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Kampf der Monumente

Sven Brüggemann26. Januar 2006

Washington ist die Stadt der Monumente. Jeder Krieg, jeder große Amerikaner und jedes wichtige geschichtliche Ereignis muss irgendwo in der Stadt geehrt werden. Am liebsten auf der National Mall – doch die ist bald voll.

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Artikelbild fernschreiber Washington Grafik

Die National Mall, die das Lincoln Memorial mit dem großen Monolithen zu Ehren George Washingtons und dem Capitol verbindet, ist die Topadresse für Monumente. Aber so langsam wird es voll auf der Mall. Nur wenige Projekte bekommen noch eine Sondererlaubnis für den Top-Spot der Stadt.

Bei den zahlreichen Anträgen für Denkmäler hat die Stadt mittlerweile strikte Regeln eingeführt, die vielen Projekten zum Verhängnis werden: zunächst muss mit Hilfe von Anwälten ein Kongressabgeordneter überzeugt werden, einen Antrag zu stellen. Dann müssen Kongress und Senat den Plan absegnen. Zum Schluss bleibt die Suche nach einem geeigneten Standort, dem Design und vor allem: nach Geld.

Für einen Platz auf der beliebten National Mall ist noch eine zusätzliche Sondergenehmigung des Kongresses nötig. Momentan sind nur drei Projekte damit ausgestattet: Das "Reverend Martin Luther King Memorial", das "Black Revolutionary War Patriots Memorial" und das "Vietnam Veterans Memorial Center".

Ein Monument planen als Fulltime-Job

Wer nicht gerade Amerikas größten Bürgerrechtler oder Patrioten aus Kriegszeiten ehren will, hat es schwer. Peggy Seats beispielsweise versucht seit neun Jahren, dem Uhrmacher und Astronomen Benjamin Banneker ein Denkmal zu setzen. 25 Millionen Dollar kosten ihre bereits abgesegneten Pläne für eine Statue, eine Turmuhr und ein Besucherzentrum.

Früher lebte sie in einem großen Haus, mittlerweile hat sie nur noch ein Appartement, das gleichzeitig als Hauptquartier ihrer Kampagne dient. Weder Stadt noch Staat unterstützen den Bau ihrer Monumente. Das Auftreiben von Spenden ist daher die einzige Möglichkeit, dem eigenen Idol ein Denkmal zu bauen.

Die Spenden reichen von 10-Dollar-Scheinen aus Kuba für ein Denkmal für die Opfer der kommunistischen Diktatur bis hin zu großzügigen Summen wie der Million Dollar, die Star Wars-Erfinder George Lucas kürzlich dem Martin Luther King Jr. Projekt zukommen ließ.

Wächter des guten Geschmacks

Letztlich sind dies nur die materiellen und organisatorischen Hürden. Die kreative Anstrengung des Design-Prozesses übersteigt die vorherigen Probleme bei Weitem. Nicht weniger als vier Organisationen müssen das Design absegnen, sowohl nach künstlerischen, als auch nach historischen und baulichen Kriterien.

Bei so viel Kontrolle und der Tatsache, dass jede Initiative eine Menge Arbeit und Herzblut in die Sache stecken muss, verwundert die fehlende Vielfalt der abschließenden Ergebnisse. Simple Statuen und Mauern, selten einmal etwas Originelles, das einen wirklichen Bezug zum Anlass für das jeweilige Denkmal besitzt.

Eine erfreuliche Ausnahme bildet das "Korean War Veterans Memorial". Die 19 Statuen amerikanischer Soldaten im Koreakrieg symbolisieren das Zusammenspiel von Army, Navy, Marine Corps und Air Force und vermitteln den Schrecken des Krieges plastischer als der protzige Brunnen am denkaml für die Opfer des Zweiten Weltkrieges oder die vor Patriotismus strotzende Darstellung der US-Marinesoldaten am „Iwo Jima Memorial“.