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Kasachstan: Weniger Russisch, dafür mehr Kasachisch im TV verlangt

28. Februar 2008

Junge kasachische Politiker kritisieren das Niveau des kasachischen Rundfunks. Zudem beklagen sie die Übernahme zu vieler russischer Produktionen. Sie fordern nun ein neues Konzept für den nationalen Rundfunk des Landes.

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Nachwuchspolitiker mit Medien unzufriedenBild: AP Graphics/DW

Junge Politiker der kasachischen Regierungspartei "Nur Otan" schlagen vor, ein Konzept für den nationalen Rundfunk zu entwerfen. Ein entsprechendes Gesuch legte eine der jüngsten Abgeordneten des Landes, Bachyt Sysdykowa, Premierminister Karim Masimow vor. Ihrer Meinung nach befindet sich das kasachische Fernsehen auf äußerst niedrigem Niveau und hängt zu stark von Produktionen russischer TV-Kanäle ab. Ihr Anliegen unterbreitete die Abgeordnete Sysdykowa im Namen des jungen Flügels der regierenden Präsidentenpartei.

An den jungen Parteiflügel mit der Bezeichnung "Schas Otan" hatten sich zuvor zahlreiche Vertreter des kasachischen Showbusiness gewandt. Nach den Erfahrungen kasachischer Produzenten und Interpreten erlaube die Situation im kasachischen Fernsehen nicht in vollem Maße, qualitativ gute Sendungen in kasachischer Sprache zu produzieren. Dies offenbare ideologische Versäumnisse der kasachischen Regierung, so Sysdykowa, die dem Parlamentsausschuss für soziale und kulturelle Entwicklung angehört.

Russische Produktionen dominieren Äther

Durch die Masse russischer Fernseh- und Radioproduktionen im kasachischen Äther wachse, so die Abgeordnete, die Jugend des Landes mit Standpunkten der russischen Geschichtsschreibung auf und kenne fast nur russische historische Persönlichkeiten. Bei der Jugend seien zudem vorwiegend russische Stars, Sportler und Politiker bekannt. Auch die kasachischen Kinder seien eher mit russischen als kasachischen Märchenfiguren vertraut.

Als Grund für diese Tendenz sehen die jungen kasachischen Politiker unter anderem die Tatsache, dass Lieder in kasachischer Sprache erst nach Mitternacht im Rundfunk gesendet werden. Deswegen, so Sysdykowa, würden junge Kasachen nur schleppend die Staatssprache erlernen: "Unsere Jugend hat einfach keine Möglichkeit, qualitativ gute Sendungen zu schauen oder Lieder in der Muttersprache zu hören. Die Jugend zieht es vor, russische Kanäle einzuschalten, die qualitativ gute Sendungen in russischer Sprache anbieten, und nicht die schlechten in kasachischer Sprache."

Günstige Bedingungen für Kasachen verlangt

Die jungen Politiker betonen, Direktoren kasachischer Fernseh- und Radiosender würden kasachischsprachige Interpreten und Autoren meist mit der Begründung ablehnen, sie passten nicht ins Format der Sendungen. Zudem würden sie Geldsummen verlangen, die kasachische Interpreten nicht zahlen könnten. Gleichzeitig würden die Sender hohe Honorare an ausländische Stars zahlen, kritisieren die jungen Politiker. Deswegen müsse die Regierung des Landes ein nationales Konzept für den Rundfunk entwickeln, das vergünstigte Bedingungen für kasachischsprachige Interpreten vorsehe.

Diesen Vorschlag weisen inzwischen Vertreter des kasachischen Fernsehens zurück. Sie seien nicht gegen kasachische Lieder, verlautete aus den Sendern. Das Problem sei, dass die meisten angebotenen Projekte qualitativ schlecht seien. Wenn man sie umsetzen und senden würde, würde man nur Zuschauer verlieren. Ein weiteres Problem sei, dass die kasachischen Interpreten zu wenige Videoclips produzieren würden und man diese dann im Fernsehen zu oft wiederholen müsste. Das Interesse des Publikums müsste mit ständig neuen Produktionen aufrechtgehalten werden. Dies sei nicht der Fall.

Anatolij Weißkopf, DW-Russisch