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Ein großer Auftritt für ein kleines Metallkreuz

6. Juli 2009

Was in anderen Armeen Normalität, ist ein Novum in der Geschichte der Bundesrepublik. Denn mehr als 60 Jahre lang waren Tapferkeitsauszeichnungen für Soldaten in Deutschland Tabu.

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Bundeskanzlerin Merkel, Mitte, und Verteidigungsminister Jung, rechts, verleihen das 'Ehrenkreuz der Bundeswehr fuer Tapferkeit' an Hauptfeldwebel Henry Lukacz (Foto: AP)
Bild: AP

Erstmals in der Geschichte der Bundeswehr wurden Orden für außergewöhnliche Tapferkeit verliehen, bislang gab es Auszeichnungen nur für lange Dienstzeiten. Ort der feierlichen Zeremonie war das Bundeskanzleramt.

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat am Montag (06.07.2009) vier Bundeswehrsoldaten Tapferkeitsmedaillen verliehen. In anderen Armeen längst Normalität, ist das ein Novum in der Geschichte der Bundesrepublik. Denn mehr als 60 Jahre lang waren Tapferkeitsauszeichnungen für Soldaten in Deutschland Tabu – zu stark wirkten die Verbrechen des Nazi-Regimes nach. Die Zeremonie im Bundeskanzleramt stellt damit einen politisch gewollten Tabubruch dar.

Großer Auftritt für ein kleines Metallkreuz

Ehrenkreuz
Das Ehrenkreuz der Bundeswehr für Tapferkeit

Für das "Ehrenkreuz der Bundeswehr für Tapferkeit" war es eine Premiere. Denn zum ersten Mal in der Geschichte der Bundesrepublik überhaupt wurde soldatische Tapferkeit ausgezeichnet.

Ein Blechbläser-Ensemble spielte auf, die Bundeskanzlerin und der Verteidigungsminister waren gekommen, und sichtlich vergnügt leitete die Kanzlerin höchst selbst die Zeremonie. Soldatische Einzelleistungen, die weit über das erwartete Maß an Tapferkeit im Dienst hinausgehen, will die Bundeswehr fortan gewürdigt wissen, und die Kanzlerin erläuterte das so: Es gehe um Tapferkeit, die auf die Wahrung und Verteidigung von Recht und Freiheit ziele. Sie sei damit an freiheitlich-demokratische Grundwerte gebunden und finde ihre Grundlage damit in der Verfassung.

Die Kanzlerin wies in ihrer Rede auch darauf hin, dass deutsche Soldaten diese Grundwerte inzwischen überall in der Welt verteidigen: Als Teil von Missionen der Vereinten Nationen, der NATO oder der EU seien sie auf dem Balkan, in Afghanistan, am Horn von Afrika, vor der Küste des Libanon und als Militärbeobachter im Sudan und Georgien.

Der Einsatz in Afghanistan ist darunter der mit Abstand Gefährlichste für die Soldaten – 35 Tote muss die Bundeswehr hier bislang beklagen. Nicht verwunderlich, dass die vier Auszeichnungen an Soldaten des Afghanistan-Kommandos gingen.

Bundeskanzlerin Merkel und Verteidigungsminister Jung mit den vier Ausgezeichneten (Foto: AP)
Mit dem neuen "Ehrenkreuz der Bundeswehr für Tapferkeit" wurden vier Soldaten ausgezeichnet.Bild: AP

Die vier Bundeswehrsoldaten hätten sich, so die Kanzlerin, nach einem Selbstmordanschlag in Kundus im vergangenen Jahr mutig und unter Lebensgefahr um ihre Kameraden gekümmert. Und das in einer Situation, bei der zwei Bundeswehrsoldaten und fünf afghanische Kinder getötet wurden.

Auch Verteidigungsminister Franz Josef Jung betonte, dass die Leistungen der Soldaten keineswegs selbstverständlich seien. Soldaten und Staat seien durch gegenseitige Treue miteinander verbunden, die Soldaten seien die einzige Berufsgruppe, die den Eid leiste, das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen. Und das bedeute letztendlich auch unter Einsatz des eigenen Lebens.

Bundeskanzlerin und Verteidigungsminister nahmen die Auszeichnungen dann gemeinsam vor. Die Kanzlerin heftete den vier Soldaten die Tapferkeitsmedaillen an die Uniform: Ein schlankes Metallkreuz mit einem Ordensband, das mit einem goldfarbenen Eichenlaub verziert ist. Der Verteidigungsminister übergab die Urkunden.

Autor: Richard Fuchs/Hartmut Lüning
Redaktion: Hartmut Lüning