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Kap der Finsternis

Dirk Bathe, Redaktion: Sarah Mersch27. März 2009

"Kap der Finsternis" heißt das neue Buch von Roger Smith. Der Südafrikaner erzählt darin die Geschichte einer amerikanischen Familie in Kapstadt, die in einen Strudel der Gewalt gerät. Fast jeder ist dabei selbst Täter.

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Dunkle Wolken über KapstadtBild: AP

Gleich vorweg: Die Geschichte ist absolut hochtourig. Jack Burn lebt mit hochschwangerer Frau und Kind nach einer gescheiterten Existenz als Glücksspieler, Soldat und Verbrecher in der südafrikanischen Metropole. Unter falschem Namen hofft er hier zur Ruhe und zu neuem Glück mit seiner Frau zu kommen. Doch aus der Laune zweier Gangster heraus werden die Burns zu Opfern eines Überfalls. Als Jack die beiden Gangster tötet, versinkt seine Familie in einem Strudel der Gewalt.


In diesem Strudel sind auch ein rassistischer, mörderischer Bulle, ein Sonderermittler, ein Ex-Knacki und eine drogensüchtige Prostituierte gefangen. Und nach einer reichlich blutigen und meist auch extrem grausamen Jagd durch die Slums der Stadt gibt es nur wenige Gewinner in dieser Geschichte. Fast jeder ist im Kapstadt von Roger Smith ein Beteiligter, keiner ist ein guter Mensch. Es gibt auch keine Zuschauer, nur Opfer oder Täter oder Menschen, die beides in sich vereinen. Passivität ist in dieser Umgebung selbstmörderisch und so will jeder schießen, bevor es der Andere tut.

Roger Smith
Für Autor Roger Smith gibt es keine Charaktere mit weißer WesteBild: Clive Sacke

Drei Farben: schwarz, weiß, blutrot


Genauso aktiv ist der Stil von Roger Smith. Die Sprache ist hart, authentisch, schnell. Die Erzählstränge sind bis zum Ende miteinander verwoben, es gibt keine überflüssigen literarischen Spielchen, jede Person ist auch erzählerische Funktion. Roger Smith ist Drehbuchautor und dem entspricht auch seine Weise diese Geschichte zu erzählen, sie ist sehr filmisch. Das ist in diesem Fall gut, denn Smith zeigt ein Bild von Südafrika, das in keiner Hinsicht den Werbefilmen der Tourismusindustrie gleicht. Auf der finsteren Seite der Regenbogennation gibt es nur drei Farben: schwarz und weiß und blutrot. Hier gibt es keine Versöhnung, hier gibt es bestenfalls Drogen zum Nulltarif und wenn ein Kind seine Familie überlebt, darf es sich Chancen auf Mitgliedschaft in einer der Gangs ausrechnen aber nicht auf einen regulären Arbeitsplatz.

Das Ende des Romans gibt nicht vor, wie die Beteiligten weiter leben werden. Es ist weder Happy End noch Cold Cut, es löst die Geschichte nicht in Wohlgefallen auf, noch fällt sie in ein schwarzes Loch. Das lässt Raum für eine Fortsetzung, zumal der Protagonist nicht unbedingt tot ist. „Kap der Finsternis“ überzeugt mit einer clever konstruierten Geschichte, sie ist rasant erzählt und von manchmal schon lakonischer, aber authentischer Gewalt in Sprache und Handlung. Ein Kracher, der noch lange nachhallt.

Buchcover Kap der Finsternis
Rasant, lakonisch, authentisch - das neue Buch von Roger SmithBild: Klett-Cotta - Tropen - Hobbit Presse