1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Kenia: Hassverbrechen gegen LGBTI-Geflüchtete

19. Mai 2023

Flüchtlinge in Kenia, die sexuellen Minderheiten angehören, sind laut Amnesty International kaum vor Gewalt geschützt. Die Menschenrechtler und eine kenianische NGO dokumentieren entsprechende Fälle.

https://p.dw.com/p/4RYkM
Kenianische Mitglieder und Unterstützer der LGBTI+-Community tragen Masken, um ihre Anonymität zu wahren
Kenianische Mitglieder und Unterstützer der LGBTI+ tragen Masken, um ihre Anonymität zu wahrenBild: Ben Curtis/AP Photo/picture alliance

Das Flüchtlingslager Kakuma im Nordwesten Kenias beherbergt mehr als 200.000 Schutzsuchende, darunter Hunderte LGBTI+ (Lesbische, schwule, bisexuelle, trans- und intergeschlechtliche Menschen). Sie sind immer wieder Hassverbrechen und schweren Menschenrechtsverletzungen ausgesetzt, wie Amnesty International in einem gemeinsamen Bericht mit der kenianischen Nichtregierungsorganisation (NGO) National Gay and Lesbian Human Rights Commission deutlich macht. Der Report "Kenya: 'Justice like any other person.' Hate crimes and discrimination against LGBTI Refugees" beschreibt "extreme Diskriminierung und Gewalt", worunter die LGBTI+ in Kakuma leiden - sowohl aufgrund ihres Status als Geflüchtete als auch wegen ihrer sexuellen Orientierung.

Trotz der kenianischen Verfassung, die das Leben und die Würde aller Menschen schützt, würden LGBTI-Geflüchtete von kenianischen Regierungsbeamten, Polizisten und anderen Personen diskriminiert und seien homo- und transfeindlichen Übergriffen ausgesetzt, heißt es in dem Bericht weiter. Ihre Asylanträge würden schleppend bearbeitet, sie würden schikaniert, angegriffen, bedroht und eingeschüchtert. Die Täter blieben meist straflos.

Eine Straße im  Flüchtlingslager Kakuma
Eine Straße im Flüchtlingslager Kakuma (Archivbild)Bild: Laura Wagenknecht/DW

Erwähnt wird auch der folgenschwere Anschlag mit einer Benzinbombe auf LGBTI+ vom März 2021 in Kakuma. Ein 22-Jähriger war einen Monat später aufgrund seiner massiven Verbrennungen am Körper gestorben. Der junge Mann war aus Uganda nach Kenia geflüchtet, weil er in seiner Heimat wegen seiner sexuellen Orientierung verfolgt wurde.

Mariel Reiss, Kenia-Expertin bei Amnesty International in Deutschland sagte: "Die Hassverbrechen stehen exemplarisch für die Diskriminierung, die LGBTI+ in ganz Kenia und dessen Nachbarländern erfahren. Das Anti-Homosexualitäts-Gesetz in Uganda, das für 'schwerwiegende Homosexualität' die Todesstrafe vorsieht und im Moment in überarbeiteter Form beim Parlament liegt, hat die politische und gesellschaftliche Stimmung gegen LGBTI+ in Uganda und Kenia drastisch angeheizt und zu großer Angst bei LGBTI+ geführt." Das derzeit im kenianischen Parlament behandelte Gesetz zum Schutz der Familie würde LGBTI+ in Kenia weiter kriminalisieren und den Flüchtlingsstatus für LGBTI-Schutzsuchende in Kenia abschaffen, führte die Amnesty-Fachfrau weiter aus. Das wäre ein "fatales Signal".

Der jetzt veröffentlichte Bericht der Menschenrechtler basiert auf Interviews mit 41 LGBTI-Geflüchteten, die zwischen 2018 und Februar 2023 geführt wurden.

Eindringlicher Appell an die Regierung

Amnesty International und die kenianische NGO appellieren an Kenias Regierung, dringend für die physische und psychische Sicherheit aller LGBTI-Schutzsuchenden im Kakuma-Flüchtlingslager zu sorgen. Um die Versorgung aller Geflüchteten sicherzustellen und Integrations- und Schutzmöglichkeiten zu schaffen, müssten die kenianischen Behörden ihre Flüchtlingspolitik ändern und eine vorübergehende oder dauerhafte Unterbringung von LGBTI+ in der Hauptstadt Nairobi oder anderen städtischen Gebieten ermöglichen.

se/jj (epd, amnesty)