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König Abdullah - der saudische Reformer

3. August 2010

Im August 2005 bestieg Abdullah bin Abdulaziz den Thron von Saudi-Arabien. In den bisherigen fünf Jahren seiner Amtszeit hat König Abdullah das streng islamische Land in die Moderne geführt - mit behutsamen Reformen.

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König Abdullah von Saudi Arabien (Foto: dpa)
König Abdullah von Saudi-ArabienBild: AP

Kontinuität wird groß geschrieben im Königreich Saudi-Arabien. So war Abdullah Bin Abdulaziz der fünfte von 45 Söhnen des Staatsgründers Ibn Saud, der – am 3. August 2005 – den Thron des Königreichs bestieg.

Nachtleben in Saudi Arabiens Hauptstadt Riad (Foto: AP)
Nachtleben in Saudi-Arabiens Hauptstadt RiadBild: AP

Der bisherige König, Abdullahs Halbbruder Fahd, litt bereits in den zehn Jahren vor seinem Tod an den Folgen eines Schlaganfalls, so dass er die Amtsgeschäfte Kronprinz Abdullah überlassen musste. Dieser war nur drei Jahre jünger als der bei seinem Tod 84-jährige Monarch, und so schien das Prinzip der Kontinuität gewährleistet.

Reformen in vielen Bereichen

Dies sollte sich als Trugschluss erweisen, denn es gibt kaum einen Bereich, auf dem der neue König nicht Veränderungen herbeigeführt hätte. Sicher nicht immer von heute auf morgen, sondern teilweise langfristig vorbereitet in den Jahren seiner faktischen Regentschaft, seit seinem Amtsantritt dafür aber umso offener und entschlossener: Intern - gesellschaftlich und kulturell - ebenso wie in den auswärtigen Beziehungen: Gegenüber den USA, den Nachbarn in der Region und auch gegenüber Israel.

Mekka statt Marbella

König Fahd von Saudi Arabien (Foto: AP)
23 Jahre lang hatte König Fahd Saudi-Arabien regiertBild: AP

Vorgänger Fahd war noch Inbegriff saudischer Verschwendungssucht und von übertriebenem Luxus gewesen und deswegen zur Zielscheibe der Kritik konservativer Kreise geworden, weil sein Lebensstil im Widerspruch stand zur – gerade in Saudi-Arabien besonders strikt eingeforderten - "islamischen Lebensart". Unter Abdullah ließ dies rapide nach – zum Leidwesen des spanischen Luxus-Badeorts Marbella und der Londoner Casino-Betreiber. Hatte Fahd noch Millionen in die Verbreitung der saudisch-wahhabitischen Richtung des Islam investiert, so konzentrierte der neue König sich auf den Ausbau des eigenen Bildungswesens, den Bau neuer Universitäten und besserer Schulen.

Außenpolitisch hat Abdullah auch einen veränderten Kurs eingeschlagen. War Fahd noch unerschütterlich in seiner Bindung an die USA (Fahd: "Nach Gott zählen wir auf die USA"), so differenziert Abdullah: Er stand dem Irakkrieg George W. Bushs kritisch gegenüber, während Fahd sein Land noch in die Koalition von Bush Vater zur Befreiung von Kuwait eingebracht hatte. Abdullah reduzierte die saudische Unterstützung für islamistische Gruppen und Bewegungen weltweit, und er verschärfte den Kampf gegen Terroristen im Lande selbst. Diese Gruppen – an ihrer Spitze El Kaida – stellten eine Herausforderung an das saudische Königshaus dar, ihre Bekämpfung war nach dem 11. September 2001 aber auch ein klares Signal an die USA und den Rest der Welt, dass die meisten Täter des 11. September zwar Saudis waren, das Land sich aber eindeutig von ihnen distanziert.

Wichtige Vermittlerrolle

König Abdullah mit Syriens Staatschef Assad (Foto: AP)
König Abdullah hat sich auch als Vermittler im Nahen Osten einen Namen gemachtBild: AP

In dieselbe Kategorie von "Imagepflege" – obwohl es weit darüber hinausgeht - gehört sicher auch das unter Abdullah intensivierte Engagement Riads um die Entschärfung regionaler Konflikte und – vor allem – die Beilegung des Nahostkonflikts: Schon als Kronprinz hatte Abdullah die Arabische Liga 2002 in Beirut auf eine Friedensinitiative eingeschworen, die Israel Frieden und Anerkennung für die Rückgabe der 1967 eroberten Gebiete anbot. Diese Initiative wurde 2007 in Riad erneuert, sie blieb aber bis heute ohne offizielle israelische Reaktion. Aber sie ist und bleibt eine klare Abwendung von der offen israelfeindlichen Linie Fahds.

Auch ein anderer Bereich geht schließlich weit über den der Verbesserung der saudischen Reputation hinaus: König Abdullah setzt sich - unter anderem mit internationalen Konferenzen – wie 2008 in Mekka, Madrid und New York – intensiv für den Dialog der islamischen Welt mit anderen Weltreligionen ein.

Im Inneren wächst der Druck

2005 fanden zum ersten Mal Kommunalwahlen in Saudi Arabien statt (Foto: AP)
Im Jahr 2005 wurde zum ersten Mal in der Geschichte Saudi-Arabiens auf kommunaler Ebene gewähltBild: AP

Innenpolitisch-gesellschaftlich hat Abdullah erste Schritte in Richtung Reform unternommen. Etwa mit den ersten Gemeinderatswahlen, die 2005 abgehalten wurden, dann aber vier Jahre später nicht wiederholt wurden. Politische Parteien gibt es nicht, auch kein gewähltes Parlament. Stattdessen gibt es eine 90-köpfige "Beratende Versammlung" ("Majlis a-Shura"), deren Mitglieder vom König ernannt werden.

Abdullah dürfte allerdings bewusst sein, dass auch dies sich mit der Zeit ändern muss: Die immer besser ausgebildete Mittelschicht drängt nach Veränderung und auch auf dem innenpolitisch-gesellschaftlichen Bereich dürfte das Prinzip der Kontinuität deswegen nur noch von begrenzter Dauer sein.

Autor: Peter Philipp
Redaktion: Thomas Latschan