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Musik

Bayreuther Festspiele: ruhige Saison und Blick nach vorne

Rick Fulker
28. August 2017

Keine Skandale, kein Künstlerkrach, kein Streit in der Wagnerfamilie. Mit einer gefeierten Premiere der "Meistersinger" gehen die Bayreuther Festspiele zu Ende. Und mit einem vielversprechenden Ausblick auf 2018.

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Festspielhaus Bayreuth
Bild: picture alliance/dpa/D. Karmann

Die Richard Wagner-Festspiele gehen am an diesem 28. August mit der "Götterdämmerung" in die Schlussrunde, der vierten Oper im Zyklus "Der Ring des Nibelungen." Im finalen Jahrgang der umstrittenen multimedialen Produktion des Regisseurs Frank Castorf gab es überwiegend Zuspruch vom Publikum. Castorf, der Theaterskandale gewohnt ist, nahm diesmal fünfzehn Minuten Ovationen entgegen.

Strenggenommen verschwindet der Castorf-Ring nicht restlos von der Bühne. Als auffallende Abkehr von der Tradition wird "Die Walküre" aus der Opern-Tetralogie abgekoppelt und 2018 zweimal gespielt. Für Überraschung sorgte die Ankündigung, dass Placido Domingo im nächsten Jahr "Die Walküre" dirigieren wird. Ein heikles Unterfangen für einen eher unerfahrenen Dirigenten, denn die Akustik des Bayreuther Festspielhauses ist schon vielen großen Meistern zum Verhängnis geworden. 

Mahnung gegen Antisemitismus

Laut Angaben der Festspielleitung kamen in diesem Jahr Besucher aus beinahe 80 Ländern nach Bayreuth, protokollarisch angeführt vom schwedischen Königspaar. Am Eröffnungstag, dem 25. Juli, besuchten Carl XVI. Gustav und Königin Silvia die Premiere von "Die Meistersinger von Nürnberg". In der Interpretation des australischen Regisseurs Barrie Kosky geriet das Stück zu einer Mahnung gegen Antisemitismus, und sowohl die Publikums- als auch die Kritikerresonanz fielen überwiegend positiv aus. Obwohl Kosky eine direkte Verbindung zwischen Wagner, Wagnerismus und dem Nationalsozialismus Jahrzehnte später zu zeichnen schien, ließ er in der technisch glänzenden Produktion mehr Fragen als Antworten entstehen - und sorgte so für eine lebhafte Diskussion.

Anna Netrebko
Netrebko-Fans werden in Bayreuth enttäuscht

Bühnenbilder von Neo Rauch und Rückkehr einer Diva

Im kommenden Jahr beginnen die Festspiele mit einer Neuinszenierung der Wagner-Oper "Lohengrin" in der Regie des israelisch-amerikanischen Regisseurs Yuval Sharon. Für die Bühnenbilder ist der international gefeierte deutsche Künstler Neo Rauch zuständig. "Das wird im besten Sinne bildgewaltig werden", sagt Festspielleiterin Katharina Wagner.

In der Titelrolle tritt der französische Tenor Robert Alagna auf. Jahrelange Spekulationen darüber, ob die russische Stardiva Anna Netrebko ihr Bayreuther Debüt als Elsa gestalten würde, wurden mit der Ankündigung der Besetzung der Rolle mit der deutschen Sopranistin Anja Harteros beendet. Dafür erwarten Wagnerianer mit gutem Gedächtnis jetzt schon die Rückkehr der gefeierten deutschen Mezzosopranistin Waltraud Meier nach Bayreuth in der Rolle der Ortrud. 18 Jahre hatte sie am "Grünen Hügel" gefehlt. Im Orchestergraben agiert der deutsche Maestro Christian Thielemann, der dann alle zehn Wagner-Opern dirigiert haben wird. Ein Rekord. Die Vortragsreihe "Diskurs Bayreuth", die 2017 mit einer vorsichtig-ausgewogenen Betrachtung der Festspiele in der Nazi-Ärabegann, soll in der kommenden Saison fortgesetzt werden.

Auf die Bühne kehrt "Der fliegende Holländer" in der bereits bekannten Produktion von Jan Philipp Gloger zurück; 2018 und 2019 werden dann "Ring-freie" Jahrgänge sein. Das Regieteam der Neuinszenierung des Vieropern-Zyklus 2020 ist noch unbekannt; stattdessen spekuliert man über den Dirigenten: Thielemann oder Nelsons? Der eine ist Musikdirektor der Bayreuther Festspiele; der andere verließ sie empört kurz vor dem Jahrgang 2016, ohne die Gründe näher zu nennen. Gerüchte, dass es einen Konflikt mit Thielemann gab, schienen glaubwürdig. So könnte es davon abhängen, ob die beiden Stardirigenten ihre angeblichen Differenzen überwinden können.