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Kaliningrad verzeichnet Rückgang deutscher Investitionen

9. Februar 2006

Zu wenig deutsches Kapital fließe nach Kaliningrad, wurde auf einem deutsch-russischen Forum in Berlin bemängelt. Der neue Gouverneur Kaliningrads will jetzt mit einer klaren Investitionspolitik für Wachstum sorgen.

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Kaliningrad setzt auf Investitions-BoomBild: dpa

Die russische Fluggesellschaft KD Avia bietet von nun an zwei Mal pro Woche Flüge zwischen Kaliningrad und Berlin an. Anlässlich der Eröffnung der Flugverbindung besuchte eine Delegation des Gebiets Kaliningrad die deutsche Hauptstadt. Der Delegation gehörten der neue Gouverneur des Gebiets Kaliningrad, Georgij Boos, der Berater des russischen Präsidenten Sergej Jastrschembskij sowie mehr als 100 Unternehmer an.

Instabilität und Korruption

Auf dem deutsch-russischen Business-Forum in Berlin erklärte Jastrschembskij, Deutschland sei der wichtigste Handelspartner Russlands. Er betonte: "Deutschland ist der größte Investor in die russische Wirtschaft. Aber die Tatsache, dass das deutsche Kapital, was das Gebiet Kaliningrad betrifft, sich zurückhält und dass sogar ein Rückgang der Investitionen festzustellen ist, ruft Besorgnis und Erstaunen hervor." Es gibt aber keinen Grund, erstaunt zu sein. Unter deutschen Geschäftsleuten gilt Kaliningrad als aussichtsreiche, aber instabile Region, wo es keine klare Investitionspolitik gibt, die Spielregeln ständig geändert werden und wo die Korruption blüht.

Ziel ist Investitions-Boom

Außer zwei bis drei Parade-Projekten, wie beispielsweise dem Gemeinschaftsunternehmen Awtotor, wo 6.000 BMW-Fahrzeuge pro Jahr gefertigt werden, ist die deutsch-russische Zusammenarbeit in dieser Region nicht weiter vertieft worden. Jetzt soll sich alles ändern. Der vor kurzem ernannte Gouverneur des Gebiets Kaliningrad, Boss, erklärte, er wolle in seiner Region für ein schnelles Wirtschaftswachstum sorgen. Er betonte: "Wir brauchen einen Investitionsboom, eine Investitionsrevolution im positiven Sinne." Dafür will Boos, dessen deutsche Vorfahren sich im 18. Jahrhundert in Russland niederließen, deutschen Investoren Planungssicherheit und Stabilität gewährleisten.

Deutsches Visum bald in Kaliningrad erhältlich

Ein qualifizierter Arbeiter verdient in Kaliningrad durchschnittlich vier Euro pro Stunde, deutlich weniger als in der Europäischen Union. Die niedrigen Produktionskosten und die geografische Nähe zur EU machen die Region besonders attraktiv. Dem stimmt der neue deutsche Generalkonsul im Gebiet Kaliningrad, Guido Herz, zu. Er unterstrich, Kaliningrad sei eine Enklave in der Europäischen Union, was auch Vorteile mit sich bringe. Herz meint, dass Kaliningrad ein untrennbarer Teil Europas werden könnte. Dazu müsste die russische, aber auch die deutsche Seite beitragen. Unter anderem stellte der deutsche Generalkonsul in Aussicht, dass die Menschen im Gebiet Kaliningrad bald ein deutsches Visum vor Ort werden erhalten können, und dafür nicht mehr nach Sankt Petersburg oder Moskau werden fahren müssen.

Oleg Sinkowskij, Berlin
DW-RADIO/Russisch, 4.2.2006, Fokus Ost-Südost