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Menschenrechtsaktivistin aus Bahrain in Berlin

10. Juni 2011

Der Ausnahmezustand in Bahrain ist zwar inzwischen aufgehoben worden. Die Lage der Menschenrechte ist aber nach wie vor prekär. Doch Maryam al-Khawaja kämpft für die Einhaltung der Menschenrechte in ihrem Land.

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Tausende von Demonstranten protestieren am 15. März in Bahrain gegen den Einmasrch saudischer Truppen (Foto: AP)
Auch in Bahrain sind die Menschen auf die Straße gegangen, um für Freiheit und Demokratie zu kämpfenBild: AP

Maryam al-Khawaja ist eine zierliche und hübsche junge Frau. Sie ist erst 24 Jahre alt, aber trotz ihrer Jugend ist sie eine eloquente Botschafterin der Demokratiebewegung in ihrer Heimat Bahrain. Unermüdlich reist sie im Auftrag des Bahrain Human Rights Centers durch die Welt und erinnert Regierungen und Öffentlichkeit an die andauernden Menschenrechtsverletzungen auf dem kleinen Insel-Archipel zwischen Saudi Arabien und Katar.

Maryam al-Khawaja, Menschenrechtsaktivistin aus Bahrain bei einem Besuch und Vortrag in Berlin am 9.6.2011 (Foto: DW/B.Marx)
Maryam al-Khawaja war zu Gast in BerlinBild: DW

"Seit Mitte März erleben wir eine Terrorkampagne der Regierung", sagt sie bei einem Vortrag in Berlin. Mehr als 1300 Menschen seien verhaftet worden, darunter 140 Frauen und viele Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren. Noch immer seien mehr als 1000 Menschen in Haft.

Verhaftungen und Folterungen

Besonders bedrückend sind die Berichte von Folterungen während der Niederschlagung der Protestbewegung und in den Gefängnissen. Anfang Mai veröffentlichte Amnesty International einen Bericht über die schweren Misshandlungen von vier verhafteten Oppositionellen und rief seine Mitglieder auf, dagegen zu protestieren. Unter den Gefolterten war auch Maryams Vater, der bekannte Menschenrechtsaktivist Abdulhadi al-Khawaja.

Im April wurde er, zusammen mit mehreren Familienangehörigen, verhaftet. "Die Sicherheitskräfte kamen in die Wohnung meiner Schwester", erinnert sich Maryam. Ihr Vater sei bis zur Bewusstlosigkeit geschlagen worden, dann seien er und seine zwei Schwiegersöhne von maskierten Sicherheitskräften verschleppt worden. Die Familie habe zunächst nicht gewusst, wohin man die Männer gebracht habe. Erst zehn Tage später durfte sie mit ihm telefonieren. "Er bat meine Mutter, ihm Kleidung zu schicken. Als sie ihm sagte, sie werde ihm auch eine Zahnbürste und Zahnpasta schicken, sagte er, die brauche er nicht mehr. Da wusste meine Mutter, dass etwas nicht stimmt."

Abdulhadi al-Khawaja erlitt in der Haft vier Knochenbrüche im Gesicht. Sein Kiefer wurde vollkommen zerschmettert. Auch sexuelle Folter wurde ihm angedroht und immer wieder quälten ihn die Sicherheitskräfte mit der Drohung, dass sie seine Töchter gefangen nehmen und vergewaltigen würden. Selbst Maryam, die derzeit in Europa lebt, solle sich nicht sicher fühlen.

Kampagne gegen die Familie

"Ich selbst bin mit dem Tod bedroht und sexuell belästigt worden", berichtet Maryam al-Khawaja. Vor allem aber versuche die Regierung, sie zu diffamieren. So habe man sie beschuldigt, ein Spion für die CIA, für den Iran und für Israel zu sein. "Mit diesen Diffamierungskampagnen wollen sie sicher stellen, dass man im Ausland nicht auf mich hört."

Aber die junge Frau lässt sich nicht einschüchtern. Ganz offen spricht sie über die angespannte Lage in ihrer Heimat. Bisher hätten die Menschen ihren Protest friedlich zum Ausdruck gebracht. Das müsse aber nicht so bleiben. Wenn die Menschen in Bahrain zu der Überzeugung gelangten, dass sie von der internationalen Gemeinschaft im Stich gelassen würde und die Regierung die Verhaftungen und Folterungen fortsetze, dann werde sich die Bevölkerung nach Hilfe von außen umsehen.

Foto von einem Bürgerjournalisten zeigt den Perlenplatz in Manama bei seiner Räumung am 16. März 2011 (Foto: AP)
Die Räumung des PerlenkreiselBild: AP

Unterstützung aus Teheran?

Hilfe von außen könnte zum Beispiel von Teheran kommen. Denn zwei Drittel der einheimischen Bevölkerung in Bahrain sind, wie die Menschen im Iran, Schiiten. Das Königshaus dagegen gehört der sunnitischen Minderheit an, die in dem kleinen erdölreichen Land alle Privilegien genießt. Die Protestbewegung sei dennoch wenigstens zu Beginn keine schiitische Bewegung gewesen. Inzwischen aber schüre die Regierung die Spannungen zwischen den beiden Bevölkerungsgruppen. Dies könne zu einem regionalen Konflikt zwischen Schiiten und Sunniten führen, denn auch in Kuwait, Katar und Saudi-Arabien gäbe es ähnliche Probleme.

Um dies zu verhindern hat der König von Bahrain sich Hilfe von außen geholt. Seit Mitte März sind ausländische Truppen auf der Insel. Rund 5000 Soldaten aus Saudi-Arabien und den Golfstaaten unterstützen den sunnitischen Herrscher bei der Unterdrückung des Aufstands. Maryam al-Khawaja versteht nicht, warum die internationale Staatengemeinschaft das zulässt. Vor allem der Westen predige doch immer Gewaltlosigkeit. Trotzdem unterstütze er die Rebellen in Libyen, die zu den Waffen gegriffen hätten. Die friedlichen Demonstranten von Bahrain dagegen habe er im Stich gelassen.

Autorin: Bettina Marx
Redaktion: Diana Hodali