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Kapitän nach Fährunglück in Haft

19. April 2014

Jetzt steht vor allem der Kapitän der Fähre "Sewol" am Pranger. Kurz vor der Havarie gab er das Kommando an eine unerfahrene Offizierin ab. Nun sitzt er hinter Gittern. Die Suche nach Überlebenden wird fortgesetzt.

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Kapitän Lee Jun-Seok verlässt das Schiff (Foto: picture-alliance/dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Die gesunkene südkoreanische Fähre "Sewol" ist zum Unglückszeitpunkt nicht vom Kapitän, sondern von einer wenig erfahrenen Offizierin gesteuert worden. Der 68 Jahre alte Lee Jun Seok habe die Schiffsführung an die 26-jährige Dritte Offizierin übergeben, bevor das Schiff mit 475 Menschen an Bord zu sinken begann, teilten die Ermittler mit. Ein Gericht erließ auf Antrag der Staatsanwaltschaft Haftbefehle gegen den Kapitän, die Offizierin sowie gegen ein weiteres Besatzungsmitglied. Am Samstag wurde er festgenommen, wie die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap meldete. Dem Kapitän werden mehrere Straftaten vorgeworfen, darunter fahrlässige Pflichtverletzung und die Verletzung des Seerechts.

Wenig Hoffnung

Rettungsmannschaften setzten die Suche nach Überlebenden fort. Aus dem gesunkenen Schiffsrumpf seien keine Geräusche zu hören, teilte die Küstenwache mit. Taucher sahen demnach in einer Kabine drei Leichen. Ihnen sei es aber nicht gelungen, sie zu bergen.

Widriges Wetter und eine starke Strömung erschwerten weiter die Bergungsarbeiten vor der Südwestküste Südkoreas. Rund 270 Menschen werden noch vermisst. An Bord waren 325 Schüler auf dem Weg zu einem Ausflug. Ragte zunächst die Bugwulst noch aus dem Wasser, war später am Freitag nichts mehr von der Fähre zu sehen. In den kommenden Tagen sollen Riesenkräne an die Unglücksstelle herangeführt werden.

Lee wird beschuldigt, das sinkende Schiff im Stich gelassen zu haben. Das Verhalten des Kapitäns und der Crew wurde schon unmittelbar nach dem Untergang stark kritisiert. Überlebende berichteten, der Kapitän habe das Schiff als einer der ersten verlassen (Foto). Zudem war den Passagieren zunächst über Lautsprecher mitgeteilt worden, sich nicht zu rühren - da war das Schiff bereits in starke Seitenlage geraten. Nach Ansicht von Experten ist durch die späte Evakuierung kostbare Zeit verloren gegangen.

Das Schiff war am Mittwoch in Seenot geraten und gesunken. Als Ursache gilt ein scharfer Kurswechsel. Es wird vermutet, dass dadurch die Autos und Container verrutscht und so das Schiff in Schieflage geraten sein könnte.

Selbstmord aus Verzweiflung

Vor allem Angehörige der Vermissten hoffen nach wie vor, dass Überlebende gefunden werden. Viele harren in der Nähe der Unglücksstelle auf der Insel Chindo aus. Auf dieser Insel soll sich indes ein Lehrer erhängt haben. Der Mann war stellvertretender Direktor der Oberschule nahe Seoul, von der ein Großteil der jungen Passagiere kam. Offensichtlich habe er Schuldgefühle gehabt, weil er gerettet wurde, während viele unter seiner Obhut mitreisende Schüler vermisst werden, berichtete die nationale Nachrichtenagentur Yonhap unter Berufung auf die Polizei.

SC/sti (dpa, APE)