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Keine Anklage gegen US-Polizist nach Todesschüssen

13. Mai 2015

Ein fast schon vertrautes Szenario: Ein weißer US-Polizist erschießt einen schwarzen Jugendlichen. Vor Gericht muss er nicht - Notwehr, entscheidet die Staatsanwaltschaft.

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Demonmstration wegen der Todesschüsse auf Tony Robinson (Foto: Reuters)
Bild: Reuters/B. Brewer

Ein weißer US-Polizist, der im März im Bundesstaat Wisconsin einen unbewaffneten schwarzen Jugendlichen getötet hatte, wird nicht vor Gericht gestellt. Der Beamte Matt Kenny habe in Notwehr gehandelt, sagte der Staatsanwalt des Bezirks Dane, Ismael Ozanne, auf einer Pressekonferenz. Daher werde er keine Anklage gegen den Polizisten erheben.

Unter Drogeneinfluss randaliert

Der 19-jährige Afroamerikaner Tony Robinson habe am 6. März in der Stadt Madison randaliert, so der Staatsanwalt weiter. Die Polizei sei innerhalb von fünf Minuten drei Mal gerufen worden, weil der aufgebrachte junge Mann einen Freund und einen Passanten geschlagen habe. Angehörige, die die Polizei alarmiert hatten, hätten den Verdacht geäußert, Robinson stehe unter dem Einfluss von Drogen, was die spätere Obduktion bestätigte. Ein Zeuge habe berichtet, der 19-Jährige spreche mit seinem Vater und anderen Personen, die aber nicht anwesend gewesen seien.

Sieben Schüsse auf den Teenager

Der Staatsanwalt berichtete weiter, Polizist Kenny sei in eine Wohnung gegangen, in der sich Robinson aufhielt. Da sich der Jugendliche "aggressiv" und "gewalttätig" verhalten habe, habe Kenny "um seine Sicherheit und auch die anderer gefürchtet, und um die Sicherheit von Tony Robinson", fügte Ozanne hinzu. Kenny habe daher innerhalb von drei Sekunden sieben Schüsse aus nächster Nähe abgegeben, die alle Robinson getroffen hätten.

Robinsons Familie hatte in US-Medien bezweifelt, dass Kenny angemessen vorgegangen sei. Sie kritisieren vor allem, dass der Beamte so viele Schüsse abgab. Robinsons Tod hatte in Madison tagelange Proteste gegen Polizeigewalt ausgelöst (Artikelbild).

In den vergangenen Monaten hat der Tod unbewaffneter Schwarzer bei Polizeieinsätzen immer wieder für Wut und Betroffenheit insbesondere bei Afroamerikanern gesorgt. Sie warfen der Polizei rassistisch motivierte Gewalt vor. Zuletzt hatte der Tod des 25-jährigen Freddie Gray in der Großstadt Baltimore schwere Krawalle ausgelöst.

Besonders große Empörung hatte der Tod des unbewaffneten schwarzen Jugendlichen Michael Brown im August 2014 in der Kleinstadt Ferguson erregt. Die Verfahren gegen den weißen Polizisten, der die Schüsse am helllichten Tag auf der Straße abgab, wurden eingestellt.

wl/wa (afp, dpa, rtre)