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Kasey Keller: Den Druck haben die europäischen Teams

21. März 2006

US-Torhüter Kasey Keller sprach mit DW-WORLD.DE über den Vorteil seiner Erfahrung, der Schwierigkeit, die Top-Keeper der Welt zu beurteilen und über die Strategie gegen die beiden europäischen Gegner in der WM-Vorrunde.

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In Topform mit 36: US-Torhüter Kasey KellerBild: picture-alliance/ dpa

Im Moment ist er nicht mehr weg zu denken zwischen den Torpfosten von Bundesligist Borussia Mönchengladbach: Kasey Keller, einer der international erfahrensten Spieler im Team der USA. Vor seiner Verpflichtung in Deutschland machte er bereits in England und Spanien Station. Keller wurde zudem dreimal zum Fußballer des Jahres in den USA gekürt, zuletzt 2005.

DW-WORLD.DE: Sie spielen bei der WM in einer Gruppe mit Weltklasse-Torhütern aus Tschechien und Italien, Petr Cech, 23, und Gianluigi Buffon, 28. Sie sind mit 36 deutlich der Älteste...

Kasey Keller: Ich finde, ich spiele so gut wie immer. Ich bin in meiner Karriere von größeren Verletzungen verschont geblieben. Während meiner Laufbahn habe ich nie länger als drei Wochen gefehlt. Es ist ein Riesenvorteil, dass ich mich nicht mit Knie- oder Schulterproblemen herumschlagen musste. Das ist der Hauptgrund dafür, dass ich in meinem Alter noch immer so gut spielen kann.

Was halten Sie von den zwei anderen Torleuten in Ihrer Gruppe?

Ich habe großen Respekt vor beiden. Buffon ist schon etwas länger dabei, Cech ist jünger und hat voriges Jahr eine tolle Saison bei Chelsea gespielt. Für mich gehören sie zu den besten Torhütern der Welt.

Werden Torwarte besser, wenn sie die 30 überschritten haben?

Petr Cech wird meiner Meinung nach mit 30 ein besserer Keeper als jetzt sein, wenn er fit und gesund bleibt, keine Frage.

Wer ist besser, Cech oder Buffon?

Das hängt alles von der Form ab. Wenn man anfängt, sich über die zehn oder zwanzig besten Torhüter der Welt zu unterhalten, ist es schwer zu beurteilen, wer besser ist - jeder steht woanders unter Vertrag steht, keiner spielt in der selben Liga.

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Der große Rückhalt im Tor der USA und bei Borussia Mönchengladbach: Kasey KellerBild: dpa

Dann ist die Fußball-Weltmeisterschaft besser geeignet, um Vergleiche zu ziehen?

Ja - für ein Urteil, wer besser bei der WM war. Viel hängt davon ab, wie Deine Mannschaft vor dir spielt. Wie weit du im Turnier kommst und weiter gut hältst. Oft ist es so, dass Torhüter ein tolles Spiel hinlegen und am Ende 0:2 verlieren. Guck dir unsere Partie neulich gegen Arminia Bielefeld an. Der Bielefelder Keeper spielte großartig, und ich hatte so gut wie nichts zu tun. Doch er verlor das Spiel und ich hatte die drei Punkte. So ist das eben manchmal.

Was ist das Geheimnis Ihrer tollen Form?

Erfahrung macht eine Menge aus. Ich bin sehr glücklich über das Training mit meinem Torwart-Coach Uwe Kamps hier bei Borussia, das trägt definitiv dazu bei. Ich bleibe fit, genieße ein tolles Training und habe die Erfahrung, schwierige Situationen rechtzeitig zu entschärfen. Das bringen die vielen Spiele einfach mit sich.

In der tschechischen und italienischen Mannschaft stehen einige Top-Stürmer. Haben Sie schon mal gegen einen von Ihnen gespielt?

Gegen Italien habe ich in meiner Karriere einige Male gespielt. Über die Jahre natürlich gegen verschiedene Stürmer. Manche der tschechischen Spieler kicken in Deutschland, deswegen habe ich auch gegen einige von Ihnen gespielt. Doch noch einmal: Es kommt letztendlich darauf an, wie gut sich meine Abwehrleute gegen diese Stürmer aus der Affäre ziehen, welche Chancen sie den Angreifern einräumen. Ich vertraue den Spielern, die vor mir spielen.

Casey Keller - US-Fußballer des Jahres 2005
Kasey Keller verrät im Interview mit DW-WORLD.DE, was das US-Team so stark machtBild: DW

Ihre WM-Vorrundengruppe wird auch als "Todesgruppe" bezeichnet, und die meisten setzen auf ein Weiterkommen von Italien und den Tschechen. Also gibt es vergleichsweise wenig Druck für die US-Mannschaft. Ein Vorteil?

Es ist eine schwere Gruppe. Dadurch, dass die WM in Europa stattfindet, schneiden die europäischen Mannschaften statistisch gesehen immer erfolgreicher ab. Wir spielen gegen zwei große Mannschaften aus Europa, so dass der Druck auf deren Seite ist. Dennoch haben wir genügend Stolz und Vertrauen in unsere Fähigkeiten, um diese Gruppe zu überstehen.

Was ist Ihrer Meinung nach die größte Stärke des US-Teams?

Wir sind eine Mannschaft. Wir verlassen uns nicht auf einen Einzelnen, der die Mannschaft zum Erfolg führt. Wir arbeiten extrem hart, sind schnell, treten als Team auf und sind äußerst kampfstark.

Das Interview führte Qu Xiao