Kernkompetenzen nicht exportieren
12. August 2010Die deutsche Wirtschaft steht seit rund 30 Jahren unter starkem internationalen Wettbewerbsdruck. Aufsteigende Staaten aus Asien, Südamerika und in Zukunft wahrscheinlich ebenso aus Afrika werden Konkurrenten Deutschlands. Wegen der geringeren Kosten im Ausland verlagert so manch deutsches Unternehmen die Fertigung, um so preiswerte Produkte anbieten zu können. Bei der Firma BüMi in Gevelsberg bei Wuppertal sieht man solche Verlagerungen allerdings mit Skepsis.
Die Firma stellt Präzisionsteile her: Achsen, Wellen, Buchsen oder Bolzen in hochwertiger Qualität für Baumaschinen oder Bahnen. Und das Unternehmen gehört zu den so genannten Hidden Champions in Deutschland. Zu ihren Kunden zählen die großen Firmen der Welt: Thyssen-Krupp, Siemens, Komatsu oder Bombardier Transportations. Ihr Geschäftsführer Frank Mittag arbeitet hier seit 15 Jahren.
Frank Mittag ist seit 15 Jahren Geschäftsführer der Firma BüMi. Er meint, da Deutschland ein Produktionsland sei, brauche es den Maschinenbau. Der erst ermögliche auch nachgelagerte Service-Dienstleistungen, zum Beispiel im Transport oder der Informatik. "Wenn wir nur auf Dienstleistungen setzen," meint Frank Mittag, "werden wir unseren Lebensstandard nicht halten können." In einem Hochlohnland wie Deutschland gibt es nur eine Alternative, nämlich Qualität. Das heißt Präzision, Innovation, Zuverlässigkeit und Langlebigkeit. Sich auf einen Preiskampf einzulassen, ist für Deutschland keine Alternative.
Langfristige Kosten im Blick
Daher ist es für die Maschinenbauer wichtig, über eine Produktion im Ausland Kosten zu senken, es sollten aber keine Kernkompetenzen verlagert werden. "Wenn unsere innovativen Fertigungsverfahren, unsere Konstruktionen, die wir brauchen, um unsere hohe Qualität und Zuverlässigkeit zu erreichen, ins Ausland transferieren, zerstören wir eigentlich damit den Wettbewerbsvorteil, den wir brauchen, um gegenüber Ländern mit niedrigeren Preisniveau zu konkurrieren", meint Frank Mittag. Für ihn gehört dazu auch, sich leistungsfähige Lieferanten in Deutschland zu suchen für optimale Lieferbeziehungen.
Lieferanten im Ausland aufzubauen und diese mit hohen Kosten erst auf Qualität zu trimmen, hält der Geschäftsführer von BüMi für wenig sinnvoll. Dadurch bestünde die die Gefahr, dass wichtiges Know-how abfließen könne. Darüber hinaus würde der kurzfristige Kostenerfolg dieser Strategie mit langfristigen Nachteilen erkauft. "Es stehen meist die reinen Einkaufskosten zu Buche, andere Kosten wie Kontrollkosten in der Qualitätssicherung, Kosten, die über Minderqualität entstehen, Reklamations- und Abwicklungskosten, Ausfallkosten, Imageverlust werden bei einer solchen Verlagerung überhaupt nicht betrachtet", meint Frank Mittag. Das Resultat: Der Stückkostenvorteil schrumpft zusammen.
Auch andere werden vorsichtig
BüMi hat Umfragen bei anderen Maschinenbauern durchgeführt, die mittlerweile auch wesentlich vorsichtiger bei ihrem Auslandsengagement geworden sind. Manche Mittelständler haben Firmen im China gebaut, die wenige hundert Meter entfernt nachgebaut wurden. Der Schaden kann immens sein. Auch den Grund für den raschen Erfolg der Chinesen im Autobau sehen Maschinenbauer in der Auslandsverlagerung deutscher Firmen. Zwar ist Know-how-Transfer nie zu vermeiden in einer internationalen Arbeitsteilung. Aber mehr Augenmaß ist nötig und nicht nur der kurzfristige Kostenerfolg.
Noch ist Deutschland im Maschinenbau zehn bis 20 Jahre weiter als viele Konkurrenten in Asien. Damit das so bleibt, müsse auf eine hohe Qualität geachtet werden, die nur mit guten Mitarbeitern erreicht werden könne. Frank Mittag betont in diesem Zusammenhang auch die ethischen Grundsätze eines Unternehmens. "Ehrlichkeit, Anstand, Pflichtbewusstsein" sind unentbehrlich. Wenn nur noch die Gier nach möglichst hoher Rendite das Geschäft beherrscht, dann leidet darunter auf lange Sicht auch die Güte der Arbeit und der Produkte.
Autor: Klaus Peter Weinert
Redaktion: Insa Wrede