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Kinder als Ware

Christian Pfeifer30. Oktober 2001

Das Kinderhilfswerk Terre des Hommes prangert die weltweit zunehmende Ausbeutung von Mädchen und Jungen an und startet eine Kampagne gegen Kinderhandel.

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Der Kinderhandel nimmt zu, Jungen und Mädchen sind zu einer begehrten Ware auf dem internationalen Markt geworden. In Rumänien kostet ein sogenanntes Klaukind rund tausend Mark, 125 Mark reichen in Mozambique für ein Mädchen oder einen Jungen, in Deutschland verdient der Verkäufer eines osteuropäischen Babys rund 23.000 Mark.

27 Millionen Kinder leben als Sklaven

Die Opfer dieser Verbrechen sind Menschen unter achtzehn Jahren, die zumeist aus erbärmlichen materiellen Verhältnissen stammen. Schätzungen zufolge leben derzeit mehr als 27 Millionen Kinder als Sklaven, pro Jahr fallen hunderttausende Mädchen und Jungen Kinderhändlern aufs neue zum Opfer, so Terre des Hommes anlässlich des Starts ihrer Kampagne.

Die Händler machen sich die Unwissenheit der Betroffenen zu nutze. Sie versprechen ihnen Bildung und Wohlstand, doch statt dessen finden die Kinder nichts als Ausbeutung und Elend. Sie werden zur Prostitution gezwungen, als Arbeitssklaven eingesetzt oder müssen Betteln gehen.
Dagmar Berghoff, bekannt als Tagesschausprecherin in der ARD, engagiert sich als Schirmherrin der Kampagne gegen Kinderhandel, für die Rechte von Kindern und berichtet von ihren Erfahrungen aus Afrika.

Kinder als Organspender

"Und in Mozambique kommen noch zwei Gründe dazu. Junge Mädchen, so von elf, zwölf Jahren, werden an ältere Männer als Braut verkauft. Der Brautpreis ist in Mozambique sehr hoch. Das lohnt sich also für die Schlepper sehr wohl, junge Mädchen da zu verkaufen. Und der zweite Grund ist, man braucht Kinder zu religiösen Zeremonien, man braucht ihre Organe."

Kinderhandel ist ein internationales Phänomen. In den Entwicklungsländern trauriger Alltag, werden auch in Europa wehrlose Menschen als Ware gehandelt. Kinder aus Osteuropa stehlen in Deutschland oder werden von skrupellosen Banden als Drogenkuriere eingesetzt. Ihr Einsatz verspricht für die Täter hohe Rendite bei niedrigen Investitionen.

Problembewusstsein schaffen

Im Rahmen der zunächst auf drei Jahre angelegten Kampagne "Stoppt Kinderhandel" sollen Schutz- und Hilfsangebote für Kinder verbessert, sowie eine wirksame Bestrafung der Täter durchgesetzt werden. Um das zu erreichen, will Terres des Hommes die Menschen informieren um das Bewusstsein für das Problem Kinderhandel zu schärfen. Die Nichtregierungsorganisation fordert zudem eine Verbesserung von Gesetzen zum Schutz von betroffenen Jungen und Mädchen und hat konkret eine Reihe von Projekten ins Leben gerufen um in den am stärksten betroffenen Ländern Kinderhandel vorzubeugen, vor allem duch Bildungsprojekte.
Wie wichtig es ist, einen breiten Lösungsansatz gegen das Geschäft mit den schwächsten Mitgliedern unserer Gesellschaft anzubieten, unterstreicht die Vorsitzende von Terres des Hommes, Petra Boxler.

Handelsware Kind

"Kinderhandel beschränkt sich längst nicht mehr nur auf Einzelfälle. Es sind vielmehr regelrechte Handelswege entstanden. Kinder sind zur Ware geworden, die gehandelt wird wie andere Güter auch. Hier zeigt sich die erschreckende Logik unserer globalisierten Welt, in der der wirtschaftliche Profit an erster Stelle steht."

Um Jugendlichen die Erfahrung von Ausbeutung und Versklavung zu ersparen, kämpft das Kinderhilfswerk Terres des Hommes mit seiner Kampagne gegen Kinderhandel an, mehr staatliche Unterstützung wäre nötig um dabei erfolgreich zu sein.