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'Wir sind machtlos'

24. Oktober 2007

Die Feuerwehr hat eingeräumt, dass die verheerenden Waldbrände in Kalifornien nicht zu stoppen sind. Inzwischen sind 500.000 Menschen auf der Flucht, knapp eine Million wurden zur Evakuierung aufgefordert.

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Ein Feuerwehrmann bei Running Springs, Quelle: AP
Ein Feuerwehrmann bei Running SpringsBild: AP/The Press-Enterprise, Greg Vojtko

Randa Najjar und ihre Tochter Shareen, 14, sehen zu, wie sich das Feuer Haus in Silverado nähert, Quelle: AP
Randa Najjar und ihre Tochter Shareen, 14, sehen zu, wie sich das Feuer Haus in Silverado nähertBild: AP

Das Ausmaß der Waldbrände im US-Bundesstaat Kalifornien übersteigt alle Befürchtungen: Behörden sprechen von der schlimmsten Brandkatatastrophe und den umfangreichsten Evakuierungen aller Zeiten in Kalifornien. Das Inferno trieb bis zum Mittwoch fast eine Million Menschen in die Flucht. Etwa 12.000 Menschen strömten in das ins Qualcomm-Sportstadion in San Diego. Dort bauten die Behörden ein Lager mit Matratzen, Decken und Lebensmitteln auf. "Anders als bei früheren Katastrophen haben wir hier dafür gesorgt, dass die Leute vor Ort, der Staat und die Bundesbehörden ganz schnell handeln", sagte Gouverneur Arnold Schwarzenegger.

Die Zahl der Todesopfer durch das Inferno stieg unterdessen auf mindestens fünf. Wie die Behörden am Dienstag (24.10.2007, Ortszeit) weiter mitteilten, wurden zudem 70 Menschen verletzt.

Die "Los Angeles Times" berichtete, dass 1155 Häuser niederbrannten. Mindestens 16 Brandherde wüteten in einem Katastrophengebiet, das sich vom Norden Los Angeles' bis südlich der Grenze zu Mexiko erstreckte.

Außer Kontrolle

Die Feuerwehr räumte unterdessen ein, dass sie die Brände nicht unter Kontrolle bringen kann, solange der heftige Ostwind andauert. Das Feuer habe eine so große Ausbreitung erreicht, dass es bis zum Pazifik vorstoßen werde, sagte der Feuerwehrchef von San Diego, Kirk Humphries. "Wir können einiges retten, aber wir können es nicht stoppen."

Flüchtlinge in einer Schule in Jamul, Quelle: AP
Flüchtlinge in einer Schule in JamulBild: AP

7000 Feuerwehrleute kämpften am Rande der Erschöpfung gegen 19 Brandherde, berichtete der Fernsehsender CNN. "Wir sind völlig am Ende, aber es bleibt keine Zeit sich auszuruhen", sagte ein Feuerwehrmann dem Sender. Unter den Feuerwehrleuten waren auch etwa 2600 in der Brandbekämpfung geschulte Häftlinge. Der Feuerwehrchef des Bezirks Orange warnte, seine Leute könnten wegen der großen Zahl der Brände den Flammen kaum Herr werden. Es fehle vor allem an Unterstützung aus der Luft.

Nationalgarde mobilisiert

Das US-Verteidigungsministerium in Washington kündigte Unterstützung mit Hubschraubern und Spezialflugzeugen an. Zusätzliche Kräfte der Nationalgarde wurden mobilisiert, die Armee stellte Tausende Feldbetten für Menschen auf der Flucht vor den Flammen bereit - auch in drei ihrer kalifornischen Stützpunkte.

Auch aus dem All sind die Feuer zu sehen, Quelle: AP
Auch aus dem All sind die Feuer zu sehenBild: AP

Auch im Prominentenort Malibu kämpften Feuerwehrleute weiter gegen Flammen. Hier war der Brand am Dienstagabend zu fünfzehn Prozent eingedämmt. Die meisten Feuer brannten nach Behördenangaben noch vollkommen außer Kontrolle. Nur an wenigen Stellen konnte Entwarnung gegeben werden. Allerdings erhielten am Dienstag einige Anwohner grünes Licht für die Rückkehr in ihre unversehrten Häuser

Plünderer festgenommen

Nach der Festnahme zweier mutmaßlicher Plünderer in Ramona warnten die Justizbehörden von San Diego, wer auch immer während der Brandkatastrophe beim Plündern erwischt werde, werde unnachgiebig verfolgt. Kaliforniens Gouverneur Arnold Schwarzenegger sicherte seinen Mitbürgern zu, Feuerwehrleute und Behörden würden nicht eher ruhen, "bis jeder sicher ist".

Arnold Schwarzenegger auf dem Weg zum schwer betroffenen Lake Arrowhead, Quelle: AP
Arnold Schwarzenegger fliegt zum schwer betroffenen Lake ArrowheadBild: AP

US-Präsident George W. Bush will die Region am Donnerstag besuchen. Er rief den Bundesnotstand in den sieben betroffenen Bezirken aus, was eine beschleunigte Katastrophenhilfe ermöglicht. "Wir schicken allen Betroffenen unsere Gebete und Gedanken, und wir schicken auch die Hilfe der Regierung", versprach Bush in Washington.

Ein Ende des Infernos war zunächst nicht in Sicht. Noch immer liegen die Tagestemperaturen in der Region bei weit über 30 Grad, den Sommer über hatte es kaum geregnet. Es wurde erwartet, dass der heiße Wüstenwind die Brände auch in den kommenden Tagen weiter anfacht. Frühestens am Donnerstag ist nach den Vorhersagen der Meteorologen mit einem Abschwächen der stürmischen, heißen Santa Ana-Winde zu rechnen. (stu)