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Kiew will Hilfe nicht ins Land lassen

12. August 2014

Russland sendet 2000 Tonnen Medikamente und andere Hilfsgüter in das ukrainische Krisengebiet. Doch was geschieht, wenn sie dort ankommen, ist ungewiss: Kiew will den Konvoi nicht über die Grenze lassen.

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Konvoi russischer Lastkraftwagen mit Hilfsgütern (Foto: AFP)
Bild: AFP/Getty Images

Nach internationaler Zustimmung für eine Hilfsaktion für die umkämpfte Ostukraine hat Russland mehr als 260 Lastwagen mit dringend benötigten Gütern auf den Weg geschickt. Der Konvoi bringe Medikamente, Nahrungsmittel und Schlafsäcke für die Menschen im Krisengebiet, berichtete das russische Staatsfernsehen. Die Regierung in Kiew wehrte sich gegen die rasch auf den Weg geschickte Kolonne. "Wir werden keinen russischen Konvoi auf ukrainisches Staatsgebiet lassen", sagte der Vizechef der Präsidialverwaltung, Valery Chaly.

Konvoi unterwegs

Das russische Außenministerium teilte mit, der Konvoi werde die Grenze nur unter Aufsicht des Roten Kreuzes überqueren. Zu der Bedingung Kiews, die Hilfslieferung durch das Rote Kreuz auf andere Fahrzeuge umzuladen, äußerte sich das Außenministerium nicht.

In einer langen Schlange hatten die weißen Lastwagen mit einer roten Moskauer Stadtfahne am Morgen die russische Hauptstadt verlassen. Es handele sich um 2000 Tonnen Hilfsgüter, die Bürger in Moskau und im Umland gesammelt hätten, hieß es in dem Bericht. Die von der EU und den USA unterstützte Führung in Kiew hatte am Montag betont, dass eine Hilfsmission nur unter dem Dach des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) zulässig sei. Chaly forderte, die komplette Ladung sollte an der Grenze auf Lastwagen des Roten Kreuzes umgepackt werden. Er ließ dabei offen, wie die Hilfsorganisation so schnell ausreichende Transportmittel in der Region bereitstellen soll.

Rotes Kreuz überrascht

Die Lage in der ostukrainischen Großstadt Luhansk gilt als besonders dramatisch. Der Ort ist seit Tagen von der Wasser- und der Stromversorgung abgeschnitten. In dem Hilfskonvoi aus Russland sind auch 69 Stromgeneratoren, wie russische Medien berichteten.

Es habe eine grundsätzliche Einigung zwischen allen Seiten gegeben, dass Russland mit Hilfe des IKRK Hilfsgüter in die Ukraine liefere, sagte der Sprecher der Organisation, Andre Loersch, gegenüber der Deutschen Welle. Man habe dann versucht, von Russland eine Liste der Hilfsgüter zu erhalten, diese aber nicht bekommen. "Deshalb waren wir sehr überrascht, als uns die Nachricht ereilte, dass es Hilfskonvois aus Russland geben soll." Man wolle sich nun einen Überblick über die Lage verschaffen, so Loersch.

Frankreich besorgt

Frankreich sprach sich derweil gegen eine humanitäre Lieferung aus Russland in die Ostukraine ohne Zustimmung der Regierung in Kiew aus. Der französische Staatschef François Hollande machte dies in einem Telefonat mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin deutlich, wie der Elysée-Palast in Paris mitteilte. Hollande habe auf die "sehr große Besorgnis" verwiesen, welche die Aussicht auf einen einseitig von Moskau losgeschickten Konvoi auf ukrainisches Gebiet auslöse.

Der Bundestagsabgeordnete und Vorsitzende der deutsch-ukrainischen Parlamentariergruppe, Karl-Georg Wellmann, sagte im Interview mit der Deutschen Welle, das Vertrauen zu Russland sei auf dem "Nullpunkt" angelangt. Es bestehe "die Befürchtung, dass sich unter der Tarnung eines angeblichen humanitären Konvois in Wahrheit eine militärische Intervention verbirgt", sagte Wellmann.

cr/gri/kle (dpa, afp)