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Kanon vom Kritiker

23. Mai 2002

Der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki gibt eine Zusammenstellung der seiner Ansicht nach wichtigsten deutschsprachigen Büchern heraus. Für das Buchprojekt haben sich sechs deutsche Taschenbuchverlage zusammengetan.

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Marcel Reich-Ranicki (Foto: dpa)
Marcel Reich-RanickiBild: dpa

Am Mittwoch (22.05.02) präsentierte Reich-Ranicki den ersten von fünf Teilen der Edition, der die 20 wichtigsten Romane enthält. Weitere Teile mit Dramen, Gedichten, Erzählungen und Essays sollen - jeweils im Abstand von einem halben Jahr - folgen.

Nach eigenen Angaben hat der Kritiker seine Empfehlungsliste für Leser und nicht in erster Linie für Germanistikstudenten zusammengestellt. Er habe sich bei der Auswahl sehr viel Mühe gegeben und alle in Frage kommenden Romane sehr sorgfältig abgewogen. Zwangsläufig hätten angesichts von nur 20 Titeln einige Autoren unter den Tisch fallen müssen.

Die Bücher sind in einem Karton mit Tragegriff unter dem Titel "Der Kanon" enthalten. Darunter sind zwei Goethe-Romane ("Die Leiden den jungen Werthers" und "Die Wahlverwandtschaften"), zwei Titel von Theodor Fontane ("Frau Jenny Treibel", "Effi Briest"), Thomas Manns "Buddenbrooks", Hermann Hesses "Unterm Rad" und der Roman "Die Blechtrommel" von Günter Grass.

Persönliche Auswahl

"Ich kenne keinen Roman von Martin Walser, der neben der 'Blechtrommel' oder 'Holzfällen' stehen könnte. Keinen einzigen, tut mir Leid", begründete Reich-Ranicki seinen Verzicht auf einen Walser- Roman. Auch Dürrenmatt habe keine guten Romane geschrieben, "alles oberflächlich". Beide Schriftsteller würden aber, wie auch Uwe Johnson, in den Erzähl-, Essay- oder Gedichtbänden auftauchen.

Sicherlich sei die Zusammenstellung auch fragwürdig, räumte der Kritiker ein: "Der Zugang zu Literatur ist immer subjektiv, sehr von Persönlichem geleitet, und natürlich trägt die Liste meine Handschrift." Der Kanon sei nicht als "Gesetzbuch" oder Vorschrift gedacht, sondern als Vorschlag oder Angebot.

An der Romansammlung sind neben dem federführenden Suhrkamp Verlag auch dessen Tochter Insel Taschenbuch Verlag sowie die Taschenbuchverlage Aufbau, Fischer, Rowohlt und dtv beteiligt. Weitere Verlage sollen für die weiteren Gattungen mit ins Boot geholt werden.

Autor: Wim Abbink
Redaktion: Petra Füchsel