"Kapetan Dragan" nach Kroatien
17. November 2012Der in Australien festgenommene mutmaßliche serbische Kriegsverbrecher und frühere Milizenführer Dragan Vasiljkovic soll an Kroatien ausgeliefert werden. Dies habe Justizminister Jason Clare entschieden, teilte eine Sprecherin mit. Kroatien wirft Vasiljkovic alias "Kapetan Dragan" vor, an der Folter und Ermordung von Zivilisten und Kriegsgefangenen während des Jugoslawien-Krieges zwischen 1991 bis 1995 beteiligt gewesen zu sein.
Auch für Tod eines deutschen Journalisten verantwortlich?
Konkret wird er beschuldigt, im Juni und Juli 1991 in der Region Knin/Benkovac gefangen genommene Angehörige der kroatischen Armee gefoltert und getötet zu haben. Angeblich wurden bei einer Razzia eines Polizeipostens in der Stadt Glina im Juli 1991, welche Vasiljkovic persönlich anführte, und während des Angriffs auf die kroatischen Städte Gornji Vidusevac und Donji Vidusevac mehrere Zivilisten getötet. Es kam zu Brandstiftungen und Plünderungen. Dabei starb auch der deutsche Journalist Egon Scotland, der für die "Süddeutsche Zeitung" arbeitete.
Die zu Kroatien gehörende Region Knin war damals vor allem von Serben bewohnt. Schon im Dezember 1991 wurde Knin zur Hauptstadt der Republik Serbische Krajina erklärt, diese sollte später an Serbien angegliedert werden. Das Gebiet war deshalb im Kroatien-Krieg Schauplatz von Massakern an der Zivilbevölkerung und massiven Plünderungen. Tausende Menschen wurden getötet und Hunderttausende zur Flucht gezwungen.
Festnahme, Freilassung, Flucht, Festnahme
Vasiljkovic, der die Staatsbürgerschaften Serbiens und Australiens besitzt und auch unter dem Namen Daniel Snedden bekannt ist, war erstmals im Jahr 2006 in Australien festgenommen worden. 2009 kam er jedoch gegen Kaution auf freien Fuß. Seiner zweiten Festnahme entzog er sich zunächst durch eine 40-tägige Flucht, bevor er im Mai 2010 erneut gefasst wurde. Im November 2010 entschied ein australisches Gericht, dass Vasiljkovic ausgeliefert werden könne. Die gegen ihn erhobenen Vorwürfe bestreitet Vasiljkovic. Seine Verteidigung befürchtet zudem, dass ihn in Kroatien kein faires Verfahren erwartet.
sti/det (afp, dpa)