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Kanzlerin Merkel beharrlich

19. Juni 2012

Wie die anderen Europäer reagierte die Kanzlerin beim G20-Gipfeltreffen kühl auf alle "Belehrungen". Verursacht worden sei die Krise schließlich in den USA, hieß es da. Merkel ließ keine Zweifel an ihrem Sparkurs zu.

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Bundeskanzlerin Angela Merkel mit Kopfhörer (Foto:AP)
merkel los cabosBild: dapd

Während Korrespondenten noch am idyllischen Pazifik-Strand des mexikanischen Los Cabos ihre Einschätzungen abspulten, fasste die deutsche Regierungschefin im klimatisierten Innern des Konferenzzentrums schon einmal das aus ihrer Sicht Wesentliche zusammen: Die führenden Industrie- und Schwellenländer hätten im Kampf gegen die Euro-Schuldenkrise und andere internationale Fragen an einem Strang gezogen. Auch andere Wirtschaftsblöcke hätten Probleme, jeder trage deswegen Verantwortung, glättete Angela Merkel die Wogen.

Die Mittel zur Krisenbekämpfung seien zudem aufgestockt worden, so das Resumé der Bundeskanzerin, das viele der ungemütlichen Debatten der vergangenen Stunden übertünchte.

Lob für Schwellenländer

Zum Abschluss des Gipfels berichtete Merkel der Presse scheinbar zufrieden, die G20-Staaten hätten bei dem Treffen ihre Geschlossenheit demonstriert. Eine Reihe von Schwellenländern hätten noch ausstehende Selbstverpflichtungen abgegeben, die Mittel zur Krisenbekämpfung des Internationalen Währungsfonds deutlich aufzustocken. Die ursprünglichen Erwartungen einer Aufstockung um 430 Milliarden Dollar seien übertroffen worden. Das zeige eine "wirkliche globale Anstrengung".

In der G20-Diskussion hätten die Europäer noch einmal versichert, dass sie entschlossen seien, ihre Krise "durch einen Mix aus Finanzkonsolidierung, Wachstumsmaßnahmen und mehr europäischer Zusammenarbeit" zu lösen. Risiken für die globale Wirtschaft gebe es aber noch andere, wie etwa die Budgetprobleme in den USA, ließ sie sich bei aller Konzilianz einen Seitenhieb nicht nehmen. Generell setze die G20 auf Konsolidierung einerseits und Wachstumsförderung andererseits. "Bei Wachstum geht es nicht nur um Geld", unterstrich Merkel zum wiederholten Male.

Die Kanzlerin zwischen den Präsidenten der USA und Chinas, Barack Obama und Hu Jintao (foto:rtrs)
Die Kanzlerin zwischen den Präsidenten der USA und Chinas, Barack Obama und Hu JintaoBild: Reuters

Barroso platzte der Kragen

EU-Kommisionspräsident José Manuel Barroso hatte sich zuvor gegen jegliche "Belehrungen" verwahrt und an den Ursprung der Finanzkrise in den USA erinnert. Wie andere europäische Vertreter wehrte er sich damit gegen Vorwürfe anderer Staaten. Erklärungen aus den USA, China, Indien und Südkorea hatten deutlich gemacht, dass man dort die Europäer erst einmal allein in der Pflicht sieht, die Gefahren aus Griechenland, Spanien und Italien einzudämmen. Mehr müsse getan werden, und vor allem schneller.

In der Abschlusserklärung beteuerten die Euro-Staaten dann, "alle notwendigen politischen Maßnahmen" zu ergreifen, um die "Integrität und Stabilität des Währungsraums zu sichern". Die G20 fordern eine Zusammenarbeit mit der neuen Regierung in Griechenland, um das am Rande des Bankrotts stehende Land auf Reformkurs und in der Euro-Zone zu halten. Eine Rekapitalisierung der Banken in Spanien wird begrüßt.

Zur versöhnlichen Abschlusstimmung des Gipfels gehörte dann auch, dass sich alle Delegationen beeilten, die Aufregung um ein abgesagtes Treffen von US-Präsident Barack Obama mit europäischen Kollegen zu zerstreuen. Merkel dazu: Man sei "fertig gewesen, im guten Sinne".

SC/wl (dapd, rtr, dapd)