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Kein EU-Reiseverbot wegen Schweinegrippe

1. Mai 2009

Trotz der rasanten Ausbreitung der Schweinegrippe verzichtet die EU auf Maßnahmen wie Reiseverbote. Mit Blick auf eine ausreichende Medikamenten-Versorgung vereinbarten die EU-Staaten, sich gegenseitig beizustehen.

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Flughafenpassagiere (Foto: AP)
Bild: AP

Die Forderung Frankreichs nach einem Stopp aller Flüge zwischen Ländern der Europäischen Union und Mexiko fand bei einer Krisensitzung der EU-Gesundheitsminister in Luxemburg keine Mehrheit. Nach Angaben der EU-Kommission halten sich derzeit noch tausende europäische Reisende in Mexiko auf, das als Ursprungsherd der Seuche gilt.

"Wenig Sinn"

Roselyne Bachelot und Ulla Schmidt (Foto: AP)
Ulla Schmidt (re.) im Gespräch mit ihrer französischen Kollegin Roselyne BachelotBild: AP

Gegen entsprechende Reiseverbote wandte sich auch Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt. Zwar rate die Bundesregierung von Reisen nach Mexiko weiter ab, betonte Schmidt. "Aber wenn Einzelne sagen, ich möchte trotzdem reisen, hat ein Staat in dieser Situation nicht die Macht zu sagen: Du darfst das nicht tun."

Eine Aussetzung der Flüge nur zwischen Europa und Mexiko hätte außerdem wenig Sinn, argumentierte Schmidt: "Jeder, der in Mexiko ist, und es gibt keinen Flug mehr direkt nach Frankfurt, der geht vielleicht über Texas nach Frankfurt, oder er geht über Venezuela nach Frankfurt." Notwendig seien deshalb verstärkte Informations- und Beratungsangebote für alle Reisenden. Wichtigstes Ergebnis der Krisensitzung sei, "dass wir uns verpflichten, zu informieren und Hilfe anzubieten".

Enger Schulterschluss

Gegebenenfalls wollen die EU-Staaten ihre Vorräte an Grippemedikamenten teilen. "Für den Fall, dass es zu einer Eskalation kommt, haben die Mitgliedstaaten mit größeren Medikamentenvorräten ihre Bereitschaft versichert, den anderen zu helfen", sagte EU-Gesundheitskommissarin Androulla Vassiliou. Sie selbst rechne mit der Ausweitung der Schweinegrippe zu einer Pandemie. "Es ist sehr wahrscheinlich, dass wir eine Pandemie haben werden, aber das bedeutet nicht, dass es sich um ein tödliches Virus handelt", erklärte Vassiliou. "Es scheint, dass der Krankheitsverlauf in den meisten Fällen relativ mild ist und dass vorhandene Grippemedikamente gut anschlagen."

Zu Schätzungen, wie viele Menschen sich mit Schweinegrippe infizieren könnten, wollte sich die Gesundheitskommissarin nicht äußern. Sie fügte allerdings hinzu, dass allein die "klassische" Grippe jährlich weltweit 250.000 Menschen das Leben koste.

"Keine Panik!"

Androulla Vassiliou und Daniela Filipiova (Foto: AP)
Androulla Vassiliou (li.) und Daniela FilipiovaBild: AP

Die tschechische Gesundheitsministerin und amtierende EU-Ratsvorsitzende Daniela Filipiova kündigte eine enge Zusammenarbeit der Europäischen Union mit der Pharmaindustrie an, um so schnell wie möglich einen Impfstoff zu entwickeln. Die EU-Minister verständigten sich zudem auf eine enge Kooperation und den Austausch von Informationen und Erfahrungen etwa bei der Diagnose und der Behandlung der Seuche. "Europa ist der am besten vorbereitete Teil der Welt, es besteht überhaupt kein Anlass zur Panik", betonte Filipiova.

Sprachliches Wirrwarr

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) teilte unterdessen mit, sie werde die als Schweinegrippe bekanntgewordene Krankheit künftig nach dem Erreger "Influenza A (H1N1)" nennen. Die WHO gab damit dem Druck der fleischverarbeitenden Industrie nach. Bereits Anfang der Woche hatte sich die in Paris ansässige Weltorganisation für Tiergesundheit gegen den Begriff Schweinegrippe gewandt. Ihrer Ansicht nach sollte die Krankheit "Nordamerikanische Grippe" heißen. Die EU und das Robert-Koch-Institut in Berlin sprechen hingegen von einer "Neuen Grippe".

Nach Angaben der WHO vom Donnerstag (30.04.2009) gibt es weltweit derzeit fast 250 Schweinegrippe-Patienten, davon drei in Deutschland. Bisher starben mindestens 13 Menschen an der Krankheit - zwölf in Mexiko und ein Kleinkind in den USA. (wa/kle/rtr/ap/dpa/afp)