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Kim Kulig: Fußball statt Ballett

18. Juni 2011

Mit 21 Jahren gehört Kim Kulig schon zum Stamm der Frauenfußballnationalmannschaft. In den vergangenen drei Jahren hat sie sich nicht nur ins DFB-Team gespielt, sondern auch ins Blickfeld vieler männlicher Fußballfans.

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Kim Kulig vor dem HSV Clubheim (Foto: DW)
Bild: DW

Als ihre Klassenkameradinnen in der Grundschule die rosafarbenen Tutus überstreiften und zum Ballettunterricht gingen, setzte sich Kim Kulig auf ihr BMX-Rad und fuhr mit den Jungs um die Wette. Während ihre Mitschülerinnen die Reitstiefel anzogen und zu ihren Pferden gingen, schnürte sie ihre Fußballschuhe und trainierte mit ihren Freunden.

Nein, ein typisches Mädchen war Kim Kulig nie: "Ich hatte immer Jungs als Freunde, habe nie etwas mit den Mädels gemacht.“ Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass die heute 21jährige damals auch Leichtathletik betrieb und sogar davon träumte, einmal bei den Olympischen Spielen dabei zu sein. Am Ende aber setzte sich die Liebe zum Fußball durch. Im Nachhinein, eine glückliche Fügung.

Von der Provinz in den Norden

Vielleicht war es für ihre Karriere sogar von Vorteil, dass sie in der Jugend einige Jahre in Jungenmannschaften spielen musste. Dort lernte sie sich frühzeitig durchzusetzen, musste immer einen Tick mehr Ehrgeiz besitzen als ihre Mitspieler. Eigenschaften, die heute zu ihren Stärken gehören.

Mit dreizehn wechselte sie zum VfL Sindelfingen, mit dem sie später auch in der 2. Bundesliga spielte. Dort gelangen ihr gleich in der ersten Saison 17 Tore. Da Kulig von großen Verletzungen verschont blieb, nahm ihre bisherige Karriere einen rasanten Verlauf. Noch in Sindelfingen rückte sie in den Fokus des Deutschen-Fußball-Bundes, wurde gefördert und spielte äußerst erfolgreich in der U17 und U19.

Kim Kulig (l.) jubelt mit Taela Kemme (Foto: AP)
Kim Kulig (l.) - Jubel bei der U20-WMBild: AP

Mit achtzehn schließlich wagte sie den Sprung in die 1. Liga – unterschrieb einen Drei-Jahres-Vertrag beim Hamburger SV. Sicherlich nicht die allererste Adresse im deutschen Frauenfußball, aber Kim Kulig "wollte zu einer Mannschaft, wo ich die Möglichkeit hatte Spielpraxis zu bekommen. Anders zu trainieren, mehr zu trainieren.“ Diese Möglichkeiten bot ihr der HSV. Das Ergebnis war unter anderem das Debüt in der A-Nationalmannschaft, mit der Kulig 2009 die Europameisterschaft gewann. Fast schon nebenbei holte sie ein Jahr später mit der U20 den WM-Titel.

Aber nicht nur sportlich war Hamburg ein weiterer Entwicklungsschritt, auch ihre Schullaufbahn konnte sie in der Hansestadt parallel vorantreiben, machte im Frühsommer 2010 ihr Abitur und legte damit schon mal den Grundstein für die Zeit nach der aktiven Karriere. Dann möchte sie nämlich gerne Sportmanagement studieren und am liebsten im Vorstand eines Fußball-Bundesligisten arbeiten – allerdings im männlichen Profi-Bereich!

Bis dahin möchte Kulig aber sportlich noch einige Ziele erreichen und 2011 könnte da ein ganz entscheidendes Jahr werden.

Wechsel- und WM-Fieber

Nach drei Jahren sagt die Schwäbin Hamburg in diesem Frühjahr tschüss und zieht von der Elbe an den Main. Beim Top-Klub 1. FFC Frankfurt möchte die 21jährige die nächsten Karriereschritte machen. Wobei ihr der Abschied aus der Hansestadt nicht leicht fällt: "Das ist für mich schon die schönste Stadt, die ich bislang in Deutschland gesehen habe, aber in Frankfurt gibt es mit Sicherheit auch das eine oder andere tolle Plätzchen.“

Bevor aber die Umzugskisten gepackt werden, hat sie mit der Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft im eigenen Land noch Großes vor: "Von jeder einzelnen Spielerin, die für Deutschland spielt, kann es nur ein einziges Ziel geben: den Titel.“

Die Stürmerin kann den Turnierbeginn kaum erwarten und auch wenn die Erwartungshaltung und der Druck natürlich noch größer sind als sonst, nervöser ist sie deswegen nicht. Kim Kulig hofft auf ein ähnliches Fest wie beim Sommermärchen 2006 und Werbung für den Frauenfußball generell, "so dass in Zukunft noch mehr Menschen zu uns in die Stadien kommen.“

Eine ganz normale Frau – neben dem Platz

Nationalspielerin Kim Kulig auf der Bühne (Foto: picture-alliance/GES-Sportfoto)
Sie macht nicht nur in Sportkleidung eine gute FigurBild: picture-alliance/GES-Sportfoto

Kim Kulig entspricht nicht dem immer noch weit verbreiteten Bild einer Fußball spielenden Frau. Auch wenn sie in ihrer Kindheit nicht das typische Mädchen verkörperte, so ist sie heute schon weitaus femininer. Wird die rotblonde Wuschelmähne auf dem Platz ganz pragmatisch hochgesteckt, lässt sie in der Freizeit nicht nur ihren Haaren freien Lauf. Auch ihren Shoppingwahn hat sie nicht immer unter Kontrolle.

Einkaufen ist Laster und Leidenschaft zugleich. Neben Sonnenbrillen kann sie vor allem nicht genug Schuhe im Schrank haben, obwohl sie eigentlich genug hat. Aber "mittlerweile kommt auch ein bisschen der Schwabe in mir raus. Ich werde immer geiziger. Und langsam setzt auch der Verstand ein, so dass ich zwei Mal darüber nachdenke, wenn ich einkaufen gehe“, sieht sich die 21jährige was den gelegentlichen Kaufrausch angeht auf dem Weg der Besserung. Aber sollte es bei der Weltmeisterschaft mit dem Titel klappen, dann kommen vielleicht doch wieder ein paar Schuhe dazu – schließlich gibt es für jede Spielerin 70 000€ Prämie und da kann man ja auch mal ohne nachzudenken shoppen gehen.

Vielleicht aber legt Kim Kulig den größten Teil auch zur Seite, denn einer ihrer Zukunftswünsche ist durchaus kostspielig. Irgendwann möchte sie eine Familie haben und mit der dann nicht in einer gewöhnlichen Wohnung oder einem Haus wohnen, nein, eine Villa sollte es schon sein, "so mit Sauna und Whirlpool und ganz vielen Zimmern.“ Es sei denn, auch diesbezüglich kommt irgendwann noch die Schwäbin in ihr raus.

Autor: Torsten Ahles
Redaktion: Wolfgang van Kann