin eine Marlene Dietrich auf dem Höhepunkt des Starkults. Verführerisch und unnahbar, mit einem Auftritt, der fast eine Überspitzung ihrer Paraderolle bot: ein männermordender Vamp im wahrsten Sinne des Wortes. Der große Luis Bunuel beendete seine Regiekarriere Jahre später mit der Verfilmung des gleichen Stoffs. Für seine Pierre Louys-Adaption brauchte er dann gleich zwei Darstellerinen: Carole Bouquet und Angelina Molina.

Marlene Dietrich steht vor Leinwand mit Kreuz (Foto: AP)
Auf dem Höhepunkt des Ruhms: zu Beginn der 1940er Jahre.Bild: AP

"Angel" ("Engel") 1937

Nach dem Kinogesamtkunstwerk, dass Josef von Sternberg mit sieben Marlene-Dietrich-Filmen geschaffen hatte, löste sich der Star aus den Fesseln des strengen Österreichers und wurde "menschlicher". Vor allem hatte sie das ihrem neuen Lieblingsregisseur, dem aus Deutschland ausgewanderten Ernst Lubitsch zu verdanken. Der machte mit der Dietrich mehrere Filme. "Angel" ist einer der schönsten und jede Minute des Wiedersehens wert.

Hier spielt sie die Frau eines britischen Diplomaten, die Zerstreuung und eine neue Liebschaft im Ausland sucht. Doch das erweist sich als kompliziert, sie gerät schnell zwischen zwei Männer. Eine klassische Dreiecksgeschichte mit heiteren und melodramatischen Momenten. Lubitsch macht daraus ein auch heute noch sehenwertes filmisches Meisterwerk mit funkelnden Dialogen und einer Hauptdarstellerin, die weitere Facetten ihres Könnens zeigen durfte. Sie bekam bei Lubitsch die Rollen, die ihre schauspielerischen Talente noch mehr fördern sollten als in den Filmen des Dekor-Künstlers Josef von Sternberg.

Marlene Dietrich: Diva - Highlights, mit den drei Filmen "Engel", "Der Teufel ist eine Frau" und "Entehrt", erschienen beim Anbieter "Black Hill/Koch Media" auf 3 DVDs mit Bio- und Filmografien der Darsteller; Das Marlene Dietrich-Buch "Ihr Stil. Ihre Filme. Ihr Leben" ist beim Brandstätter-Verlag erschienen, hat 320 Seiten und zahlreiche S/W-Fotos, ISBN-10: 385033306X.

Autor: Jochen Kürten

Redaktion: Conny Paul