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Dürre

Mio Soric, Kalifornien14. Februar 2014

Hunderten von Farmern und Ranchern in Kalifornien droht die Pleite, weil es seit Monaten kaum regnet. Riesige Ackerland-Gebiete können nicht genutzt werden. Landwirte kritisieren die Regierung.

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Ausgetrockneter See Kalifornien Lizens: http://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/
Bild: CC/wanderbored

Ryan Jacobsen und seine Familie bewirtschaften ihr Land schon in der vierten Generation. Seine Vorfahren waren Russlanddeutsche und stammen aus dem Wolgagebiet. Vor über 100 Jahren siedelten sie sich in Zentral-Kalifornien an, in der Kleinstadt Fresno, zwei Autostunden südöstlich von San Francisco. Sie bauen Wein an, haben Gemüsefelder und Obstplantagen. Mit seinem über 90-jährigen Großvater redet er gerne über vergangene Zeiten.

"Es hat immer mal wieder Trockenperioden gegeben. Doch in der Familie kann sich niemand an eine solche Dürre erinnern", sagt der 34-jährige Landwirt. Seit drei Jahren hat es kaum geregnet. Viele Felder trocknen aus. Der hoch gewachsene, schlaksige Ryan steht vor einem seiner Felder und zeigt, wie sparsam er - und inzwischen auch Landwirte in der Nachbarschaft - mit dem kostbaren Nass umgehen: Lange Schläuche, die etwa eine Handbreit unter der Erde verlegt worden sind, führen Wasser direkt zu den Wurzeln der Rüben. "Hier verdunstet nichts", erklärt er. Das Wasser wird viele Meilen durch Kanäle hierher transportiert. Es stammt von einem der Stauseen in der Umgebung.

Kaum Wasser in Stauseen

Dürre in Kalifornien

Einer davon ist das San Luis Reservoir. Jetzt im Winter müsste der See eigentlich bis zum Rand gefüllt sein, denn normalerweise regnet es in der kalten Jahreszeit viel. Hinzu kommt das Schmelzwasser aus den Bergen, das im Frühjahr die Seen speist. Doch weil der Regen ausbleibt, ist der See nur zu 40 Prozent gefüllt. Das sonst grüne Seeufer gleicht jetzt einer braun verkrusteten Mondlandschaft. Sie wird immer breiter, je mehr der Wasserspiegel fällt.

Das Wasser aus diesem See ist teuer. Um ein kleineres Feld ein paar Stunden bewässern zu lassen, berappen Farmer rund 100 US-Dollar. Die Kosten für die Bewirtschaftung des Landes steigen. Höhere Preise für die Produkte können aber nicht immer an die Kunden weitergegeben werden. Denn der Wettbewerb in der Landwirtschaft ist hart. Zunehmend drängen lateinamerikanische Länder mit ihren Erdbeeren, Trauben oder Nüssen auf den US-Markt.

"Irgendwann kommt der Punkt, da lohnt sich der Anbau nicht mehr", so Fotis Bilios. Er arbeitet eine halbe Autostunde von Fresno entfernt auf einer Großfarm. Hier sind 300 Landarbeiter fest angestellt. Tausende von Saisonarbeitern helfen ebenfalls pro Jahr 80 Millionen Dollar Umsatz zu erwirtschaften. Doch die Gewinne brechen ein, seitdem der Regen ausbleibt. "Ein Viertel des 7100 Hektar großen Farmlandes liegt brach", sagt der 43-Jährige bei einer Rundfahrt durch das Gebiet. Die Großfarm "Stamoulis" gehört zu den modernsten in Kalifornien. Fotis Bilios ist zuversichtlich, dass das Unternehmen diese Dürre-Periode überleben wird. "Viele kleine Höfe haben es deutlich schwerer", meint er.

Ein Traktor auf einem Feld (Foto: Stefan Czimmek, DW)
Wenn die Dürre anhält, werden viele Farmer und Rancher Pleite gehenBild: DW/S. Czimmek

Farmer melden Konkurs an

Hunderte von Landwirten stehen vor dem Aus, sagt Juliet Christian-Smith von der Umweltorganisation "Union of Concerned Scentists" in San Francisco. In den kommenden Monaten werde es zwar gelegentlich regnen. Doch das reiche nicht aus, um die Stauseen wieder zu füllen. Düstere Aussichten für den - mit jährlichen 50 Milliarden Dollar Umsatz - wichtigsten Wirtschaftszweig Kaliforniens.

Warum bleibt der Regen aus? "Ich glaube, dass die Trockenheit eine der Folge des Klimawandels ist", sagt Juliet Christian-Smith. Dafür gilt es die Amerikaner zu sensibilisieren. Genau das versucht der kalifornische Gouverneur Jerry Brown, der unlängst den Wasser-Notstand ausgerufen hat.

Die Behörden schätzen, dass wegen der Dürre rund 200.000 Hektar Ackerland nicht genutzt werden können. Der Schaden beläuft sich laut Regierung sich auf rund fünf Milliarden Dollar.

Zu den Ursachen der Dürre gehört, dass sich die Einwohnerzahl Kaliforniens in den letzten vier Jahrzehnten auf inzwischen 38 Millionen Einwohner verdoppelt hat: Mehr Menschen verbrauchen mehr Wasser.

Fotis Bilios ist - wie die meisten Farmer - auf die Regierung nicht gut zu sprechen. Seiner Meinung nach wird zu viel Wasser in die Millionenstädte wie Los Angeles und San Francisco gepumpt. Er fragt sich, was wichtiger ist: "Dass die Menschen lange duschen oder etwas zu essen bekommen?" Der Kampf ums Wasser - er hat gerade erst begonnen.