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Schriftsteller-Verband kritisiert Amazon

6. Juli 2015

Das Online-Versandhaus Amazon honoriert seit Anfang Juli Autoren bei E-Books nicht mehr pro Download, sondern pro gelesener Seite. Der Verband Deutscher Schriftsteller (VS) hat das heftig kritisiert.

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e-Reader aus einem Bücherregal ziehen
Bild: Fotolia/Markus Bormann

Was Amazon mache, sei "ein kontrollierender Eingriff in den intimen Dialog des Lesers mit dem Buch und das damit verbundene Verhältnis zum Autor", erklärte die Vorsitzende des Verbandes deutscher Schriftsteller in der Gewerkschaft Verdi, Eva Leipprand. Zum Monatsanfang hatte der Online-Riese das Verfahren für Tantiemen-Zahlungen im Abo-Angebot "Kindle Unlimited" und in der Kindle-Leihbücherei umgestellt. Entscheidend ist nun, wie viele Seiten der Kunde tatsächlich gelesen hat - nicht mehr die Zahl der Ausleihen eines Titels.

Amazon verteidigt sich

Logo des Internet-Versandhändlers Amazon
Bild: picture alliance/Bildagentur-online/Belcher

Der US-Konzern erklärte, viele Autoren hätten um diese Änderung gebeten. E-Books mit höherer Seitenzahl waren bisher nämlich besser bezahlt worden: Der Autor eines 100 Seiten starken Buches, das 100 Mal komplett gelesen wurde, bekam 1000 Dollar. Bei einem 200 Seiten starken Buch bekam der Urheber unter den gleichen Bedingungen 2000 Dollar. Beim Schriftstellerverband hingegen seien sich Bundesvorstand und Landesvorsitzende einig, so Leipprand, "dass dieses System bei einer weiteren Verbreitung eine Katastrophe für die Literaturlandschaft bedeute". Autoren könnten sich genötigt sehen, die Leser "kontinuierlich im Cliffhanger-Stil von einer Seite zur nächsten zu treiben".

"Wie bei Big Brother"

In Folge der Umstellung wertet der Konzern das Leseverhalten der Kunden aus. Er "verfolge" sie regelrecht "wie bei Big Brother", so der VS. Die Größe des Fonds, aus dem sich die Zahlungen speisen, werde auf monatlicher Basis berechnet, erklärte Amazon. So solle es Mitte Juli den Wert für den Juni geben. Der VS kritisierte diesen "rein ökonomisch orientierten" Zugriff. In Medienberichten hieß es vor wenigen Tagen, es sollen rund 0,6 US-Cent pro Seite ausgeschüttet werden. Auf 1,9 Milliarden gelesene Seiten im Juni käme dann eine Summe von mindestens elf Millionen Dollar, schrieb etwa die Zeitung "The Guardian".

nf/uh (dpa,epd)