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Kann die Wirtschaft vom Sport lernen?

2. März 2009

Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble ärgert sich über die Zocker an den weltweiten Finanzplätzen und verweist auf die Werte des Sports: Regeln und Fair-Play als Schlüssel zu einer funktionierenden Wirtschaftsordnung.

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Portraitfoto von Bundesinnenminister Schäuble. Er gestikuliert mit der Hand. (Foto: AP)
Bundesinnenminister Schäuble: "Sport hat Vorbildfunktion"Bild: AP

Erst war es nur ein Schneeball, dann eine immer größer und mächtiger werdende Lawine. Die Kreditkrise wurde zur Bankenkrise, die Bankenkrise zur Finanzkrise, die Finanzkrise zur Weltwirtschaftskrise. Aber wo liegen die Wurzeln des Übels? Was ist das Grundproblem? Bundespräsident Horst Köhler spricht von "Moralmängeln, Zynismus und Selbstzufriedenheit" in der Finanzbranche, einem "Abschied von den ethischen Grundlagen des Wirtschaftens". Ähnlich sieht es auch Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble: "Die Bankenkrise zieht deshalb so weite Krise, weil sie auch das Vertrauen in die Fairness unserer Wirtschaftsordnung beschädigt hat. Gerade in solchen Situationen ist es wichtig, dass wir in allen Lebensbereichen Fairness praktizieren."

Sport verkörpert soziale Werte

Zwei Kinder spielen auf einer grünen Wiese Fußball (Foto: Bilderbox)
Regeln für´s Leben können Kinder im Sport lernenBild: Bilderbox

Und da kommt der Sport ins Spiel. Schäuble räumt dem Sport, der in seine Zuständigkeit als Bundesinnenminister fällt, eine Schlüsselfunktion in der Gesellschaft ein. Der Sport verkörpere soziale Werte wie Fair-Play, Respekt und Teamfähigkeit, die den Zusammenhalt in der Gemeinschaft stärken, sagt der Minister. "Der Sport ist eine Schule des Lebens. Eine Schule in der jeder lernen kann, mit den anderen an einem Strang zu ziehen. Das ist ganz elementar für das Miteinander in unserer Gesellschaft."

Auch der Gedanke des Wettbewerbs, des sich Messens sei fruchtbar für eine freiheitliche Gesellschaftsordnung, betont Schäuble, denn Wettbewerb verstärke die Leistungsfähigkeit. Allerdings: Wettbewerb könne nur dann positiv wirken, wenn sich alle Akteure an Regeln halten, das gelte für den Sport, aber auch für die freie Wirtschaft. "Wir haben in den letzten Monaten gemerkt, wohin es führen kann, wenn der Wettbewerb um die höchste Rendite all zu freien Lauf nimmt. Jede Ordnung ist auf einen vernünftigen Rahmen, auf Regeln angewiesen, wenn sie sich nicht selbst zerstören will."

WM brachte Selbstvertrauen und Gelassenheit

Banker stehen vor ihren Flachbildschirmen und beobachten die Kurskurven in einem New Yorker Büro. (Foto: picture-alliance)
Banker und Börsianer - kein Platz für Fair-PlayBild: picture-alliance/ dpa

Diese Regeln haben auf dem Finanzmarkt ganz offensichtlich nicht existiert. Er hat sich in seiner bisherigen Daseinsweise selbst zerstört. Es wurde gezockt, betrogen und belogen. Viele einfache Anleger verloren ihr Gespartes, ihr Vermögen, ihre Altersvorsorge. Diesen Menschen wurde nicht offen genug erklärt, dass sie mit ihrer Geldanlage ein großes Risiko eingehen und alles verlieren können. Fair-Play sieht anders aus.

"Wer gelernt hat Spielregeln im Sport einzuhalten, der wird sich auch mit gesellschaftlichen Regeln leichter tun." Bundesinnenminister Schäuble glaubt an die Vorbildfunktion und Kraft des Sports. Er nennt das Beispiel Fußball-WM 2006. Die verzagte Stimmung der Vorjahre sei plötzlich dem Gefühl gewichen, "dass wir etwas einbringen können". Dieses Gefühl habe mit dazu beigetragen, so Schäuble weiter, dass die Deutschen in diesen Krisenzeiten optimistisch nach vorne schauen. "Während der WM haben wir uns Gelassenheit und das Selbstvertrauen zugelegt. Das ist eine gute Vorrausetzung dafür, dass wir auch diese Herausforderung gemeinsam meistern werden."

Autor: Benjamin Wüst

Redaktion: Wolfgang van Kann