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Karneval in Kreuzberg

Sabine Ripperger7. Juni 2003

Berlin zeigt sich von seiner multikulturellen Seite: Der Karneval der Kulturen findet schon zum achten Mal statt und zieht Hunderttausende neugierige Musik- und Tanzbegeisterte auf die Straßen.

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Bild: photoArt/Rainer J. Stevens

Der Karneval der Kulturen in Berlin reiht sich ein in die Trend neuerer Karnevals in Europa wie dem Notting Hill Carnival in London und dem Rotterdamer Sommer-Karneval. Aufgrund der Anzahl der beteiligten Nationalitäten und des breiten kulturellen Spektrums seiner Akteure ist der Berliner Karneval jedoch weltweit einzigartig. Die 1993 in Berlin-Neukölln eröffnete "Werkstatt der Kulturen" - ein Ort der Begegnung und des Dialogs zwischen Menschen unterschiedlicher Nationalität, Kultur und Religion - ist die Veranstalterin dieses kulturellen Höhepunktes in der Hauptstadt.

Karneval der Kulturen in Berlin, Gruppe: Yanapakuna
Karneval der KulturenBild: Frank Löhmer

Einwohner und Gäste Berlins erwartet zu Pfingsten (vom 6. bis 9. Juni 2003) ein umfangreiches Programm 4000 Künstlern aus aller Herren Länder. Die meisten von ihnen leben schon lange in Deutschland. Den Höhepunkt bildet dann am Pfingstsonntag ein riesiger Straßenumzug von 105 Formationen aus 80 Herkunftsländern durch Berlin-Kreuzberg.

Toleranz und Vielfalt

Die Ausländerbeauftragte der Bundesregierung, Marie-Luise Beck – selbst eine begeisterte Anhängerin des Karnevals der Kulturen und außerdem Schirmherrin – charakterisierte das Festival so: "Der Karneval der Kulturen repräsentiert ein tolerantes und vor allen Dingen ein vielfältiges Berlin von seiner allerschönsten und buntesten Seite." Migration habe zwar nicht nur schöne und bunte Seiten, sondern bestünde auch aus Konflikten und Ressentiments. Aber man dürfe auch durchaus mal die positiven Seiten der Multikulturalität nach vorne kehren: " […] nämlich Befruchtung, kulturelle Erweiterung des eigenen Spektrums - Phantasie, Kreativität."

Musik, Tanz und Spektakel

Auf dem viertägigen Straßenfest mit Musik, Tanz und Spektakel wird unter anderen das Roma-Theater PRALIPE (auf deutsch: Brüderlichkeit) mit der Inszenierung "Scheherezade" auftreten. Das Stück ist gemeinsam mit einem Theater in Spanien entstanden und wurde auch schon in Sevilla gezeigt. Michael Krone vom Theater PRALIPE, in dessen Ensemble Künstler aus sieben Nationen und von fünf verschiedenen Glaubensrichtungen arbeiten, erklärt, dass die Geschichte des Stücks in der Sprache der Roma, auf "Romanes", erzählt wird. "Aber keine Angst: Die Leute verstehen das sehr gut, weil das eine sehr bildreiche Sprache ist, mit der die Roma-Schauspieler dort arbeiten."

Ein Geschenk an Berlin

Für Berlin und insbesondere die Stadtbezirke Kreuzberg und Friedrichshain ist das Ereignis nicht nur kulturpolitisch, sondern auch wirtschaftlich von Bedeutung. Rund eine Million Zuschauer bedeuten große Umsätze für Hotels und Gastronomie. Selbst als es im vergangenen Jahr wie aus Eimern schüttete, kamen noch rund 500.000 Zuschauer an die Umzugsstrecke. Für dieses Jahr werden 800.000 erwartet.

Barbara John, die langjährige Ausländerbeauftragte des Berliner Senats und ebenfalls Schirmherrin des Karnevals, lobte das Engagement der Organisatoren sowie der Akteure und erinnerte daran, dass ein großer Teil der Arbeit für das Festival ehrenamtlich ist. "Da fließt nicht etwa das große Geld an die Gruppen, damit sie ihre Wagen ausstatten, ihre Kostüme finanziert bekommen, sondern das machen sie einfach, weil sie Freude daran haben. Es ist ein großes Geschenk der Zugewanderten und der Einheimischen an unsere Stadt."