1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Katar bestellt deutschen Botschafter ein

28. Oktober 2022

Kurz vor einer geplanten Reise der Bundesinnenministerin in das Emirat kommt es zum Eklat - wegen kritischer Äußerungen über die Vergabe der Fußball-WM an Katar.

https://p.dw.com/p/4Iolv
Katar Fifa World Cup 2022 Symbol
Eine symbolisierte Sanduhr zeigt in der katarischen Hauptstadt Doha die Zeit bis zum Beginn der WM (Archivbild)Bild: Karim Jafar/AFP/Getty Images

Katar hat wegen Äußerungen von Bundesinnenministerin Nancy Faeser zur Fußball-Weltmeisterschaft in dem Emirat den deutschen Botschafter einbestellt. Ihm sei eine Protestnote übergeben worden, teilte das Außenministerium in Doha mit. Das Auswärtige Amt in Berlin bestätigte auf Anfrage den Vorgang.

Faeser hatte in einem ARD-Interview gesagt, die Vergabe von sportlichen Großereignissen müsse "an die Einhaltung der Menschenrechte, an Nachhaltigkeitsprinzipien" geknüpft sein. Mit Blick auf die Entscheidung, die diesjährige WM von Katar ausrichten zu lassen, fügte die für Sport zuständige Ministerin hinzu: "Es gibt Kriterien, an die sich gehalten werden muss und dann wäre es besser, dass das nicht in solche Staaten vergeben wird." Für die Bundesregierung sei das "eine total schwierige Vergabe", so die SPD-Politikerin im Magazin "Monitor".

Reise mit der Menschenrechtsbeauftragten

Am Montag will Faeser zusammen mit der Menschenrechtsbeauftragten der Bundesregierung, Luise Amtsberg, den sportpolitischen Sprechern der Bundestagsfraktionen und einer Delegation des Deutschen Fußball-Bundes um Präsident Bernd Neuendorf nach Katar reisen. Nach Angaben ihres Ministeriums sind Treffen mit Spitzenpolitikern und mit Vertretern der Zivilgesellschaft geplant. Ob diese Begegnungen nach dem diplomatischen Eklat stattfinden werden, ist derzeit ungewiss.

Berlin PK Innenministerin Faeser zur Flüchtlingslage 2022
"Total schwierige Vergabe": Bundesinnenministerin Nancy Faeser (Archivbild)Bild: Wolfgang Kumm/dpa/picture alliance

Der Emir von Katar, Tamim bin Hamad al-Thani, hatte am Dienstag im Hinblick auf die WM beklagt, das Land sehe sich einer "beispiellosen Kampagne" ausgesetzt, die noch kein Gastgeber erlebt habe. Dem Golfstaat wird seit Jahren vorgeworfen, die Menschenrechte ausländischer Arbeiter, etwa beim Stadionbau, massiv zu missachten und Angehörige von Minderheiten wie der LGBTQ-Gemeinschaft zu unterdrücken. Die englische Abkürzung LGBTQ steht für lesbisch, schwul, bisexuell, transgender und queer.

Bundeskanzler Olaf Scholz hatte während einer Reise nach Katar vor einem Monat "Fortschritte" bei der Situation der Arbeiter in dem Golfstaat hervorgehoben. Die Entwicklung entspreche aber "noch lange nicht den Vorstellungen, die wir selbst haben", so der Regierungschef. Ob er zur WM erneut anreisen wird, ließ Scholz damals offen. Die Fußball-Weltmeisterschaft findet vom 20. November bis zum 18. Dezember statt. Die Vergabe an Katar hatte der Weltfußballverband FIFA bereits 2010 bekanntgegeben.

jj/se (dpa, afp, rtr, sid)