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Karneval in Deutschland

Wolter von Tiesenhausen28. Februar 2003

Kurz bevor es Frühling wird in Deutschland spaltet sich die Republik in zwei Lager. Beobachtungen von Wolter von Tiesenhausen.

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Das eine Lager - vorzugsweise entlang des Rheines und im Süddeutschen aber auch mit Enklaven in Thürigen und dem brandenburgischen Cottbus - feiert Karneval, Fasching oder Fassenacht.

Das andere Lager steht dem fassungslos gegenüber und zweifelt am gesunden Menschenverstand der so plötzlich närrisch gewordenen Landsleute.

Diese Gemütsteilung bleibt nicht ohne Auswirkung auf die Politik. Früher, als man noch in Bonn regierte, nahm man die zusätzlichen freien Tage dankbar in Anspruch, doch heute im weitgehend karnevalsfreien Berlin geht der Alltag weiter. Bundeskanzler Gerhard Schröder ist zwar kein Kind von Traurigkeit, doch organisiertes Karnevalstreiben liegt ihm nicht.

Grippegeschwächt ließ er zwar eine Kabinettssitzung ausfallen, doch nicht einen Kurzbesuch bei Russlands Präsident Wladimir Putin in Moskau.

Seine Gegenspielerin von den Christdemokraten, Angela Merkel, zog es in die Vereinigten Staaten, um deutlich zu machen, dass nicht alle Deutschen den USA so kritisch gegenüberstehen wie der Kanzler und die rot-grüne Koalition.

Wer immer aber durch Wahlkreis oder Abstammung dem karnevalistischen Treiben verbunden ist, der gab sich freudig den närrischen Verlockungen hin, und sei es um für ernstere Zeiten politisch zu punkten.