Karsai sorgt für Verwirrung
6. April 2010Ein einfacher Partner war Hamid Karsai noch nie für den Westen. Doch sein jüngster Schritt hat für seine Bündnispartner eine neue Qualität. Angesichts des Drucks, Karsai solle endlich etwas gegen die Korruption in seiner Regierung unternehmen, geht der Präsident nun auf Konfrontationskurs. Und droht damit, den Nato-Truppen die Unterstützung zu entziehen.
Treffen mit Stammesführern
Was war passiert? Karsai äußerte sich auf einen traditionellen Treffen mit rund 1500 Stammesältesten in Kandahar. Pikanterweise nahm auch der Oberkommandierende der US- und Nato-Streitkräfte in Afghanistan, General Stanley McChrystal, an dem Treffen teil.
Regierung sei "nicht eine Marionette"
Und so bekam der General mit, wie Karsai sich offen von seinen Verbündeten distanzierte. Afghanistan werde dann zur Ruhe kommen, so der Präsident, wenn die Bevölkerung zu der Überzeugung gelange, dass die Regierung unabhängig sei und "nicht eine Marionette".
"Dann wird es keine solche Operation geben"
Und dann versprach Karsai den Stammesältesten, dass es ohne ihre Einwilligung keine US-geführte Offensive gegen die Taliban in Kandahar geben werde. Ob sie wegen der Nato-Pläne besorgt seien, wollte der Präsident wissen. Die Antwort war zu erwarten: "Ja, das sind wir", antworteten mehrere Anwesende. Und dann die entscheidende Reaktion des Präsidenten: "Nun, wenn ihr euch Sorgen macht, wenn ihr damit nicht glücklich sein, dann wird es keine solche Operation geben."
In Washington herrscht Irritation. "Die Äußerungen sind wirklich beunruhigend", erklärte der Sprecher des Weißen Hauses, Robert Gibbs. In der Substanz seien Karsais Erklärungen falsch. Gleichwohl halte Präsident Barack Obama an dem für den 12. Mai geplanten Treffen mit Karsai fest. Obama wolle weiter mit Karsai zusammenarbeiten, denn dieser sei der gewählte Präsident Afghanistans.
Offensive bei Kandahar soll die Wende bringen
In der Region um Kandahar will die Nato mit der geplanten Großoffensive die Wende im Kampf gegen die radikal-islamischen Taliban einleiten. Die USA schicken dazu 30.000 zusätzliche Soldaten an den Hindukusch. Vom Verlauf dieser Aktion hängen nach Ansicht vieler Beobachter die Chancen auf ein Ende des Krieges ab.
Doch in Afghanistan selbst schwindet die Unterstützung für die Nato-Truppen. Je mehr Zivilisten bei den Militäraktionen ums Leben kommen, umso größer wird die Ablehnung, auf die die westlichen Truppen stoßen.
Autor: Marko Langer (dpa, rtr, apn)
Redaktion: Walter Lausch