Kakao-Anbau in São Tomé und Príncipe: Hoffen auf den Aufschwung
Der afrikanische Inselstaat São Tomé und Príncipe versucht, den Anbau seines Hauptexportguts Kakao zu modernisieren. Jahrzehntelang lagen die Plantagen danieder. Nun machen neue Initiativen wieder Hoffnung.
Die Arbeit auf den Plantagen beginnt früh
Bei Tagesanbruch beginnt die Arbeit auf der Plantage Roça Olivais Marim im Süden der Insel São Tomé. Kakao war einst das Hauptexportgut des Inselstaats São Tomé und Príncipe. Als 1975 die Plantagen verstaatlicht wurden, brach die Produktion ein auf unter 3000 Tonnen im Jahr - weniger als zehn Prozent des Niveaus zuvor. Neue Initiativen machen nun Hoffnung auf eine Wiederbelebung des Anbaus.
Setzlinge gegen Landflucht
Nach der Nationalisierung der Kakao-Plantagen, die in São Tomé und Príncipe Roças genannt werden, folgten Jahre des Missmanagements. In den 90er Jahren privatisierte der Staat die Unternehmen schließlich wieder. Allerdings blieben auch danach viele Ländereien ungenutzt. Die Bevölkerung verließ das Landesinnere. Jetzt aber werden 2500 Hektar wieder urbar gemacht und mit neuen Setzlingen bepflanzt.
Ideales Klima
Eine Landarbeiterin bereitet Setzlinge für die Neubepflanzung der einst verlassenen Plantage Roça Granja vor. São Tomé und Príncipe besitzt ideale Bedingungen für den Kakao-Anbau: vulkanische Böden und tropisches Klima. Statistiken aus der portugiesischen Kolonialzeit zeigen, dass damals nur 15 Großunternehmen auf 60.000 Hektar mehr als 36.000 Tonnen Kakao pro Jahr produzierten.
Brasilianische Wurzeln
Der Kakao-Anbau begann 1822 auf der kleineren der beiden Inseln des Landes, der Ilha do Príncipe. Portugiesische Siedler hatten die ersten Pflanzen aus Brasilien mitgebracht. Während des Kakao-Booms im 19. Jahrhundert warben die Kolonialherren Arbeiter in anderen portugiesischen Kolonien an – vor allem auf den Kapverden und in Angola. Sie arbeiteten teilweise unter unmenschlichen Bedingungen.
Neue Formen der Landwirtschaft
Die Roça Santa Luzia, eine Plantage auf der Insel São Tomé, wird mit Hilfe von Traktoren bewässert. Sie gehören der Kooperative CECAB, die auf biologischen Anbau setzt. Kakao ist sehr gut für umweltschonende Landwirtschaft geeignet, da er auch im Schatten anderer Bäume wachsen kann. So können Kakao-Farmen mehr Arten beherbergen als Plantagen mit anderen Export-Monokulturen wie Soja.
Begehrt auf dem Weltmarkt
Die Kakao-Sorte Amelonado kommt ursprünglich aus dem Amazonas-Becken in Südamerika und war die erste in São Tomé und Príncipe angebaute Variante. Diese Unterart des sogenannten Forastero-Kakaos ist auf dem Weltmarkt sehr begehrt und gilt als die weltweit am meisten angebaute Art. Auch heute ist der Amelonado in São Tomé und Príncipe weitverbreitet.
Vergessene Sorten wieder entdecken
Die Kakao-Produzenten bemühen sich, alte, über die Jahre in Vergessenheit geratene Varianten wieder einzuführen. Darunter sind viele Hybride, also Kreuzungen verschiedener Kakao-Unterarten. Der Kakao-Baum kann bis zu zwölf Meter hoch werden. Seine Früchte werden in der Regel etwa 30 Zentimeter lang. Sie sind grün, rötlich oder gelb, wobei sie beim Reifen dazu tendieren gelber zu werden.
Trocknen mit Sonnenenergie
Nachdem die reifen Kakao-Früchte eingesammelt sind, müssen sie getrocknet werden. Auf der Roça Morro Peixe wird zum Trocknen die Kraft der Sonne genutzt. Mit einem Holzgerüst und Plastikplanen haben die Arbeiter hier ein Treibhaus gebaut, das ohne zusätzliche Energie die nötige Temperatur erreicht. So wird die Umwelt geschont, da kein Holz zum Trocknen verbrannt werden muss.
Aufwändige Handarbeit
Vor dem Verpacken sortieren auf der Roça Santa Margarida Arbeiterinnen schlechte Kakao-Bohnen aus. Diese Arbeit erfordert hohe Konzentration und geschickte Hände. Dafür sind hier Nachfahren von Vertragsarbeitern aus den Kapverden zuständig. Sie gehören zu den wenigen Arbeitern, die auch in den wirtschaftlich schlechten Zeiten die Plantage nicht verlassen haben, um in die Stadt zu ziehen.
Verpacken für die Reise nach Europa
Der Kakao wird in Säcke verpackt, damit er exportiert werden kann. Ein Großteil der Produktion von São Tomé und Príncipe geht nach Europa, vor allem in die klassischen Schokoladen-Länder Frankreich und Schweiz. São Tomé und Príncipe hofft, mit neuen Initiativen wieder an alte Zeiten als weltweit bekannter Kakao-Großproduzent anknüpfen zu können.