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Kein Geld für die Zukunft

Sabine Kinkartz6. März 2003

Firmen-Investitionen in Forschung und Entwicklung stärken die Innovationskraft jeder Volkswirtschaft. Denn wer heute kräftig sät, kann morgen reichlich ernten. Deutschland fällt auf diesem Feld zurzeit zurück.

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Forschung ist oft KleinarbeitBild: AP/Bayer

Angesichts der Konjunkturflaute findet die Erkenntnis, dass man zunächst Geld für Forschung und Entwicklung ausgeben muss, um in der Zukunft wettbewerbsfähig zu sein, immer weniger Berücksichtigung. Das geht aus den jüngsten statistischen Daten hervor, die der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft Anfang März dieses Jahres vorgelegt hat.

Magere Steigerung

Fast 45 Milliarden Euro haben deutsche Unternehmen im vergangenen Jahr für Forschung und Entwicklung ausgegeben. Das sind zwar 1,7 Prozent mehr als im Jahr zuvor, aber mit Blick auf die 1990er Jahre, in denen es Zuwachsraten von knapp zehn Prozent gab, fällt die Steigerung doch recht mager aus.

Im laufenden Jahr wird die Talfahrt anhalten. Umfragen zufolge wollen deutsche Unternehmen ihre Investitionen in Forschung und Entwicklung nur noch um ein Prozent steigern. Die Gründe liegen laut Manfred Erhardt, Generalsekretär des Stifterverbands für die Deutsche Wissenschaft, auf der Hand. Die Ertragslage der Unternehmen sei nicht besser geworden und die Märkte weiterhin unsicher. "Zudem ist der Reformstau in Deutschland nicht aufgelöst und der Dollar noch schwächer geworden gegenüber dem Euro", sagt Erhardt weiter.

Ein Trend, der nicht ohne Folgen bleibt. Messgröße ist der Anteil der Aufwendungen der Wirtschaft für Forschung und Entwicklung am Bruttoinlandsprodukt. Er spiegelt die Innovationsdynamik der Unternehmen eines Landes wider. In Deutschland sei diese Dynamik bereits deutlich abgeflacht: "Wenn wir die Innovationskraft der deutschen Wirtschaft mit den anderen großen Wirtschaftsnationen vergleichen, dann findet sich Deutschland erst an siebter Stelle", sagt Erhardt. An erster Stelle steht Schweden mit 2,84 Prozent, gefolgt von Finnland, Japan, den USA, Korea und der Schweiz. "Erst dann kommt Deutschland mit 1,76 Prozent."

Günstige Preise oder hochinnovative Produkte

Immerhin rangiert Deutschland damit noch vor Frankreich und Großbritannien und schneidet damit im europäischen Vergleich sogar recht gut ab. Deutschland, so warnt Generalsekretär Erhardt, müsse trotzdem darauf achten, den technologischen Anschluss nicht zu verlieren. Auf dem Weltmarkt könne man nur konkurrenzfähig bleiben, wenn man entweder günstige Preise habe oder hochinnovative Produkte.

"Deutschland ist weiterhin führend in den Bereichen der hohen und mittleren Technologie, da dürfte Deutschland sogar Weltmarktführer sein", sagt der Generalsekretär. Aber bei den wirklichen Spitzentechnologien sei die deutsche Konkurrenzfähigkeit nicht mehr voll da.

Forschung und Entwicklung auslagern

Die Statistik zeigt: Auch der Staat zieht sich in Deutschland immer mehr aus der Forschung zurück. Zwei Drittel der Aufwendungen für Forschung und Entwicklung werden in Deutschland mittlerweile von der Wirtschaft finanziert. Große Unternehmen trugen 2002 mit fast 39 Milliarden Euro den Löwenanteil, kleine und mittlere Unternehmen kamen im vergangenen Jahr auf 5,5 Milliarden Euro. Allerdings planten sie optimistischer, steigerten ihre Ausgaben deutlicher und beschäftigten in diesem Sektor mehr Personal. Dabei hält der Trend, Forschung und Entwicklung auszulagern, an. Allerdings profitieren davon immer weniger staatliche Hochschulen oder Forschungseinrichtungen und statt dessen private Institute und Unternehmen.