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Kaspar Hauser in radikaler Neuinterpretation

Jochen Kürten27. Januar 2014

Der Mythos vom Findelkind. Kaspar Hauser in einer italienischen Filmversion mit viel Musik und vor surrealer Szenerie.

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Filmszene aus dem Film "The Legend of Kaspar Hauser"
Bild: Filmperlen

Theaterklassikern wird heutzutage nicht selten ein völlig neues Konzept übergestülpt. Ob Shakespeare oder Goethe, Kleist oder Brecht - die alten Stücke reizen die Regisseure von heute oft zu Neuinterpretationen. Regietheater nennt man das in Deutschland. Für die einen ist es ein Schimpfwort, für die anderen die einzig machbare Art, sich den Klassikern wieder anzunähern. Im Kino geschieht das seltener. Wohl auch, weil Kamera, Schnitt und Montage sowieso zu größeren Verfremdungsmöglichkeiten einladen.

Der italienische Film "The Legend of Kaspar Hauser" ist so ein Beispiel, bei dem man den Eindruck hat, hier habe sein Regisseur einem alten Stoff eine radikale Neuinterpretation unterwerfen wollen. Die Geschichte des Findelkindes, das im Jahre 1828 in Nürnberg auftauchte und dessen Herkunft nie schlüssig geklärt werden konnte, ist in Romanen beschrieben und auch in zahlreichen Filmen verewigt worden. Am eindrucksvollsten ist noch heute Werner Herzogs "Jeder für sich und Gott gegen Alle". Der italienische Regisseur Davide Manuli hat sich dem Kaspar Hauser-Mythos nun in einer spektakulär "modernen" Version angenähert. In streng komponierten Schwarz-Weiß-Bildern, aufgenommen vor karg eindrucksvoller Kulisse auf Sardinien, spult er die Geschichte ab: mit Ufos und viel Techno-Musik. Kaspar Hauser wird von einer androgyn anmutenden Schauspielerin gespielt. Und der US-amerikanische Indie-Star Vincent Gallo ist in einer Doppelrolle zu sehen. Auch hier gilt wie beim Theater: Man muss sich darauf einlassen. Sonst bleibt nur Irritation.

Davide Manuli: The Legend of Kaspar Hauser, Italien 2012, 95 Minuten, mit Vincent Gallo, Claudia Gerini, Elisa Sednaoui u.a., als Blu-ray beim Anbieter Filmperlen (Ascot Elite) erschienen.