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Katzenklo, Nevada

Konstantin Klein15. April 2002

1872 trat das Bergbaugesetz der USA in Kraft. Ziel: die Besiedlung des Westens zu fördern. Jetzt, finden viele, ist der ehemals Wilde Westen genug gefördert. DW-TV-Korrespondent Konstantin Klein über die Einzelheiten.

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Aus der Fernsehwerbung wissen wir, welche Futtermarke Katzen am liebsten kaufen würden. Aus dem Westen der USA erfahren wir jetzt, welches Produkt sie für gegen- bzw. hinterteilige Bedürfnisse bevorzugen: Im Wüstenstaat Nevada fanden Geologen im Auftrag der Oil-Dri Corporation aus Chicago die ideale Katzenstreu: leichten, lockeren und vor allem saugfähigen Lehm. Der ist der Grund, warum jetzt im Norden der Stadt Reno ein riesiges Loch gebuddelt werden soll - der größte Katzenstreu-Tagebau der Menschheitsgeschichte.

Und schon gibt es Ärger. Denn die Millionen Tonnen künftiger Katzenklo-Füllung finden sich auf öffentlichem Land - und das darf nach der gültigen Gesetzgebung ausgebeutet werden, ohne daß die öffentliche Hand auch nur einen Cent sieht.

Virtueller Kater

Schuld daran ist ein Präsident, dem der aktuelle Streit reichlich wurscht ist: Ulysses S. Grant verließ das Weiße Haus 1877 und diese Welt am 23. Juli 1885. Er wollte Siedler in den Wilden Westen locken; Gold und Silber sollten die Lockmittel sein. Der letzte echte Goldrausch ist Geschichte, selbst der letzte Dot-Com-Goldrausch ist längst einem virtuellen Kater gewichen - und da schließt sich der Kreis: denn das Gesetz des Präsidenten Grant ist immer noch in Kraft, und die Katzenstreubuddler aus Chicago sind fest entschlossen, es anzuwenden. Dumm nur, daß die Grube, sozusagen ein gigantisches Katzenklo, etwas zu nahe an einer indianischen Reservation liegt.

Deshalb beschloss die örtliche Verwaltung jetzt, einem 130 Jahre alten Gesetz, dem Big Business und Millionen amerikanischer Hauskatzen die Stirn zu bieten; weil gegen das Gesetz selbst nichts zu machen ist, solange die Gesetzgeber in Washington Wichtigeres zu tun haben, haben sie einfach die Betriebsgenehmigung für die Verarbeitungsanlage verweigert. Zu staubig, sagen sie.

Das ist als Argument im Wüstenstaat Nevada nur bedingt tauglich. Und deshalb erwarten Beobachter - und Millionen amerikanischer Hauskatzen -, dass die Katzenfreunde aus Chicago nicht aufgeben. Notfalls geht der Fall eben vor ein Bundesgericht. Richter, die bei einer Katze zur Untermiete wohnen, werden wegen Befangenheit abgelehnt.