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Karsai fordert andere Strategie im Anti-Terror-Kampf

22. Juni 2006

Der afghanische Präsident hat die internationale Gemeinschaft eindringlich ermahnt, die Strategie im Kampf gegen die Taliban zu ändern. Hamid Karsai zeigte sich unzufrieden mit der Situation in Afghanistan.

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Karsai sprach vor seinem schwer bewaffneten PräsidentenpalastBild: AP

In Afghanistan sind allein in diesem Jahr mehr als 1000 Menschen bei Gefechten und Anschlägen ums Leben gekommen. Seit dem Sturz der Taliban 2001 war die Gewalt noch nie so heftig wie in den vergangenen Wochen. Präsident Hamid Karsai sprach am Donnerstag (22.6.2006) von Mängeln und Unvermögen überall im Land. Zugleich schrieb Karsai dem Ausland eine Mitverantwortung zu. "Es gibt keinen Zweifel, dass diese Schwäche vor allem von ausländischen Faktoren, Terrorismus sowie geplanten und koordinierten Angriffen herrührt."

Was er mit "ausländischen Faktoren" meint, ließ Karsai offen. Afghanische Behördenvertreter haben sich indes wiederholt über den Nachbarn Pakistan beschwert, weil der nicht genug unternehme, um Extremisten der Taliban und der Al-Kaida in Schach zu halten.

Zu viele Tote

Der Kampf gegen die militanten Islamisten ziele nicht auf die Wurzeln des Terrorismus, sagte Karsai weiter. Den Terroristen müsse die finanzielle Unterstützung, ihre Ausbildung, Ausrüstung und ihre Motivation genommen werden, forderte Karsai. Der Anti-Terror-Krieg sollte nicht auf Afghanistan begrenzt sein, wichtig sei eine strategische Vorgehensweise.

Hunderte Tote bei den Kämpfen in Süd-Afghanistan seien "nicht akzeptabel", erklärte Karsai. Seit Mai 2006 wurden bei Gefechten schon mehr als 600 Menschen getötet, darunter viele Kämpfer der Taliban. Diese Kämpfe an sich seien inakzeptabel, erklärte Karsai. "Selbst wenn sie Taliban sind, so sind sie doch Söhne dieses Landes." Karsai betonte, die internationale Gemeinschaft habe dem Land in vielen Bereichen geholfen. In vielen leider aber auch nicht. Das sei der Grund für die Unzufriedenheit in Afghanistan.

Neue Video-Botschaft

Als "Feind des Volkes" bezeichnete Karsai den Vizechef des Terrornetzwerks El Kaida, Ajman al-Sawahri, der die afghanische Bevölkerung in einer neuen Videobotschaft zum Widerstand gegen die US-geführten Koalitionstruppen aufgerufen hat. Das auf einer islamistischen Web-Site verbreitete Video ist bereits das sechste von Al-Sawahri in diesem Jahr.

Der Stellvertreter von Osama bin Laden erklärt darin, seine Botschaft richte sich vor allem an die Einwohner von Kabul. Alle Afghanen sollten sich den "ungläubigen Truppen, die in islamische Länder eindringen", entgegenstellen. Die Menschen in Kabul seien Zeuge eines neuen Verbrechens der US-Streitkräfte gegen das afghanische Volk geworden. (kas)