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Kein Verzicht auf Leichtwasserreaktor

20. September 2005

Nordkorea hat erklärt, dass es vor der Aufgabe seines Atomwaffenprogramms von den USA einen Leichtwasserreaktor fordert. Tags zuvor hatte sich Nordkorea grundsätzlich zum Verzicht auf Kernwaffen bereit erklärt.

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Ist der Erfolg vom Vortag schon wieder Makulatur?Bild: dpa
Atomverhandlungen in Peking mit Nordkorea
Der japanische Verhandlungsführer Kenichiro Sasae (im Hintergrund vorn) in PekingBild: AP

Nordkorea hat den Verzicht auf sein Atomprogramm an die Lieferung von Leichtwasserreaktoren zur Energieerzeugung geknüpft. Die amtliche nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA zitierte am Dienstag (20.9.2005) einen Sprecher des Außenministeriums mit den Worten: "Die USA sollten nicht einmal davon träumen, dass die Demokratische Volksrepublik Korea ihre atomare Abschreckung auflösen wird, bevor sie Leichtwasserreaktoren liefern". Die Lieferung müsse als Unterpfand für Vertrauensbildung und Anerkennung des Rechts Nordkoreas auf Nutzung der Atomenergie zu friedlichen Zwecken "so früh wie möglich" erfolgen. Japan wies die Forderung umgehend als "unannehmbar" zurück.

Bedingungen nach der Einigung

Der nordkoreanische Chefunterhändler bei den Sechs-Parteien-Gesprächen über Pjöngjangs Atomprogramm bekräftigte vor seinem Abflug aus der chinesischen Hauptstadt Peking, dass die Lieferung eines Leichtwasserreaktors die Bedingung für den Stopp
des Atomprogramms sei. Damit könnten die Vereinigten Staaten beweisen, dass sie ihre feindselige Handlung gegenüber Nordkorea änderten, sagte Kim Gye Gwan auf dem Flughafen.

Kühlstäbe in einem Nuklearreaktor in Nordkorea
Brennstäbe in der Atomanlage von Yongbyon, Nordkorea (1996)Bild: AP

Bei den Gesprächen in Peking war am Montag mit der Unterzeichnung einer gemeinsamen Erklärung erstmals ein größerer Durchbruch seit zwei Jahren erzielt worden. Die nordkoreanische Führung sagte darin zu, auf militärische Atomprogramme zu verzichten, erneut dem Atomwaffensperrvertrag beizutreten und internationale Inspektionen seiner Atomanlagen zuzulassen. In dem Dokument verpflichten sich die USA und die Führung in Pjöngjang außerdem zur gegenseitigen Anerkennung ihrer Souveränität, zur friedlichen Koexistenz und zur schrittweisen Normalisierung ihrer Beziehungen.

Friedliche Nutzung akzeptiert

Im Gegenzug erkannten die anderen Verhandlungsteilnehmer Nordkoreas Forderung nach friedlicher Nutzung der Atomenergie an und sagten Energielieferungen und Wirtschaftshilfe zu. Ein Zeitrahmen für die Verwirklichung dieser Schritte wurde allerdings nicht genannt. Es hieß lediglich, dass es "zu gegebener Zeit" Gespräche über den Bau eines Leichtwasserreaktors in Nordkorea geben solle.

Kim Jong Il, Nordkorea
Nordkoreas Staatschef Kim Jong IlBild: AP

Dass Pjöngjang seine Zusagen nun von Bedingungen abhängig machte, stieß bei der mit den USA verbündeten japanischen Regierung auf Kritik. Er habe den Eindruck, dass mit dieser Haltung das "zweite Stadium der Verhandlungen bereits eingeleitet" worden sei, sagte Außenminister Nobutaka Machimura vor Journalisten.

Nordkorea sieht keinen Bruch

Dagegen hieß es im nordkoreanischen Außenministerium, die von Pjöngjang eingenommene Position stimme mit dem gemeinsamen Dokument überein. Der südkoreanische Nordkorea-Experte Nam Sung Wook sagte, Pjöngjang
weiche zwar nicht von der tags zuvor unterzeichneten Erklärung ab, wolle sich aber eine gute Ausgangsposition für die fünfte Runde der Gespräche verschaffen, die Anfang November beginnen soll.

Vor allem bei den USA war Pjöngjangs Forderung, Atomenergie zu zivilen Zwecken nutzen zu können, auf Widerstand gestoßen. Die Gespräche zwischen Vertretern Chinas, Russlands, Nord- und Südkoreas sowie den USA und Japan standen deshalb mehrfach kurz vor dem Scheitern und wurden immer wieder verlängert. (kas)