Kinder Deutschlands
Fotografin Martina Henschke und Autorin Tatjana Leichsering holen Schüler aus der Anonymität der Masse. Statt abstrakter Statistiken über Integration lassen sie Kinder erzählen, wie sie mit vielen Sprachen leben.
"Mein Heimatland find ich cool"
Laura ist stolz auf ihr Heimatland Portugal: "Wenn ich die Bilder im Fernsehen sehe, würd ich da gerne sein." Laura ist in Deutschland geboren und hat in Portugal sprechen gelernt. Heute redet Lauras Vater mit ihr Portugiesisch, Laura antwortet dann auf Deutsch. "Weil ich mich ans Deutschsprechen mehr gewöhnt habe." Wie Laura geht es vielen Kindern, das zeigt eine Ausstellung der Uni Hildesheim.
Somalisch begleitet den Alltag
Deeqa zählt auf, was sie kann. "Somalisch, Englisch, Deutsch und etwas Französisch, Arabisch und ein bisschen Türkisch." Sie entdeckt in den Sprachen Ähnlichkeiten und beobachtet, wie etwa in ihrer Familie arabische und afrikanische Sprachen gemischt werden. Deeqa ist in Frankfurt geboren. In Somalia, dem Herkunftsland ihrer Eltern, war sie noch nie, aber die Sprache begleitet ihren Alltag.
"Manchmal bleibe ich hängen"
Mehrsprachigkeit als Vorteil sehen, darum ging es den Ausstellungsmachern der Universität Hildesheim. Auch Feride wächst mit vielen Sprachen auf. "Englisch kann ich ein bisschen, Deutsch kann ich und Türkisch." Englisch lernt sie im Unterricht, selten spricht sie mit ihrer Mama Türkisch, mit den Geschwistern spricht sie Türkisch und Deutsch, mit ihren türkischstämmigen Freundinnen nur Deutsch.
Sprachen auf dem Spielplatz entdecken
Aus alltäglichen Begegnungen mit Nachbarn, aus Einkaufserlebnissen, auf dem Spielplatz wachsen Sprachkontakte. Ibrahim hat so die Lust am Sprachenlernen entwickelt. Er wächst mit der bosnischen und deutschen Sprache auf - und möchte nun Italienisch lernen, die Sprache seiner besten Freunde.
"Eigentlich will ich Superman sein"
Ramcess spricht Spanisch mit seiner Mutter nur zu Hause, er hat einen deutschen und kolumbianischen Pass. Über seinen Geburtsort macht er sich keinen Kopf: "Ich glaub, ich bin in Deutschland geboren." Wie er sich selbst bezeichnet? "Als Kind." Was ihn momentan umtreibt, sind nicht Sprachprobleme, sondern Träume: "Eigentlich will ich Superman sein, dann würde ich fliegen."
Träumen klappt in zwei Sprachen
Ermal ist in Frankfurt geboren und geht in die erste Klasse. Er macht am liebsten Plusaufgaben und liest. "Ich hab keine Bücher, aber ich leih mir Dinosaurierbücher aus." Dann stapft er alleine in die Bibliothek und kommt mit einem ganzen Stapel zurück. Mit seinen Eltern spricht Ermal meist Albanisch. Er träumt auf Deutsch und Albanisch. "Ich kann nichts anderes sprechen."
"Ein bisschen Deutsch"
Hajar will Ärztin oder Rechtsanwältin werden. Sie spricht mit ihren Geschwistern und Schulfreunden Deutsch, mit ihren Eltern Berberisch. Und sie lernt in der Schule Englisch. Hajar ist in Deutschland geboren, ihre Familie kommt aus Marokko. Die Grundschülerin sagt, sie sei "ein bisschen deutsch, weil ich auch eine Marokkanerin bin". Probleme hat sie damit nicht.
Freunde in Tunesien
Ihebs Papa kommt aus Tunesien, seine Mama und sein Opa aus Jordanien. Er hat Freunde in Tunesien. Weil Iheb Arabisch spricht, gelingt der Austausch. Iheb ist in Deutschland geboren. Er sagt: "Ich bin ein Tunesier und eigentlich kein Deutscher." Denn er rede nicht immer Deutsch. Identität macht er an der Sprache fest. Er möchte gern "ganz lang leben" in der Nähe seiner Familie in Deutschland.
Über den Erdball verstreut
Das Lieblingsfach von Joanne? Schwimmen und Deutsch! Joanne glaubt, dass sie Deutsch besser als Thai sprechen kann. "Weil ich hier geboren bin." Sie war noch nie in Thailand, spricht aber Thailändisch mit ihrer Mama. Die Familie ist weltweit zerstreut, der Austausch manchmal kaum möglich. "Mein Cousin kommt aus England und ich aus Deutschland, und wir können nicht miteinander reden."
"Menschen ziehen um"
Für Christian beginnt ein Schultag mit dem Frühstück, dann putzt er die Zähne und legt sich nochmal ins Bett. Wie gemütlich. Was heißt eigentlich "Deutsch sein"? "Dass man in Deutschland geboren ist und Mutter und Vater selbst Deutsche sind." Aber es gibt Ausnahmen. Christian beobachtet, dass Menschen aus anderen Ländern nach Deutschland ziehen, damit sie Geld verdienen und etwas zu Essen haben.