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Kinogeschichte: Les Cousins

Jochen Kürten30. Juli 2013

Provokation mit Richard Wagner. Claude Chabrols Film "Les Cousins" sorgte 1958 in Frankreich für heftige Diskussionen. Bei der Berlinale gab´s den Goldenen Bären.

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Szene aus dem Film "Les Cousins" von Claude Charbol mit Jean-Claude Brialy (rechts) (Foto: Studiocanal/Arthaus)
Bild: Studiocanal/Arthaus

Richard Wagner sorgt heute kaum noch für Skandale. Vor 50 Jahren war das anders. In Chabrols zweitem Spielfilm "Les Cousins" (deutscher Titel: "Schrei, wenn Du kannst") legt der Lebemann und ewige Student Paul (Jean-Claude Brialy, Bild rechts) auf seinen wilden Partys zum Höhepunkt immer wieder Opernarien von Wagner auf. Dazu marschiert er mit deutscher Wehrmachtsuniform durch das Partygewühl und rezitiert deutsches Liedgut. Er habe die "verführerische Kraft des Faschismus zeigen und dabei gleichzeitig seine beunruhigende und gefährliche Faszination" zeigen wollen, erklärte der französische Filmregisseur später.

Im Frankreich der Nachkriegszeit, nur 14 Jahren nach Ende des 2. Weltkriegs, sorgte das für Empörung. Vor allem, weil Chabrol diese Szenen unkommentiert ließ. Dabei geht es in "Les Cousins" nur am Rande um Wagner und Deutschland. Im Mittelpunkt: Pauls Cousin Charles (Gérard Blain), der aus der Provinz kommt und in Paris studieren will. Die beiden Männer werden Freunde. Doch nach und nach merken sie, auch durch die Begegnung mit einer Frau, dass sie völlig konträre Charaktere sind. Das führt zu einem fatalen wie tragischen Ende. "Les Cousins" war der erste große kommerzielle Erfolg der Nouvelle Vague in Frankreich und wurde drei Monate nach der Pariser Uraufführung mit dem Hauptpreis der Berliner Filmfestspiele ausgezeichnet.

Claude Chabrol: Les Cousins, mit Jean-Claude Brialy, Gérard Blain, Juliette Mayniel, Frankreich 1958, 108 Minuten, in der Reihe "Arthaus Retrospektive" bei Studiocanal/Arthaus auf DVD erschienen.