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Karadzic schweigt

31. Juli 2008

Der mutmaßliche Kriegsverbrecher Radovan Karadzic musste erstmals vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag erscheinen. Zur Anklage äußerte er sich zunächst nicht und pochte stattdessen auf Straffreiheit.

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Radovan Karadzic (Quelle: AP)
Radovan Karadzic vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal in Den HaagBild: AP

Der frühere bosnische Serbenführer Radovan Karadzic hat sich bei seinem ersten Auftritt vor dem UN-Tribunal in Den Haag noch nicht zu der Anklage gegen ihn geäußert. Karadzic war kürzlich nach jahrelanger Flucht in Belgrad festgenommen worden. Ihm werden Völkermord, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit im Bosnien-Krieg vorgeworfen.

Karadzic verteidigt sich selbst

Serge Brammertz (Quelle: AP)
Serge Brammertz ist der UN-Chefankläger im Verfahren gegen KaradzicBild: AP

Vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag hat Karadzic 30 Tage Zeit, sich zur Anklage zu äußern. Das unterstrich der Vorsitzende Richter Alphons Orie bei Prozessbeginn. Karadzic selbst sagte, er wolle abwarten, bis Chefankläger Serge Brammertz wie angekündigte die Anklage überarbeitet habe. Liege die neue Fassung vor, werde er sich äußern. Richter Orie berief eine nächste Sitzung für den 29. August ein.

Karadzic, der vor Gericht in Anzug und frisch rasiert erschien, will sich in dem Verfahren selbst verteidigen. In seiner ersten Stellungnahme verwies er auf eine angebliche Zusage der USA, die ihm 1996 Straffreiheit zugesichert hätten, wenn er sich aus der Politik zurückziehe. Richter Orie forderte ihn daraufhin auf, das mit Fakten zu erhärten und schriftlich vorzubringen.

Angeblich wurde ihm Straffreiheit zugesichert

Radovan Karadzic (Quell: AP)
Das Bild, auf das viele gewartet haben: Radovan Karadzic vor GerichtBild: AP

Chefankläger Serge Brammertz geht davon aus, dass der Prozess gegen Karadzic in einigen Monaten beginnt. Dieser wird nach Einschätzung seines Bruders auf unschuldig plädieren. Radovan Karadzic habe sich jahrelang auf einen möglichen Prozess vorbereitet, sagte Luka Karadzic der russischen Zeitung "Istwestija". Bei der Festnahme des 63-Jährigen in Belgrad seien ein Computer sowie mehr als 50 CDs mit Dokumenten beschlagnahmt worden, die der Beschuldigte dringend zu seiner Verteidigung benötige.

Karadzic war am 21. Juli verhaftet worden. Elf Jahre hatte er mit falschem Namen und langem Vollbart unerkannt in Serbien gelebt und als Alternativmediziner gearbeitet. Zusammen mit dem noch flüchtigen Ex-General Ratko Mladic wird er für die 43-monatige Belagerung Sarajewos und den Mord an 8000 bosnischen Muslimen 1995 in Srebrenica verantwortlich gemacht. (det)

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