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Keine Angst vor morgen! Mikrokredite für eine sichere Zukunft in Nepal

8. Mai 2009

Acht Prozent Zinsen für Spareinlagen – keine Utopie, sondern Realität in Nepal. In einem Land, in dem 30 Prozent der Menschen unterhalb der Armutsgrenze lebt. Hat da eine Bank zuviel Geld? Nein, nur ein kluges Konzept.

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Zentrale der Kleinkreditbank SKBB in KathmanduBild: Beatrix Beuthner

Die Zinsen vergibt die Sana Kisan Bikas Bank. Sie ist Finanzdienstleister für ihre ungewöhnlichen Mehrheitseigner: die Kleinbauernkooperativen der Small Farmer Cooperative Limited, kurz SFCL. Die Vergabe von Mikrokrediten und Sparkonzepte für die Kooperativenmitglieder stehen hierbei im Vordergrund. Viele der Kooperativenmitglieder sind Eltern, und die legen Geld für die berufliche Ausbildung ihrer Kinder an.

Arbeíten und Sparen für den Nachwuchs

Schulunterricht in einer Kooperativenschule in Shalang, Nepal
Schulunterricht in Nepal kostet Geld - Eltern müssen dafür sparenBild: Beatrix Beuthner

Bevor allerdings überhaupt an Sparen zu denken ist, muss natürlich erst einmal etwas eingenommen werden. Das ermöglichen die Mikrokredite, die die Kleinbauern zu einem Zinssatz von zwölf bis dreizehn Prozent aufnehmen können. Damit bauen sich viele eine kleine landwirtschaftliche Existenz auf. Schon 10.000 Rupien, umgerechnet 100 Euro, können ausreichen, um mit dem Kauf von zwei oder drei Ziegen in die Viehhaltung einzusteigen. Wenn dann aus dem Verkauf von Ziegenmilch oder Zicklein kleine Rücklagen gebildet werden, kann auch das Sparen für die Zukunft der Kinder beginnen.

Das Leben ist kein Zuckerschlecken

SFCL-Mitglied Gita Paneru lebt in Kumpur, einem kleinen Ort nordwestlich von Kathmandu. Sie hatte einen Mikrokredit in Höhe von 200 Euro aufgenommen und einen Büffel gekauft – allerdings hatte sie versäumt, eine Versicherung für das Tier abzuschließen. "Als der Büffel nach sechs Monaten starb, musste ich den Kredit trotzdem voll zurückzahlen. Das war nicht immer einfach und manchmal war ich mit der Zahlung in Verzug." Aber die Kooperative ließ die Frau nicht allein. Gemeinsam wurde ein für Gita leistbares Zahlungskonzept vereinbart, und so gilt die Bäuerin auch zukünftig noch als kreditwürdig – im "klassischen" Bankverkehr wäre das undenkbar.

Solidarität in Zeiten der Globalisierung

Eine Bananenverkäuferin sitzt am Rande des Gehwegs Nepal Katmandu
Mit einem Kleinkredit ein kleines Unternehmen aufbauenBild: picture-alliance / dpa

Für die SFCLs heißt die Devise: Nur mit gegenseitiger Unterstützung ist Entwicklung zu mehr Lebensqualität und verbesserter Bildung möglich. Die Kleinbauernkooperative von Salang, nicht weit von Kumpur entfernt, hat gemeinschaftliche Ersparnisse ihrer Mitglieder für den Aufbau eines eigenen Geschäfts zum Verkauf landwirtschaftlicher Produkte verwendet. Zusätzlich wurden Sammelstationen für Obst und Gemüse eingerichtet, das später im Laden angeboten werden soll. Besonders stolz aber ist man in Salang auf die eigene Schule. "Die Schulen der Regierung sind nicht so gut", sagt der dortige Vorstandsvorsitzende Gopal Thapa Magar. "Mit unserer eigenen Schule können wir den Bildungsstand unserer Kinder verbessern."

Eindrucksvolle Zahlen

Nepalesisches Paar in ihrem Geschäft in Kathmandu, Nepal
Die Frau ist Kreditnehmerin, er ist ihr GeschäftspartnerBild: Beatrix Beuthner

Die erfolgreiche Arbeit der SFCLs ist nicht auf Orte wie Kumpur und Salang begrenzt. Landesweit hat die Organisation viel erreicht. Hervorgegangen aus einem 1975 gegründeten Pilotprojekt zur Reduzierung von Armut, gilt sie gegenwärtig als einer der wichtigsten Anbieter von Mikrofinanzdienstleistungen in Nepal. Die weit über 200 Kooperativen der SFCL unterstützen heute fast eine Million Menschen in 140.000 bedürftigen ländlichen Haushalten.

Aber nicht nur auf dem Land gibt es Menschen, die sich mit Mikrokrediten eine kleine Existenz aufbauen wollen, um die Armut hinter sich zu lassen. Auch in Nepals Hauptstadt Kathmandu ist der Bedarf groß. Dort hat "Manushi" ihren Sitz.

Manushi bedeutet "Starke Frau"

Der Name ist Programm. Denn es geht tatsächlich darum, Frauen zu stärken und ihnen gesellschaftliche Teilhabe einzuräumen. Manushi vergibt Mikrokredite ausschließlich an weibliche Mitglieder. Und die nutzen das Geld als Startkapital eines kleinen Familienunternehmens: für den Aufbau von Hühnerfarmen, die Produktion und den Verkauf von Schokolade oder das Einrichten eines kleinen Obst- und Gemüseladens. Die Zinsen für die Kredite von Manushi belaufen sich auf zehn Prozent. Die Kredite werden ohne Sicherheiten vergeben. Das sei kein Problem, weiß die stellvertretende Vorstandsvorsitzende von Manushi und Direktorin des Mikrofinanzprogramms, Amlika Pradhan, zu berichten. "Die Rückzahlung der Kredite liegt bei 100 Prozent, Frauen sind eben einfach verlässliche Kreditnehmer."

Autorin: Beatrix Beuthner

Redaktion: Peter Koppen