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Karadzic bekommt Pflichtverteidiger

5. November 2009

Eigentlich wollte der ehemalige bosnische Serbenführer sich vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal selbst verteidigen – und so das Verfahren boykottieren. Jetzt hat das Gericht in Den Haag einen Pflichtverteidiger bestellt.

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Radovan Karadzic (Foto: AP)
Radovan KaradzicBild: AP

Begründet haben die Richter ihre Entscheidung mit dem "übergeordneten Interesse der Justiz". Durch eine Pflichtverteidigung sei das Anliegen am besten zu gewährleisten. Damit die Verteidigung genügend Zeit hat, um sich in den Prozess einzulesen, vertagte sich die Kammer auf den 1.3.2010.

Karadzic fordert mehr Zeit

Vorsitzender Richter O-Gon Known (Foto: ICTY)
Der Vorsitzende Richter O-Gon KnownBild: ICTY

Seit dem 26.10.2009 läuft der Prozess gegen den 64-jährigen. An den ersten Sitzungen nahm Karadzic selbst gar nicht teil. Erst am Dienstag (03.11.2009) erschien der Angeklagte persönlich vor Gericht. In der Sitzung forderte er die Richter dazu auf, den Prozess zu unterbrechen. Er brauche mehr Zeit, um sich angemessen vorbereiten zu können, deshalb sei er auch dem Prozess bisher fern geblieben.

Der Vorsitzende Richter O-Gon Kwon widersprach Karadzic. Seiner Ansicht nach habe er genug Zeit gehabt, um sich in die Akten einzulesen. Die Richter drohten Karadzic schon vorher mit der Einsetzung einer Pflichtverteidigung, nämlich dann, wenn er weiterhin nicht zum Prozess erscheine. Mit dem Pflichtverteidiger kann der Prozess endlich weitergeführt werden und Verzögerungen sind ab März 2009 nicht mehr möglich.

Karadzic ist wegen Völkermords, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit im Bosnienkrieg 1992 bis 1995 angeklagt. Der ehemalige bosnische Serbenführer soll für den Tod von mehr als 7000 muslimischen Jungen und Männern bei dem Massaker von Srebrenica verantwortlich sein. Bei einer Verurteilung muss Karadzic mit einer lebenslangen Haftstrafe rechnen.

Autorin: Heidi Engels (afp/ap/dpa)
Redaktion: Sabine Faber