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Kambodscha und Thailand kämpfen weiter

23. April 2011

Der Grenzkonflikt zwischen Thailand und Kamdbodscha dauert an. Mehrere Soldaten wurden getötet, viele verletzt. Zankapfel ist erneut ein Tempel, den beide Länder für sich beanspruchen.

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Thailändische Soldaten an der Grenze zu Kambodscha (Foto: picture-alliance/dpa)
An der Grenze sprechen wieder die WaffenBild: picture alliance/dpa

Die Nachbarstaaten Thailand und Kambodscha kommen nicht zur Ruhe. Am Samstag (23.04.2011) wurden bei stundenlangen Schusswechseln im Grenzgebiet nach offiziellen Angaben mindestens vier Soldaten getötet. Insgesamt starben damit seit Freitag elf Menschen, mehr als 40 wurden verletzt.

Beide Seiten werfen sich gegenseitig vor, die Kämpfe provoziert und mit dem Beschuss angefangen zu haben. Kambodscha beschuldigte nun Thailand, Streubomben und Giftgas-Granaten eingesetzt zu haben. Das thailändische Außenministerium wies den Vorwurf zurück. Das kambodschanische Verteidigungsministerium rief Thailand auf, "diese wiederholten absichtlichen Akte der Aggression" zu unterlassen und die Feindseligkeiten einzustellen.

Nur zaghafte Versuche der Einigung

Kambodschaner flüchten in Fahrzeugen vor den Gefchten (Foto: picture-alliance/dpa)
Nachbarn, die zu Feinden werden: Kambodschaner fliehen vor den GefechtenBild: Picture-Alliance/dpa

Der Sprecher des thailändischen Militärs, Oberst Sansern Keowkamnerd, sagte, die Minister und die Streitkräfte beider Länder hätten Verhandlungen über einen Waffenstillstand begonnen. Thailands Regierungschef Abhisit Vejjajiva hatte am Freitag geäußert, "überall, wo Truppen so nah beieinander stationiert sind, ist die Gefahr von Zusammenstößen groß".

Tausende Menschen, die auf beiden Seiten des Grenzverlaufs wohnen, waren vor den schweren Kämpfen geflohen. Der kambodschanische Fernsehsender Bayon TV zeigte am Freitagabend Bilder beschädigter Häuser.

Indonesien, das zurzeit den Vorsitz der Organisation der südostasiatischen Staaten (ASEAN) innehat, rief die beiden Staaten zur Waffenruhe auf. Sie sollten nun alles unternehmen, um die Grenzstreitigkeiten zu lösen.

Langer Kampf um begehrte Ruinen

Bei den Kämpfen geht es um Land und um Kulturgut. Schauplatz war dieses Mal die Tempelanlage "Ta Krabei", die im Thailändischen "Ta Kwai" genannt wird. Sowohl Thailand als auch Kambodscha beanspruchen die Tempelanlage und das angrenzende Land für sich.

Der knapp 800 kilometerlange Grenzverlauf zwischen beiden Ländern ist umstritten. An vielen Stellen ist der Verlauf nicht genau geregelt. Einige der Grenzsteine fehlen.

Diplomatie versagte bislang

Kambodschanischer Tempel Preah Vihear (Foto: picture-alliance/dpa)
Weltkulturerbe und Zankapfel: Preah VihearBild: picture alliance/dpa

Erst im Februar 2011 war es zu Kämpfen um den Tempel "Preah Vihear" zwischen beiden Seiten gekommen. Die aktuellen Kämpfe fanden nach Militärangaben rund 250 Kilometer westlich davon statt.

"Preah Vihear" gehört seit 2008 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Der Internationale Gerichtshof in Den Haag hatte bereits 1962 die Region rund um diese Anlage Kambodscha zugesprochen - sehr zur Verärgerung der Thailänder, die das Gebiet weiter für sich beanspruchen.

Spielt die innenpolitische Lage in Thailand eine Rolle?

Da Thailand kurz vor den Wahlen steht, waren in der Nacht zum Freitag Gerüchte aufgekommen, dass das Militär kurz vor einem Putsch stehe. Neben den Kämpfen an der Grenze gab es auch eine Militärübung unweit von Bangkok. Während dieser war es zu einem Ausfall der Fernsehsignale in der gesamten Gegend gekommen. Armeechef Prayuth Chan-ocha beteuerte jedoch, dass das Militär keinesfalls vorhabe, einen Putsch zu organisieren.

Das thailändische Militär hat seit 1930 18 Mal geputscht. Die politische Lage im Land ist zudem angespannt, Thailand ist tief gespalten. In den kommenden zwei Wochen sollen das Parlament aufgelöst und Neuwahlen ausgerufen werden.

Vor etwa einem Jahr hat der Aufstand der Oppositionsbewegung der Rothemden die thailändische Regierung massiv unter Druck gesetzt. Sie forderten Neuwahlen. Die Regierung konnte das Ende des Protests erst durch den Einsatz von Panzern erzwingen. Mindestens 25 Rothemden wurden getötet.

Autor: Nicole Scherschun (dpa, rtr, dapd)
Redaktion: Ursula Kissel