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Kaiser's Tengelmann wartet sich krank

10. September 2016

Die Übernahme durch Edeka sollte der Befreiungsschlag für Kaiser's Tengelmann werden. Doch das juristische und politische Hick-Hack verzögert die Rettung. Derweil geht es der Supermarktkette immer schlechter.

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Die Logos von Kaiser's-Tengelmann und Edeka (Foto: Imago)
Bild: Imago

Nach zweijähriger Hängepartie um den Verkauf der Supermarktkette Kaiser's Tengelmann an Edeka reißt Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub offenbar der Geduldsfaden. Haub plane einen Kahlschlag und wolle auf einer außerordentlichen Aufsichtsratssitzung am 23. September die Schließung von Filialen und den Abbau von 5000 Arbeitsplätzen durchdrücken, berichtet die "Westdeutsche Allgemeine Zeitung". Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur (dpa) sind sogar mindestens 8000 Jobs akut gefährdet. Die Kette mache inzwischen monatlich zehn Millionen Euro Verlust und könne nicht mehr auf eine juristische Lösung im Streit um die Ministererlaubnis für den Zusammenschluss mit Edeka warten.

"Es geht ums Eingemachte"

Eine Tengelmann-Sprecherin bestätigte inzwischen, dass für den 23. September eine außerordentliche Aufsichtsratssitzung anberaumt sei. Zum Inhalt der Sitzung wollte sie jedoch nichts sagen. Wie die dpa weiter erfuhr, leidet die Kette unter sinkenden Kundenzahlen. Außerdem hätten wichtige Mitarbeiter, etwa aus der IT, gekündigt. Kaiser's Tengelmann laufe deshalb die Zeit davon. "Es geht ums Eingemachte", heißt es in Branchenkreisen.

Im Gezerre um die Übernahme von Kaiser's Tengelmann durch Edeka hatte das Oberlandesgericht Düsseldorf zuletzt die von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel erteilte Ministererlaubnis für den Zusammenschluss vorläufig gestoppt. Eine juristische Klärung kann Jahre dauern. Statt die Verluste in der Supermarktsparte weiter auszugleichen, neige Tengelmann-Chef Haub nun zur Aushandlung eines gleichermaßen teuren Sozialplans, um Filialen mit roten Zahlen loszuwerden. In diesem Falle wäre allerdings Gabriels Ministererlaubnis hinfällig.

Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel
Bundeswirtschaftsminister Sigmar GabrielBild: picture-alliance/dpa

Die wettbewerbspolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag, Katharina Dröge, forderte den Bundeswirtschaftsminister auf, seinen Kurs zu überdenken und mit Kaiser's Tengelmann "über rechtssichere Alternativen" zu verhandeln. Ein anteiliger Verkauf der Filialen an verschiedene Supermarktketten - nicht nur an Edeka allein - wäre nach Einschätzung der Grünen von Anfang an die bessere Alternative gewesen. Das Bundeswirtschaftsministerium war zu keinem Kommentar bereit.

rb/jj (afp, dpa, rtr)