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Ein aktiver Vermittler

Peter Philipp18. Mai 2007

Jordaniens König Abdullah II bin al-Hussein genießt in der Region einen Sonderstatus bei der Lösung politischer Probleme. Für sein Land selbst versucht er dabei immer wieder, internationale Unterstützung zu erhalten.

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Abdullah II bin al-Hussein, Quelle: AP
Der König des haschemitischen Königreichs Abdullah II bin al-HusseinBild: AP

König Abdullah von Jordanien ist ein viel beschäftigter Mann: Innerhalb weniger Tage trifft er sich im süd-jordanischen Hafenort Aqaba mit US-Vizepräsident Dick Cheney, ist in der historischen Nabatäer-Stadt Petra Gastgeber für 44 Nobelpreisträger aus aller Welt, hat eine Unterredung mit dem israelischen Ministerpräsidenten Ehud Olmert und bereitet sich auf das diesjährige Weltwirtschaftsforum Nahost (WEF) vom 18. bis 20. Mai am Toten Meer vor. Und nur überraschende Sandstürme zu Beginn der Woche hinderten ihn daran, mit dem Hubschrauber nach Ramallah zu fliegen, um sich dort mit Palästinenser-Präsident Mahmud Abbas zu treffen.

Mehr Bedeutung gewinnen

Der jordanische Monarch versteht es, sein Land als aktiven Spieler in Nahost zu präsentieren und ihm dadurch mehr Bedeutung zukommen zu lassen, als man ihm im Ausland auf den ersten Blick beimisst.

So bedrängt der König die USA, rasch eine zufrieden stellende Regelung für den Irak zu finden, er beschwört die Israelis, den arabischen Friedensplan von Riad ernsthaft in Erwägung zu ziehen und seine Botschaft an die Palästinenser ist ebenso klar: Hamas und Fatah sollen ihre Rivalitäten und Streitigkeiten beenden und sich gemeinsam einem Friedensprozess mit Israel zuwenden.

80 Prozent Jugendliche

Für Jordanien selbst versucht König Abdullah, eine Verstärkung der internationalen Unterstützung zu erreichen: Die Nobelpreisträger, die sich jetzt schon zum dritten Mal in Petra treffen, sollen Bildungsinitiativen für die Jugend des Landes unterstützen. Die Teilnehmer des WEF – in erster Linie High Tech-Firmen und NGOs – sollen Jordaniens Weg in eine Zukunft der Technologie ebnen und ausweiten.

Jordanien hat knapp sechs Millionen Einwohner, davon sind 80 Prozent unter 18 Jahren - da sind solche Initiativen sehr wichtig, denn in Ermangelung von nennenswerten Bodenschätzen ist diese Jugend das wichtigste Kapital des Landes. Wie schon bei früheren WEF-Treffen werden auch diesmal gemeinsame Initiativen auf den Bereichen Bildung und Entwicklung beschlossen werden – Initiativen, von denen beide Seiten profitieren.

Wichtige Gespräche am Rande

Ganz nebenbei treffen sich während des WEF am Toten Meer auch Vertreter der G11-Gruppe - eines lockeren Staatenverbands, der von König Abdullah im Herbst 2006 ins Leben gerufen wurde und so unterschiedliche Staaten wie Nicaragua, Indonesien, Pakistan oder Bosnien umfasst. Das sind Staaten mit niedrigem bis mittleren Einkommen, die bei gelegentlichen Treffen ihre gemeinsamen Interessen und Nöte formulieren und diskutieren wollen.

Viel wichtiger als die offiziellen Ergebnisse solcher Konferenzen und Treffen sind die inoffiziellen Begegnungen und Kontakte, die es in ihrem Umfeld gibt und die Wirkung, die diese Treffen auf die Öffentlichkeit haben. Weil Jordanien neben Ägypten das einzige arabische Land im Frieden mit Israel ist, treffen hier auch regelmäßig Israelis und andere Araber zusammen. Als enger Verbündeter der USA ist Jordanien auch hier eine Brücke - ebenso in der Frage des Irak: Zusammen mit Saudi-Arabien versucht Jordanien, die Interessen der sunnitischen Glaubensbrüder im Irak zu wahren und bemüht sich deswegen um eine gerechte Lösung für das Nachbarland, mit dem Jordanien so lange und so eng verbunden war.

Enge Bindung an die Palästinenser

Mit den Palästinensern schließlich fühlt sich Jordanien auch nicht erst seit gestern verbunden: Mindestens zwei Drittel der Bevölkerung ist palästinensischen Ursprungs und man ist in Amman schon allein deswegen an einer Regelung des zentralen Nahostkonflikts interessiert. Ganz abgesehen davon, dass dieser Konflikts sich immer schon direkt auf Jordanien selbst ausgewirkt hat.

Selbst König Abdullah dürfte bei all dem aber nicht vermessen sein zu glauben, dass er und sein Land eine zentrale Rolle bei der Lösung der regionalen Probleme spielen können. Er setzt aber alles daran, neben Ägypten – und in jüngster Zeit auch Saudi-Arabien – zu den aktiven Spielern auf der nahöstlichen Bühne zu gehören. Und das tut er sehr erfolgreich.