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Kein Happy End im Sommermärchen 2010

7. Juli 2010

Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft hat das WM-Finale verpasst. Sie unterlag im Halbfinale einer starken Elf aus Spanien. Im Spiel um Platz drei wartet nun Uruguay, Spanien und die Niederlande spielen um den Titel.

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Trauernde deutsche Fans (apn Photo/Jens Schlueter)
Die deutschen Fans betrauern das Aus der deutschen ElfBild: AP

In einer Begegnung, in der die deutsche Elf leider nicht an die Vorstellungen gegen England und Argentinien anknüpfen konnte, verlor die Mannschaft von Joachim Löw gegen Spanien mit 0:1 (0:0). Den entscheidenden Treffer erzielte Verteidiger Carles Puyol in der 73. Minute per Kopf.

Viel zu passiver Beginn der deutschen Elf

Gegen England und Argentinien war es jeweils die erste halbe Stunde, die die deutsche Mannschaft auf Erfolgskurs brachte, weil sie den Gegner fast überrollte. Gegen Spanien sah das ganz anders aus. Die deutschen Spieler zeigten sehr deutlich Respekt vor den Spaniern, standen extrem tief in der Abwehr und trauten sich kaum, den Weg nach vorne zu suchen. Auch die Spanier hatten zu Beginn offensichtlich Respekt, nahmen dann aber schnell das Heft in die Hand und erarbeiteten sich sofort ein spielerisches Übergewicht, das sie im Prinzip auch über die 90 Minuten nie abgaben.

Ein Fan stürmte das Spielfeld (AP Photo/Ivan Sekretarev)
Ein Fan hatte trotz aller Sicherheitsmaßnahmen den Weg auf das Spielfeld geschafftBild: AP

Für den ersten Aufreger der Partie sorgte dann aber kein spanischer Spieler, sondern ein Fan, der trotz der starken Sicherheitsmaßnahmen den Weg auf den Platz gefunden hatte. Er wurde aber schnell gestellt und abgeführt. In der 6. Minute die erste Großchance für Spaniens Torjäger David Villa, der von Pedro eingesetzt wurde, aber Neuer hielt. Spanien schaffte es mit einem sicheren Kurzpassspiel und dem anschließenden schnellen Pass in die Spitze zunächst mehrmals, die deutsche Abwehr auszuhebeln. Da waren die deutschen Spieler oft zu weit von den Spaniern weg. In der 14. Minute die zweite gute Möglichkeit für Spanien als Puyol eine Flanke von Andrés Iniesta über das Tor köpfte.

Danach blieb Spanien zunächst überlegen, doch die deutsche Elf stellte sich etwas besser auf die Spanier ein und ließ zumindest keine großen Tormöglichkeiten mehr zu. Nach rund einer halben Stunde löste sich die Elf von Joachim Löw auch etwas und spielte mehr nach vorn, blieb aber weitgehend ungefährlich. So war es in der 31. Minute ausgerechnet der für Thomas Müller spielende Piotr Trochowski, der mit einem Fernschuss für die erste und einzige deutschen Möglichkeit in der ersten Hälfte sorgte. In der 45. Minute noch eine umstrittene Szene, als Mesut Özil im Strafraum frei gespielt wurde. Sergio Ramos ging ihn hart an und viele forderten Elfmeter, den der ungarische Schiedsrichter Viktor Kassai aber nicht gab.

Offeneres Spiel in den zweiten 45 Minuten

Die deutsche Elf ging deutlich offensiver in die zweiten Halbzeit, zunächst allerdings ohne sich dadurch Chancen zu erspielen. Ganz im Gegenteil ergaben sich nun natürlich mehr Möglichkeiten für die Spanier, die es mit Fernschüssen versuchten. Die größten Torgelegenheiten hatten dann in der 58. Minute zuerst Pedro mit einem fulminanten Schuss, den Manuel Neuer abwehren konnte, und unmittelbar anschließend Iniesta.

In der deutschen Mannschaft gab es zwei Wechsel, die die offensive Ausrichtung verstärkten – auf dem Papier zumindest. Marcel Jansen kam für Jerome Boateng und Toni Kroos für Piotr Trochowski, der den gesperrten Thomas Müller nie ersetzen konnte. Allerdings spielte nun fast ausschließlich Spanien und setzte die deutsche Abwehr permanent unter Druck. In diese Druckphase fiel die beste Chance der Deutschen, als Lukas Podolski von links flankte, Toni Kroos aber zu schwach abschloss. Danach war Deutschland im Vorwärtsgang – aber die Führung für Spanien. Puyol springt in der 73. Minute nach einer Ecke am höchsten und köpft unbedrängt auf gut 12 Metern ein.

Puyol erzielte Spaniens Siegtreffer per Kopf (AP Photo/Ivan Sekretarev)
Der goldene Treffer für Spanien durch den Kopfball von Puyol (hin.)Bild: AP

Die deutsche Elf musste nun natürlich bedingungslos stürmen, erspielte sich aber keine echten Tormöglichkeiten mehr. In der 82. Minute hatte Pedro dann bei einem Konter die endgültige Entscheidung auf dem Fuß, spielte aber zu eigensinnig, anstatt auf den frei stehenden Fernando Torres zu passen.

Verdienter Sieg starker Spanier

Es blieb nach 90 Minuten beim 1:0 für Spanien, das seinen ersten Sieg über Deutschland in einem WM-Spiel absolut verdiente. Die Spanier spielten nicht überragend, aber stark genug, um eine deutsche Elf, in der eigentlich kein Spieler die Form aus den Spielen gegen England und Argentinien erreichte, auf Distanz zu halten. Die junge deutsche Mannschaft war mit zu viel Ehrfurcht vor den Iberern in die Partie gegangen, und hatte vielleicht auch deshalb lange Zeit eine zu vorsichtige, passive und zu sehr auf Abwehr bedachte Spielweise. Das änderte sich zwar im Laufe der Spielzeit ein wenig, aber so richtig kam das Spiel nach vorn bei der Löw-Elf nie ins Rollen. Es darf einen aber auch nicht wundern, dass die sehr junge und unerfahrene Mannschaft nicht in der Lage war, ein drittes Spiel in Serie von der Güte der Partien gegen England und Argentinien hinzulegen.

Die Niederlage gegen Spanien ist für den Moment ernüchternd und enttäuschend, ändert aber absolut nichts am positiven Gesamturteil über die deutsche Mannschaft nach dieser WM. Mit ihrem frischen Offensivfußball waren die jungen Deutschen das erfrischende Element bei dieser WM und sind letztlich vielleicht nur an ihrer Jugend und der damit verbundenen Unerfahrenheit gescheitert.

Deutsche Welle-Radio überträgt beide noch ausstehenden WM-Spiele jeweils in voller Länge live. Das Spiel um Platz drei zwischen Deutschland und Uruguay am Samstag (10.07.2010) ab 20.30 Uhr deutscher Zeit und das Finale zwischen Spanien und den Niederlanden am Sonntag (11.07.2010) ebenfalls ab 20.30 Uhr deutscher Zeit.

Autor: Wolfgang van Kann
Redaktion: Joscha Weber