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Entwicklungshilfe in Krisenstaaten

Michael Braun, Frankfurt/Main21. Mai 2012

Weltweit leben 1,5 Milliarden Menschen in von Krisen und Konflikten betroffenen Staaten. In ihrem aktuellen Bericht zeigt die Förderbank KfW, wie sich Hilfe auch auf schwierigem Terrain organisieren lässt.

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Das Logo der Kreditanstalt fuer Wiederaufbau ist am Donnerstag, 18. September 2008, auf dem Gebaeude der KfW in Frankfurt am Main zu sehen. (AP Photo/Michael Probst) ---The logo of German KfW bank is seen in Frankfurt, central Germany, Thursday, Sept. 18, 2008. (AP Photo/Michael Probst)
Logo der Kreditanstalt für WiederaufbauBild: AP

Es gibt Grenzen: Wenn die Sicherheit ihrer Mitarbeiter nicht mehr gewährleistet ist, dann wird sich die staatliche Förderbank KfW auch aus Afghanistan zurückziehen. Dabei sei Afghanistan "derzeit für uns ein ganz zentrales Land", sagte KfW-Vorstand Norbert Kloppenburg. Er legte am Montag (21.05.2012) in Frankfurt den Jahresbericht der KfW Entwicklungsbank vor. Dabei warb Kloppenburg dafür, in "fragilen Staaten" die "Haltbarkeit einer Investition" hintanzustellen. Entwicklungspolitik müsse "hier erst einmal Vertrauen bei der Bevölkerung entwickeln."

Großer Teil der Gelder bewusst in "fragile Staaten"

Im vorigen Jahr sagte die KfW Entwicklungsbank rund 900 Millionen Euro für Entwicklungsprojekte in 32 Krisenstaaten zu, in Afrika, Asien, Lateinamerika und Nahost. Das entspreche 20 Prozent der vergebenen Mittel, sagte KfW-Vorstand Norbert Kloppenburg. Ähnlich hoch werde das Engagement auch 2012 ausfallen. Die Nachrichtenagentur epd zitiert Berichte der Weltbank, wonach rund 1,5 Milliarden Menschen Weltbank in kriegszerrütteten, extrem korrupten oder stark krisenanfälligen Ländern wie Afghanistan, Kongo, Somalia oder dem Irak lebten - in Ländern also, in denen kaum oder keine funktionierenden staatliche Strukturen existierten.

Insgesamt ist die KfW Entwicklungsbank in 60 Ländern aktiv. 32 - also mehr als die Hälfte - gelten als "fragile Staaten". Doch selbst dort gibt es Überraschungen: Kredite an private Kleinstunternehmen, die pünktlich bedient werden. Im staatlichen KfW-Konzern ist dafür die DEG zuständig, die nicht mit Zuschüssen, sondern auf kommerzieller Basis Entwicklungsarbeit finanziert. Etwa mit Hilfe eines "Kreditgarantiefonds". Der übernimmt die Kreditrisiken etwa für kleinere Banken in Afghanistan, die sich nicht trauten, die Spareinlagen ihrer Kunden an Unternehmen als langfristigen Kredit weiterzureichen. Mit Hilfe des Kreditgarantiefonds sei das gelungen. "Es hat hervorragend funktioniert", berichtet DEG-Geschäftsführer Bruno Wenn: "Wir haben 2.100 solcher Garantien gegeben mit einem Gesamtvolumen von 70 Millionen US-Dollar und bisher ohne jegliche Ausfälle."

Ein Brunnen in Afghanistans Hauptstadt Kabul. (Foto: DW)
Schnelle und direkte Hilfe: Brunnen in Afghanistans Hauptstadt Kabul.Bild: DW

Vertrauen oft wichtiger als nachhaltiges Investment

So unterstützt die DEG in Afghanistan den Aufbau der Privatwirtschaft. Die KfW förderte dort Entwicklungsprojekte im Umfang von 182 Millionen Euro: Feste Mauern und ein Dach für Schulen, Brücken oder Handpumpen für die Wasserversorgung. Oft komme es der KfW dabei mehr auf schnelle Hilfe an, auch wenn dies nicht unbedingt nachhaltige Hilfe sei: "Ich denke, dass man bei fragilen Staaten der Bevölkerung erst einmal zeigen muss, dass es jemanden gibt, der sich um sie kümmert", sagt KfW-Vorstand Kloppenburg. Wer schnell Vertrauen aufbauen wolle, könne "nicht lange Planungszeiten etablieren und große Projekte machen." Das könne die Haltbarkeit einer Investition beeinträchtigen. "Aber ich glaube, psychisch erreicht man sehr wohl dadurch eine Nachhaltigkeit."

KfW und DEG haben im vergangenen Jahr für Vorhaben in den 60 Partnerländern 5,8 Milliarden Euro zugesagt. 4,8 Milliarden Euro kamen davon von der KfW, davon 2,6 Milliarden Euro aus eigenen Mitteln, der Rest aus dem Bundeshaushalt. Etwa 30 Prozent Gelder flossen nach Asien. Auch China ist dabei. Projekte dort würden aber kaum noch, fast gar nicht subventioniert, sagte Kloppenburg. Trotzdem suche China die Zusammenarbeit. Sie wollten von den deutschen Partner lernen, was in der Fachsprache "Governance" heißt, also den klaren, regelgerechten, korruptionsfreien Umgang mit Investitionsvorhaben. Projekte ausschreiben und nach vorab bekannten Kriterien vergeben – das gehöre etwa dazu.

Deutsche Unternehmen scheuen die Risiken in Afrika

Subsahara-Afrika hat voriges Jahr etwa 20 Prozent der Projektgelder erhalten. DEG-Geschäftsführer Wenn klagte, vor allem deutsche Unternehmen scheuten Investitionen in Afrika: "Wir sehen eine erhebliche Zurückhaltung in Europa und insbesondere in Deutschland", sagte er. Schwellenländer dagegen investierten stark in Afrika, während für deutsche Unternehmen Afrika vor allem "ein Kontinent der Risken ist." Die seien natürlich da, seien aber beherrschbar.

Vor allem gebe es Chancen: Die Bevölkerung wachse. Der Mittelstand auch. Und da viele Länder kooperierten oder zumindest einzelne Regionen in einzelnen Ländern, seien dort auch viel größere Märkte als in der Vergangenheit entstanden.

Für die KfW Entwicklungsbank arbeiten etwa 600 Beschäftigte in Deutschland und gut 300 in den Partnerländern.