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Katholiken und Orthodoxe erobern Grabeskirche

15. April 2017

In diesem Jahr wird Ostern von den West- und Ostkirchen am selben Datum begangen. Entsprechend eng ist der Terminplan in der Grabeskirche in Jerusalem - für Pilger und Polizisten eine echte Herausforderung.

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Die orthodoxe Zeremonie des "Heiligen Feuers" in der Jerusalemer Grabeskirche (Foto: Reuters/A. Awad)
Bild: Reuters/A. Awad

Unter großem Polizeiaufgebot haben in Jerusalem die Osterfeiern begonnen. Zur Feier der Ostervigil in der Grabeskirche versammelten sich zahlreiche katholische Christen. Der Auferstehungsfeier vor der frisch restaurierten Kapelle, die nach frühester christlicher Überlieferung als Ort der Auferstehung Jesu gilt, stand erstmals Erzbischof Pierbattista Pizzaballa vor, der im Herbst als Patriarchatsverwalter die Nachfolge des emeritierten Patriarchen, Erzbischof Fouad Twal, angetreten hatte.

Katholiken in Jerusalem feiern weltweite erste Ostermesse

Die "Nacht der Nächte" werde in Jerusalem bereits in den frühen Morgenstunden des Karsamstags gefeiert, wodurch Jerusalem der "Moment der Stille und des Wartens" verloren gehe, die den Karsamstag weltweit präge, sagte Pizzaballa. Die Liturgien würden "vorbuchstabiert durch Zeiten und uralte und komplizierte Prozesse, die unser Rennen einpassen müssen in die anderer christlicher Kirchen, die dieselben Ereignisse an denselben Orten feiern und auch der nichtchristlichen Gemeinschaften in Jerusalem", so der Leiter des Lateinischen Patriarchats.

Gleichzeitig könne die Welt "wie vor 2000 Jahren" kein Ostern feiern, wenn dieses nicht zuerst in Jerusalem geschehe. Aufgrund des sogenannten "Status Quo", einem Regelwerk aus dem 19. Jahrhundert, das den Gebetsplan der an der Kirche beteiligten sechs Konfessionen festhält, feiern Jerusalems Katholiken jedes Jahr die erste Ostermesse auf dem Erdkreis.

Der griechisch-orthodoxe Patriarch Theophilos III. in der Grabeskirche (Foto: picture-alliance/dpa/AP/M. Illean)
Der griechisch-orthodoxe Patriarch Theophilos III. in der Grabeskirche Bild: picture-alliance/dpa/AP/M. Illean

Orthodoxe Zeremonie des "Heiligen Feuers" 

Im Anschluss an die katholische Osternachtsfeier kamen hunderte orthodoxe Christen zur Zeremonie des "Heiligen Feuers" in die Grabeskirche. Der griechisch-orthodoxe Patriarch Theophilos III. entzündete daran Kerzen und gab die Flammen an Gläubige außerhalb der Kapelle weiter. Die Gläubigen standen dicht gedrängt, ein Meer von Kerzen erhellte die Kirche. Die über 1200 Jahre alte Feier am Mittag gilt als Höhepunkt der alljährlichen Osterfeiern in Jerusalem. Während der Feier entzündet sich nach orthodoxem Volksglauben auf wundersame Weise eine Flamme an der als Grab Christi verehrten Kapelle.

Wegen der beengten Verhältnisse in der Grabeskirche und fehlender Notausgänge wird der Zugang zu der Feier streng auf 10.000 Pilger reglementiert. Bereits in der Nacht zum Samstag errichteten israelische Sicherheitskräfte rund um die Grabeskirche sowie an den Zugängen zur Altstadt zahlreiche Sperren.Die Polizei hatte die erwartete Besucherzahl im Vorfeld mit 50.000 angegeben. Das israelische Tourismusministerium rechnet für die Pessach- und Osterfeiertage mit knapp 160.000 Besuchern in Jerusalem.

Zu den zentralen Feiern des Leidens und der Auferstehung Jesu, die in diesem Jahr trotz unterschiedlicher Kalenderberechnungen von den Ost- und Westkirchen am selben Datum begangen werden, strömten seit Donnerstag Tausende Pilger in die Jerusalemer Altstadt. Auch das einwöchige jüdische Pessach-Fest, das an die Befreiung des Volkes Israel aus Ägypten erinnert, fiel in die Karwoche und endet mit Einbruch der Dunkelheit am kommenden Montag.

sti/qu (dpa, kna)