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Karsai bestätigt Kontakt zu Taliban

11. Oktober 2010

Der afghanische Präsident Karsai geht weiter auf die Taliban zu: Inoffizielle Gespräche gibt es offenbar schon, nun soll der frühere Präsident Rabbani als neuer Vorsitzender des Friedensrates den Dialog vorantreiben.

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Karsai (Foto: DW/Hossain Sirat)
Präsident Hamid Karsai setzt auf VersöhnungBild: DW

Offiziell gibt es keine Gespräche zwischen der afghanischen Regierung und den Taliban. Inoffiziell treffen sich Regierungsvertreter mit den aufständischen Islamisten bereits. Das hat das afghanische Präsident Hamid Karsai jetzt im US-Fernsehsender CNN bestätigt. "Wir sprechen mit den Taliban von Landsmann zu Landsmann", sagte Karsai in der Sendung "Larry King Live", von der am Montag (11.10.2010) Ausschnitte auf der Internetseite des Senders veröffentlicht wurden.

Rabbani soll vermitteln

Burhanuddin Rabbani (Foto: dpa)
Burhanuddin Rabbani ist Vorsitzender des FriedensratesBild: picture alliance/dpa

Karsai setzt sich dafür ein, sogenannte moderate Taliban wieder in die afghanische Gesellschaft einzugliedern. "Sie sind wie Kinder, die von ihrer Familie davongelaufen sind", sagte er im CNN-Interview. Nur wer in Terrornetzwerken wie El Kaida aktiv ist, könne nicht integriert werden.

Vor wenigen Tagen hatte Karsai deshalb den "Hohen Friedensrat" eröffnet. Zu dessen Vorsitzenden berief die afghanische Regierung am Sonntag den früheren Präsidenten Burhanuddin Rabbani. Dieser war von 1992 bis 1996 Präsident von Afghanistan, dann wurde er von den Taliban gestürzt. In den 80er Jahren war Rabbani einer der Führer der Mudschahedin, die gegen die sowjetischen Truppen kämpften.

Fortführung der Gespräche

Der Friedensrat solle nun Gespräche mit den Taliban führen, sagte Karsai im CNN-Interview. "Jetzt, wo der Friedensrat ins Leben gerufen wurde, werden diese Gespräche weiter gehen und sie werden offiziell weiter gehen und ich hoffe entschiedener", sagte er im Interview mit US-Talkmaster Larry King.

Zugleich dementierte Karsai Gerüchte, wonach er manisch-depressiv sei. US-Star-Reporter Bob Woodward hatte in seinem jüngst erschienenen Buch "Obamas Kriege" geschrieben, der US-Geheimdienst halte Karsai für psychisch krank. Er nehme lediglich Vitamine, Kopfschmerztabletten und Antibiotika ein, sagte Karsai auf CNN.

Umstrittener Präsident

Der afghanische Präsident wird im Westen für Wahlfälschung und Korruption verantwortlich gemacht. Seinen Versöhnungsplan unterstützt die internationale Gemeinschaft dagegen ausdrücklich. Taliban, die der Gewalt abschwören und die afghanische Verfassung akzeptieren, sollen demnach eine Chance bekommen, sich wieder in die Gesellschaft zu integrieren. Die Taliban-Führung hat Gesprächsangebote allerdings wiederholt abgelehnt und einen Abzug der NATO-Truppen zur Vorbedingung gemacht.

Autor: Dirk Eckert (dapd, dpa)

Redaktion: Marion Linnenbrink