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Schutz für die Vielfalt Kambodschas

Claudia Adrien /ke29. September 2015

Der artenreiche Wald in den Kardamombergen in Kambodscha ist so riesig wie wertvoll. In Gefahr durch Misswirtschaft und Klimawandel ist er trotzdem. Und mit ihm steht die wirtschaftliche Zukunft des Landes auf dem Spiel.

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Ein Gibbon sitzt auf einem Baum (Quelle: CC BY 2.0/Abujoy)
Bild: CC BY 2.0/Abujoy

Der Kardamomwald, insbesondere sein Kernbereich, ist völlig zu Recht der ganze Stolz von lokalen Behörden und Klimaschützern. Schließlich wimmelt es hier von seltenen Arten, die es nur in diesem Wald gibt, oder, die in anderen Teilen Asiens so gut wie ausgestorben sind. Darunter das Siam-Krokodil, Gibbons oder der Drachenfisch.

Viele der erfolgreichen Schutzansätze gehen auf das #link:http://www.conservation.org/projects/Pages/cambodia-central-cardamoms-protected-forest.aspx:dauerhafte Engagement von Conservation International# zurück. Die NGO setzt auf die Zusammenarbeit mit indigenen Gruppen. Diese verzichten auf Wilderei und Abholzung und erhalten im Gegenzug eine sichere medizinische Versorgung, Ausbildungs- und neue Verdienstmöglichkeiten.

"Es ist wichtig zu verstehen, dass illegales Roden ein Thema bleiben wird, solange der Handel mit Holz und Arten lukrativ ist und es keine alternative Lebensgrundlage gibt", sagt Tracy Farrell, Regionaldirektorin des Greater Mekong-Programms von Conservation International.

Die Periode des illegalen Abholzens hängt eng mit den Roten Khmer zusammen. Die Guerrillagruppe hatte sich in den 1970er Jahren in den Kardamombergen versteckt gehalten und die Einheimischen aus ihren Wäldern vertrieben. Thailändische Geschäftsleute zahlten dafür, dass die Rebellen Bäume in dem Gebiet fällen, um das Holz in Thailand zu verkaufen. Der Handel wuchs und ging bis in die 1990er Jahre weiter, sogar über die Zeit der Roten Khmer hinaus. Zum Zeitpunkt seines Ende war der Baumbestand deutlich geschrumpft.

Was macht eine Bedrohung aus?

Auch wenn es so scheint, diese Episode des massiven Holzeinschlags ist nicht die größte Gefahr für den Wald, sagt Timothy Killeen. Der Umweltwissenschaftler hat ebenfalls für Conservation International in Kambodscha gearbeitet und ein Buch über die Kardamomberge geschrieben.

"Es gibt nie mehr als 10 bis 15 wertvolle Baumarten in einem tropischen Wald", sagt Killeen. "Nimmt man die alle weg, bleiben immer noch 500 andere Arten. Die sind einfach nicht so bedeutend. Aber der Wald ist noch da."

Diese Aussage mag im ersten Moment verwirrend sein. Noch mehr, wenn man sich einen Artikel in der Phnom Penh Post vor Augen führt, der Conservation International beschuldigt, bei illegaler Abholzung ein Auge zuzudrücken. Die NGO besteht darauf, dass sie rechtswidrige Lichtungen nicht duldet, sagt Killeen. Trotzdem sei die Frage vielschichtiger, ob nun das Fällen von Bäumen den Wald tatsächlich gefährdet oder nicht.

"Die Armen gehen in den Wald und fällen einen Baum, sie schneiden ihn in Stücke und transportieren diese auf dem Rücken aus dem Wald heraus. Die werden nie eine massive Bedrohung für den Wald sein", sagte er. "Die Auswirkungen und die Menge des illegal gerodeten Waldes sind gering." Wenn ein Baum gefällt wird, wächst oft ein anderer nach.

Brandrodung

Illegaler Holzeinschlag in einem Maß, wie es Killeen beschreibt, wird keinen Wald auf einen Schlag vernichten. Das schafft allerdings Brandrodung, eingesetzt, um Anbauflächen für die Landwirtschaft zu gewinnen. Sie räumt das Land in seiner Gesamtheit leer.

Die lokalen Gemeinden sind dazu angehalten, nicht mehr Fläche als vereinbart, zu roden, sagt Farrell. In der Realität wird allerdings immer noch Wald im größen Stil vernichtet. Diese Praxis kommt auch der Grenze der Kardamomberge selbst gefährlich nahe.

Auch der Einsatz von Brandrodung geht auf die Roten Khmer zurück. Das Zentrum der Kardamomberge war der letzte Rückzugsort der Rebellen. Sie vertrieben die Einwohner und verbrannten deren Land.

Als die Roten Khmer schließlich geschlagen wurde, kehrten die ursprünglichen Bewohner des besetzten Gebiets als rechtlose Siedler zurück. 1998 hat die Regierung Regeln für den Landbesitz geschaffen. Allerdings oft auf Kosten der Armen. Deren Land wurde an #link:http://news.mongabay.com/2011/03/cambodians-prevented-from-protesting-destruction-of-their-forest/:Firmen mit langen Nutzungsrechten# verkauft, die dort auf Tausenden Hektar begannen, Zuckerrohr, Kautschuk oder Palmöl anzubauen.

Der Anbau von Monokulturen wie Palmöl hat deutliche negative Auswirkungen auf die Umwelt. Allerdings, sagt Tim Forsyth, ein Professor an der London School of Economics, gibt es noch ein weiteres Problem. "Meiner Meinung nach ist die größte Bedrohung im Moment die gleiche wie in den letzten 20 Jahren. Wälder und landwirtschaftliche Nutzflächen werden in Monokultur und industrielle Baumplantagen umgewandelt", sagte Forsyth. "Die Leute sind ganz versessen darauf, Bäume zu pflanzen, weil sie denken, dass es gut für die Umwelt ist."

Wasserkraft

Die Einheimischen glauben oft, dass sich eine größere Anzahl Bäume positiv auf den Wasserhaushalt auswirkt, sagt er weiter. Aber diese Annahme ist nicht richtig. Die Blätter von Teakbäumen beispielsweise sind so groß, dass sie bei Regen für wesentlich größere Wassertropfen sorgen, die der Boden nicht so gut aufnehmen kann. Guter Boden, auf der anderen Seite, ist Grundvoraussetzung für Wasserkraft, eine Energieform, die in Kambodscha stark wächst.

Der durchschnittliche Jahresstromverbrauch des Landes wird sich bis 2024 wohl verdreifachen. Deshalb planen chinesische Unternehmen, mehr Stauseen zu errichten, 10 davon gibt es bereits in der Nähe des geschützen Waldes in den Kardamombergen, einen auch innerhalb der Schutzzone. Wie gut diese Dämme arbeiten können hängt stark von der Qualität des Bodens ab, sagt Killeen. Und der Erhalt von endemischen Bäumen ist entscheidend dafür, dass die Boden an Ort und Stelle bleibt.

"Wenn sich das Wasserbecken mit Erde anstelle von Wasser füllt, bedeutet das weniger Energiegewinn und am Ende weniger Einkommen", sagte er. "Das ist ein ganz klarer ökonomischer Grund. Nur, wenn die Wasserscheide oberhalb der Talsperre geschützt ist, kann die Lebensdauer der Anlage gewährleistet sein."

Photo: Arbeiter an einem Bewässerungssystem in Kambodscha (Quelle: Department of Foreign Affairs and Trade)
Brandrodung schafft Raum für mehr Landwirtschaft, zerstört dabei aber den wertvollen WaldBild: CC BY 2.0/Department of Foreign Affairs and Trade
Photo: Siam-Krokodile (Quelle: CC BY-SA 3.0/SuperJew)
Die Kardamomberge sind auch die Heimat der seltenen Siam-KrokodileBild: CC BY-SA 3.0/SuperJew
Photo: Kardamompflanzen (Quelle: CC BY 2.0/Eduardoferreira)
Illegales Holzfällen ist nicht immer nur dramatisch, sagen UmweltschützerBild: CC BY 2.0/Eduardoferreira